Die Einführung von Google for Jobs in Deutschland letzte Woche dürfte aufgrund der exorbitant dichten Berichterstattung in den HR-Medien sicherlich nicht an Ihnen vorbeigegangen sein. Auch ich habe den neuen Job-Such-Service einem ersten Praxistest unterzogen und darüber geschrieben.
Bei weiteren Tests und tieferen Recherchen hingegen fällt mein Urteil über Google for Jobs deutlich differenzierter aus. Heute und hier lesen Sie daher acht Gründe, warum Google for Jobs gnadenlos überschätzt wird.
Ein „Gamechanger“ und „Stellenbörsenkiller“?
Häufig fallen im Zusammenhang mit dem Start von Google for Jobs in Deutschland Begriffe wie „Gamechanger“ und „Stellenbörsenkiller“. Das sind starke Worte zum Formulieren klickstarker Überschriften. Sie signalisieren: „Lies diesen Artikel, sonst versäumst Du etwas!“.
Aber kann Google for Jobs tatsächlich diesem Anspruch gerecht werden? Ich habe so meine Zweifel. Hier meine Argumente:
1. Statt strukturierter Daten liefert Google for Jobs viel Datenmüll
Von einer unstrukturierten Stellenanzeigen-Welt zu strukturierten Daten
Google for Jobs trat auf den Plan, weil bislang die Welt der Stellenanzeigen alles andere als strukturiert war. Da gab und gibt es beispielsweise noch immer Unternehmen, die auf ihren Karriereseiten Jobs tatsächlich als PDF-Inserate feilbieten. Zugegeben, nichts garantiert eine optisch perfekte Darstellung besser als eine PDF-Datei. Aber im Vergleich mit einer mobiloptimierten, auf Webtechnologien basierenden Darstellung, hinkt die PDF-Variante deutlich hinterher.
Insofern greift Google für seinen neuen Service auf das Format Schema.org zurück, um Stellenanzeigen mittels strukturierter Daten sauberer abzubilden. Ähnliches hat zum Vergleich auch StepStone mit seinem Liquid Design getan. Diese Vorgehensweise ist absolut sinnvoll, bereitet sie doch den Weg zu deutlich mehr Auswertbarkeit, mehr Analyse-Möglichkeiten und vor allem mehr Vergleichbarkeit.
Gecrawlte Inhalte konterkarieren das Ziel
Allerdings liefert der Blick auf die derzeit in Google for Jobs dargestellten Inhalte ein sehr zweifelhaftes Bild hinsichtlich der Strukturiertheit. Vielmehr wirkt Vieles komplett willkürlich, unaufgeräumt und unstrukturiert.
Dies liegt jedoch nicht nur an Google, sondern insbesondere an den Daten zuliefernden Unternehmen, wie Glassdoor oder XING. Selbige durchsuchen (crawlen) nämlich ihrerseits das Internet und saugen alles, was nach Stellenanzeige aussieht in ihre Datenbank. Nicht nur, dass sie diese von mir häufiger bereits als „Datenmüll“ bezeichneten Inhalte auf ihren eigenen Portalen darstellen und damit die Arbeitgebermarken von Unternehmen deutlich schädigen. Neuerdings werfen sie diesen Datenmüll weiter zur Anzeige in Google for Jobs. Das alte „stille-Post-Syndrom“.
Inhaltsdopplungen und Strukturlosigkeit
In der Praxis sieht das dann so aus, dass teilweise Inhalte einer Stellenanzeige (z.B. die Anforderungen an potenzielle Bewerber) mehrfach aufgeführt werden, die Reihenfolge von Übergangssätzen durcheinander geworfen wird oder Aufzählungen ganz wild aussehen. Nur um einige Beispiele zu nennen, die leicht zu entdecken sind.
Logo-Willkür
Darüber hinaus zieht sich Google for Jobs irgendwelche Logo-Varianten der Stellen-ausschreibenden Unternehmen. Das mag, wie hier beim Beispiel der DATEV eG, noch einigermaßen stimmig sein, wenn es sich um tatsächliche Logo-Varianten des Arbeitgebers handelt. Zwischenzeitlich wurden aber auch komplett falsche Logo-Zuordnungen gesichtet.
Falsche Ergebnisse
Besonders auffällig sind auch Suchergebnisse, die schlicht keinen Sinn ergeben. Bei der nachfolgenden Suche stimmt so gut wie nichts.
Weder hat das Unternehmen DATEV einen Standort in Ebermannstadt (der mir angeboten wurde), noch ist eine Facharzt-Stellenanzeige eine passende Alternative. Das angezeigte Suchergebnis, das keinen DATEV-Bezug im Text oder sonstwo aufweist, passt insofern überhaupt nicht zu dem, was ich als Jobsuchender erwarten würde.
Broken Links
Ein weiteres Problem sind Stand heute sogenannte Broken Links. Genauer gesagt funktionieren die Links auf die Stellenbörsen von Drittanbietern noch. Aber die angezeigte Stelle ist dort nicht mehr verfügbar. Sehr zum Ärgernis von jobsuchenden Nutzern.
Nachbesserungsbedarf versus dauerhafte Frustration von Jobsuchenden
Natürlich könnte man von einem vorübergehenden Zustand sprechen. Immerhin ist Google for Jobs erst kurz in Deutschland gestartet. Allerdings haben meine wiederholten Praxistests, insbesondere der Stellenbörsen-Funktion auf der Arbeitgeberbewertungsplattform Glassdoor gezeigt, dass sich häufig über Jahre nichts verändert. Darüber hinaus ist der grundlegende Service Google for Jobs ja nicht neu, sondern bereits weltweit seit Jahren im Einsatz.
Was man als Experten-Nörgelei und Pingeligkeit einstufen könnte, kann man aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten:
Denn als Nutzer hätte ich nach den gemachten Erfahrungen schon keine Lust mehr, via Google for Jobs weiter zu suchen. Schlicht, weil mir das Vertrauen in die derart chaotische Darstellung von Jobs fehlt.
2. Von mangelnder Ästhetik und Emotionen im Employer Branding
Aus Ästhetik wird Emotion
Auch wenn Ihr erster Impuls jetzt ein lautstarkes Lachen sein könnte, lesen Sie ruhig mal weiter! Jobsuchende haben einen gewissen Anspruch an Ästhetik. Ja, wirklich. Wir reden hier nämlich nicht über einen alltäglichen Vorgang. Eine Stellensuche ist ein lebensveränderndes Ereignis, keine Bestellung von Fastfood! Und selbst bei letzterem, ist die optische Darstellung eines der wichtigsten Kaufargumente.
Worauf setzen nahezu alle Marketing-Strategien heute? Genau: Auf Emotion. Mit reiner Faktenlogik lassen sich Monster-SUV mit 500 PS oder Fernreisen für 8 Euro Flugpreis nicht wirklich an den Mann und die Frau bringen. Im ersten Fall geht es um Prestige, im zweiten Fall steht die Entspannung an einem weißen Sandstrand als Bild im Raum.
Glauben Sie, dass beide Produkte mittels einer Textwüste in Stile alter Print-Chiffre-Anzeigen ebenso erfolgreich verkauft werden würden? Ich nicht. Selbst Discounter wie Aldi rüsten mittlerweile ihre Läden um und nähern sich Rewe und Co optisch an. Nicht zuletzt hat das System Schlecker auch gegenüber dem emotionaleren Einkaufsgefühl bei DM am Ende verloren.
Auf dem amerikanischen oder auch asiatischen Markt sind solche textbasierten Jobinserate Gang und Gebe. Auch Stack Overflow als eine der weltgrößten Softwareentwickler Plattformen bietet optisch keinen wirklich ansprechenden Jobmarkt an. Entwickler-Plattformen, wie Get-in-IT, haben sich in dieser Hinsicht dem deutschen Markt bereits stärker angepasst.
Wird diese Strategie der Schlichtheit tatsächlich in Deutschland ähnlich erfolgreich sein?
Employer Branding und authentisches Erleben von Arbeitgebern
Neben der fehlenden Emotion, ist es ebenso schwierig, via Google for Jobs Arbeitgeber authentisch kennen zu lernen. OK, zugegeben, im Employer Branding wird eh viel zu wenig Authentizität bewiesen. Dennoch entstehen immer mehr Videos von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Einblicke in die Arbeit im Unternehmen geben. Es tut sich zumindest einiges.
Auf Google for Jobs erfahren Nutzer nur (begrenzt) Fakten. Für eine erste Information mag das ausreichend sein, bevor es danach weiter zur Karriereseite geht. Aber um sofort eine Bewerbung auszulösen? Ich weiß nicht.
Nicht umsonst versuchen klassische Stellenbörsen derzeit immer stärker mediale Inhalte aus dem Employer Branding in Reichweite ihrer Anzeigen zu ziehen. Teilweise werden die Anzeigen sogar in ausführliche Unternehmensprofile integriert.
All dies fehlt dem Google-Angebot, so dass es weit weniger komplett wirkt, als es auf den ersten Blick scheint.
3. Google erreicht nur einen Bruchteil des verfügbaren Arbeitsmarkt-Potenzials
Bei Stichwort „komplett“. Es ist ebenfalls ein Trugschluss, dass Google for Jobs mit seinem Angebot für Arbeitgeber einen Zugang zum gesamten Jobmarkt bietet. Auch wenn die oftmals genannten 70% der Jobsuchen angeblich über Google als Suchmaschine starten. Diese 70% sind nämlich lediglich auf einen kleinen Teil des Arbeitsmarktes bezogen: Die aktiv Jobsuchenden.
Bei annähernd Vollbeschäftigung und einem anerkannten Fachkräftemangel, zumindest in einigen Branchen wie der Pflege, stehen die meisten Menschen in Lohn und Brot. Die aktiv Wechselwilligen und bereits aktiv Werdenden, sind eine deutliche Minderheit gegenüber den latent oder passiv Suchenden.
Google for Jobs bedient somit nicht annähernd den gesamten Arbeitsmarkt. Die Stellenbörsen übrigens auch nicht.
Insofern ist es um so wichtiger für Recruiting-Verantwortliche zu erkennen, dass gerade die nicht aktiv auf Jobsuche befindlichen Berufstätigen das eigentliche Potenzial darstellen. Diese sind beispielsweise via Active Sourcing mittels Social Media, auf Veranstaltungen oder über Empfehlungsmarketing erreichbar. Nicht über eine Funktion wie Google for Jobs.
Kleiner Einschub: Job-Angebote für alle Suchenden
Anders stellt sich die Lage dar, wenn Google tatsächlich massiv in den Jobmarkt einsteigen sollte und einen aktiven Jobwechsel im Rahmen der normalen Suche anbietet, wie ein Screenshot eines Tests aus dem Ausland zeigt.
Hier werden personenbezogene Stellenanzeigen auch bei der allgemeinen Google-Suche angeboten. Würden Googles Jobs derart deutlich beworben, könnten damit auch die Zielgruppe der latent Suchenden erreicht werden. Ein ganz anderes Level der Ansprache.
4. Von Googles Macht und seinem Image-Problem
Wenn die EU die Datenplattformen jagt
Die EU und andere Staaten haben den großen amerikanischen Datenunternehmen den Kampf angesagt. Ob sinnvoll oder nicht, werden ständig neue gesetzliche Regelungen verabschiedet, unter anderem, um die Machtstellung und Reichweite der Plattformen einzugrenzen. Ein Beispiel dafür ist auch die etwas unglücklich geratene DSGVO.
Zwischenzeitlich warnen Experten sogar vor Google for Jobs. Mit Blick auf die Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung sehen sie auch kartellrechtliche Probleme. Und das ist gar nicht weit hergeholt. Mit einer fortschreitenden Marktdominanz wird das heute noch bejubelte, weil kostenfreie Angebot dann auf ein lukraktives Geschäftsmodell bevorzugte Anzeige gegen Bezahlung umgestellt. Und die Leads für einen Einsatz von Google Hire als Bewerbermanagementsystem gehen durch die Decke.
Wer heute noch begeistert klatscht, wird sich vermutlich alsbald schon über die Auswirkungen auf den Gesamtmarkt wundern.
Und zunehmend viele Menschen haben zwischenzeitlich kein gutes Gefühl mehr bei der Nutzung von Google-Produkten. Oder lassen Sie Ihre E-Mail-Korrespondenz durch die Nutzung eines Gmail-Kontos noch immer durch das Unternehmen zu Werbezwecken auswerten?
Von Spam und Schadsoftware
Das Human Resource Manager Magazin hat kürzlich von einer Sicherheitslücke im US-amerikanischen Google for Jobs bzw. der deutschen Beta-Version berichtet. Dort gelang es, Verlinkungen zu Spam- und Pornoseiten innerhalb von Stellenanzeigen auf Google for Jobs einzuschleusen. Im Gegensatz zu etablierten Stellenbörsen spart sich Google eine doppelte Prüfung der eingestellten Anzeigen. Stattdessen sollen die Nutzer verdächtige Angebot melden.
Google und die Konkurrenz
Unabhängig davon ist Googles gerne angedichtete Allmacht trotzdem begrenzt. Ein schönes Beispiel dafür ist das vormals ebenfalls als „Gamechanger“ bezeichnete soziale Netzwerk Google+. Mittlerweile ist die dauerhaft erfolglose Plattform technisch komplett abgewickelt.
Auch konnte Google Shopping nicht annähernd die Bedeutung erlangen, die ein Amazon heute für die Einkaufswelt hat. Wer einmal ein Konto bei Amazon eingerichtet und den Service dieses Anbieters erlebt hat, wird allenfalls zu Zwecken des Preisvergleichs noch Google nutzen.
5. Starke Jobbörsen in Deutschland
Hohe Bekanntheit und Beliebtheit von Stellenbörsen in Deutschland
Auch Google Flights ist ein Angebot, das ich zur Kenntnis genommen habe, aber dennoch nicht nutze. Stattdessen surfe ich gleich zu Urlaubsreise-Direktanbietern oder stelle mir einen Urlaub aus einzelnen Teilen zusammen.
Die großen Stellenbörsen haben im deutschen Markt über die Jahre eine hohe Bekanntheit und Beliebtheit aufgebaut. Auch wenn es seitens der Jobsuchenden mangels Relevanz so etwas wie „langfristige Markentreue“ vermutlich nicht wirklich gibt, sind Stand heute Stellenbörsen gut im Markt platziert.
Anbieter wie Indeed und Branchenprimus StepStone, die aktuell bewusst keine Kooperation mit Google in Deutschland eingegangen sind, haben Einfluss und Mittel, Google for Jobs bis zu einem gewissen Grad Paroli zu bieten.
Coopetition statt Konkurrenz
Selbst Google for Jobs integriert eine Reihe von Stellenbörsen und bietet als Traffic-Lieferant Anbieter-Plattformen wertvolle Verlinkungen an. So lange Google seinen Service nicht komplett monetarisiert, funktioniert die Koexistenz beider sehr gut.
Und selbst dann ist allenfalls von einer Coopetition auszugehen, also einer Zusammenarbeit unter Wettbewerbern. Immerhin gehören Stellenbörsen zu den größten Kunden für Google-Ads. Und diese werden sogar noch vor Google for Jobs ganz oben in der Ergebnisliste angezeigt.
Zudem ist der Link-Tipp-Container nicht überbordend groß, so dass Nutzer schnell darüber hinwegscrollen können.
Auch aus einem weiteren Grund gehe ich nicht von einem massiven Jobbörsen-Sterben aufgrund von Google for Jobs aus. Im Ausland gibt es den Service bereits seit einigen Jahren. Etablierte Anbieter haben in anderen Märkten bereits Erfahrungen mit Google for Jobs gesammelt und für Deutschland eine entsprechende Strategie entworfen. Der Markteintritt des Suchmaschinen-Giganten kam ja keineswegs überraschend.
Wenn sich der Suchmaschinenmarkt bereinigt, dann sind hier vorwiegend allgemeine Marktbereinigungskräfte, zum Beispiel Konsolidierung durch Aufkauf und Zusammenschluss am Werk.
6. Ihre Stellenanzeige ist nur eine von zig Millionen
Haben Sie schon einmal versucht mit Ihrer Website auf die erste Seite bei Google zu kommen? Search Engine Optimization (SEO) betrieben? Mit Blick auf die Vielzahl an Informationsquellen im Internet, ist das je nach Themenwelt, Branche oder Region eine riesige Herausforderung.
Komischerweise glauben aber viele, dass die Aufnahme der unternehmenseigenen Stellenanzeige in die Datenbank von Google for Jobs nun einer maximalen Sichtbarkeit des eigenen Unternehmens als Arbeitgeber gleichkommt. Mit Blick auf das Nutzerverhalten muss diese Denkweise zwangsläufig zu einer Enttäuschung führen. Denn auch zukünftig werden Nutzer vor allem auf die am besten passenden Angebote auf den ersten Ergebnisseiten anspringen.
Selbst wenn – oder gerade dann – wenn Google for Jobs alle Stellenanzeigen dieser Welt in seiner Datenbank hätte, wäre Ihre eigene nur dann wirklich grandios sichtbar, wenn es keine weiteren 850 Unternehmen in München gäbe, die ebenfalls Java-Entwickler suchen. Nur um ein Beispiel zu nennen.
Dabei sein ist gut. Ganz vorne sein, sticht weiterhin. Folglich wird ein kostenpflichtiges Angebot definitiv folgen und das Geschäftsmodell komplett. Wie praktisch, dass jetzt alle Befürworter im Markt dafür trommeln, die Abhängigkeit von Google for Jobs schnellstmöglich zu erhöhen…
7. Viele Arbeitgeber werden an den technischen Hürden scheitern
Ein weiterer Grund warum Google for Jobs nicht zum allumfassenden Job-Kanal werden wird, sind die technischen Anforderungen. Stand heute scheint Google for Jobs noch recht großzügig mit seinen eigenen Richtlinien umzugehen, was die Datenqualität angeht. So lassen sich Gehaltsangaben, die zu einer besseren Platzierung innerhalb von Google for Jobs führen, beispielsweise durch Eingabe einer Null künstlich beeinflussen. Ohne damit einen Mehrwert für Nutzer zu generieren.
Trotzdem ist das Einrichten einer Google for Jobs Schnittstelle nicht trivial. Selbst wenn Ihnen Beratungsunternehmen eine schnelle Anpassung versprechen, gibt es häufig technische Restriktionen in Ihrer Bewerbermanagementsoftware (ATS). Wobei einige ATS-Anbieter schon mit einem Google-for-jobs-ready werben.
Gerade viele kleinere Unternehmen scheuen vermutlich den finanziellen Aufwand, um Experten mit der Aufbereitung der Anzeigen zu beauftragen oder wissen schlicht nicht damit umzugehen.
Insofern dürfte Google for Jobs zuerst vor allem die Spielwiese der großen Player mit entsprechendem Knowhow werden. Alle anderen erhalten (sozusagen als Trostpflaster) über gecrawlte Inhalte eine wenig Datenmüll hingeschüttet.
Für viele Unternehmen ist das trotzdem besser, als gar nicht gefunden zu werden. Zweifelsohne.
8. Google for Jobs bringt bestenfalls Sichtbarkeit, aber keine Attraktivität
Ein ganz wesentliches Argument habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Denn immer dann, wenn Ihnen Berater erzählen wollen, dass Sie jetzt „unbedingt dies und das zu Google for Jobs wissen müssen“ oder Sie „jetzt sofort mit der Aufbereitung Ihrer Anzeigen beginnen sollten“ oder Sie auf „Fehler hinweisen wollen, die Sie jetzt nicht begehen dürfen“, gilt es skeptisch zu sein.
Denn Google für Jobs bringt Ihnen allenfalls eine erhöhte (kostenfreie) Sichtbarkeit. Für Viele ist das schon Gold wert. OK. Allerdings erhöht Google for Jobs keinesfalls Ihre Arbeitgeberattraktivität! Denn selbst wenn sich Bewerber (die Ihnen in ihrer Unwissenheit eher die optisch grottige Aufbereitung der Stellenanzeige via Google for Jobs negativ auslegen) zu einem weiteren Informieren oder gar zu einem Klick auf den Bewerben-Button entschließen: Den Sack zumachen müssen Sie trotzdem selbst!
Sollte also Ihre Karrierewebsite nicht mobiloptimiert sein, Sie ein grottiges Arbeitgeberimage auf kununu und Konsorten aufweisen, Ihre Stellenanzeigen-Inhalte inhaltsleer formulieren, Ihr Bewerbermanagementsystem ein fortlaufender Verstoß gegen jede Regel einer positiven Candidate Experience sein, oder aber Ihre Bewerbungsgespräche nicht auf Augenhöhe erfolgen, Ihre Personalauswahl auf den falschen Methoden basieren oder Sie prozessual zu langsam agieren, hilft Ihnen Google for Jobs auch nicht weiter.
Kurz gesagt: Google for Jobs rettet Sie nicht, wenn Sie Ihre Hausaufgaben im Personalmarketing und Recruiting nicht gemacht haben.
Wobei wir wieder beim Thema meines ersten Beitrags zu Google for Jobs wären.
Fazit zu den Erfolgsaussichten von Google for Jobs
Auch wenn Heerscharen von Beratern Ihnen in den kommenden Wochen mit Buzzwords bewaffnet einen Grund nach dem anderen entgegenwerfen, warum Sie sofort handeln sollten. Es gilt die Devise: Cool bleiben! Erst denken, dann handeln!
Natürlich WOLLEN alle das nächste große Thema im HR. Die neuste mediale Sau. Sie verkaufen Vorträge, Beratungsdienstleistungen, bieten Implementierungsunterstützung und freuen sich hämisch, wenn etablierte deutsche Premium-Anbieter mal „eines ausgewischt bekommen“.
OK, Google for Jobs HAT das Potential richtig erfolgreich zu werden. Vielleicht auch zum besagten Gamechanger. Aber das ist reine Spekulation! Mit meinen Argumenten in diesem Beitrag wollte ich aufzeigen, dass man das nicht zwangsweise alles so euphorisch sehen muss.
Einer meiner klassischen Sätze zum Abschluss (passt fast immer): Es bleibt weiter spannend. Persoblogger-Leser wissen natürlich stets mehr.
So, und nun dürfen Sie meine Argumente oben zerschießen. Feuer frei!
******* UPDATE vom 02.06.2020 ******
Lesen Sie auch meine kritische Bestandsaufnahme zu Google for Jobs nach 12 Monaten in Deutschland!