Das HR-Startup Workhero ist ein Projekt von Firstbird, das Menschen helfen möchte, mit Referenzen des ehemaligen Arbeitgebers sowie von Kolleginnen und Kollegen leichter einen neuen Job zu finden. Die App will die teilweise extrem negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt lindern. Mein Interview mit Arnim Wahls.
Was ist Workhero?
Hallo Arnim, schön dass Du Dir die Zeit nimmst für ein Interview. Magst Du Dich und Euer Projekt Workhero kurz vorstellen?
Mit WorkHero verfolgen wir zwei Ziele: Menschen, die durch die Coronakrise arbeitslos geworden sind, können sich über WorkHero Referenzen von ehemaligen Kollegen (m/w/d) einholen. Dadurch zeigen sie, was wirklich in ihnen steckt und finden schneller ins Arbeitsleben zurück.
Auf der anderen Seite unterstützen wir mit WorkHero Unternehmen die aufgrund der Krise Mitarbeiter abbauen müssen. Gekündigte Mitarbeiter werden von ihren Teams solidarisch mit Referenzen unterstützt. Das ist ein wichtiger Support für gekündigte Mitarbeiter und ein unbezahlbares Investment in die Unternehmenskultur und das Employer Branding von morgen.
Sind textliche Referenzen schon die Endstufe oder seht Ihr auch einen Bedarf für mögliche Videostatement. Stichwort: Steigerung der Authentizität.
Schriftliche Referenzen sind erst der Anfang. Insbesondere bei jüngeren Generationen ist es natürlicher seine Kamera in die Hand zu nehmen als eine schriftliche Referenz zu verfassen. Wir testen mit WorkHero und Firstbird immer wieder neue Ansätze.
Warum Firstbird das Projekt Workhero gelauncht hat?
Was hat Euch denn veranlasst neben Eurem Kernprodukt bei Firstbird zusätzlich Workhero zu launchen?
Als Corona Europa erreicht hatte war klar, dass nach der gesundheitlichen Krise eine Krise für den Arbeitsmarkt folgt und wir wollten Teil der Lösung sein. Und als die ersten Entlassungswellen kamen, hat das vor allem Menschen aus Bereichen wie Tourismus, Handel und Produktion getroffen. Mit WorkHero wollten wir all diesen Menschen eine Plattform bieten, über die sie zeigen können, was wirklich in ihnen steckt.
Welche Rolle Referenzen bei der Personalauswahl spielen?
Gibt es überhaupt einen Bedarf für das Ausstellen von Referenzen via Workhero? Wer heute auf LinkedIn ein Profil hat, kann sich doch dort heute schon Referenzen ausstellen lassen?
Das ist richtig. LinkedIn ermöglicht es mir, mein Netzwerk bestmöglich zu nutzen und über Referenzen mein Profil zum Strahlen zu bringen. Genau diesen Mehrwert möchten wir auch den Menschen bieten, die sich außerhalb der LinkedIn Welt befinden. Diese Menge ist übrigens immer noch die große Mehrheit. Von den circa 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland hat aktuell ungefähr nur ein Drittel ein Profil auf LinkedIn.
Welche Rolle spielen Referenzen heute außerhalb des Anglo-Amerikanischen Raums?
Referenzen haben es tief in unseren Alltag geschafft und beeinflussen täglich unsere Entscheidungen. Wenn wir etwas auf Amazon kaufen, ein Hotel buchen oder ein Restaurant suchen vertrauen wir auf die Referenzen von anderen Menschen. Warum sollten wir Referenzen also auch nicht für eine so wichtige Entscheidung wie die Einstellung eines neuen Mitarbeiters nutzen?
Seht Ihr Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz im Umgang oder der Bedeutung von Referenzen bei Bewerbungen?
Nein, weder mit WorkHero noch mit Firstbird sehen wir aktuell messbare Unterschiede bei Referenzen oder Empfehlungen zwischen den drei Ländern. Vielmehr ist die Unternehmenskultur ausschlaggebend dafür, inwiefern Referenzen gefordert werden oder Mitarbeiter als Botschafter oder Referenzgeber agieren.
Sind Referenzen die neue Vetternwirtschaft?
Eine bewusst provokante Anschlussfrage dazu: Sind Referenzen nicht eine systematisierte Form von Vetternwirtschaft? So im Sinne von „Tust Du mir Gutes, tue ich Dir Gutes“.
Die Gefahr von Vetternwirtschaft besteht immer dann, wenn der Prozess intransparent ist und ich mich auf auf nur eine Referenz verlassen muss. Sobald ich einen transparenten Prozess habe, mehrere Referenzen erhalte und diese auch noch faktisch argumentiert sind, haben Referenzen einen klaren Mehrwert im Recruiting-Prozess für alle Beteiligten.
Wie sich die Plattform für Referenzen weiterentwickeln wird
Welche Pläne habt Ihr mit Workhero für die Zukunft? Eine große Datenbank mit Profilen von Jobsuchenden ist ja heute viel wert.
Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen und Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten mit WorkHero zu unterstützen. Ob WorkHero darüber hinaus Möglichkeiten für uns bietet, wird die Zukunft zeigen.
Vielen Dank für Deine spannenden Antworten. Euch noch ganz viel Erfolg mit Workhero!
Danke auch an Dich, Stefan.
Über den Interviewten:
Arnim Wahls hat sich während des Studiums nicht nur in seine Frau, sondern auch in das Thema Recruiting verliebt. Menschen mit ihrem Beruf und idealerweise mit ihrer Berufung zu verbinden ist eine wunderbare Tätigkeit mit der man viel verändern kann.
Nach lehrreichen Jahren an der Recruitingfront hat er Firstbird gegründet. Mit dem Ziel, Mitarbeitern eine Stimme im Recruitingprozess zu geben. Heute ist Firstbird das führende Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programm in Europa und darf Unternehmen wie Lidl, die Deutsche Telekom oder Volkswagen dabei unterstützen, die eigenen Mitarbeiter ins Zentrum der Recruitingstrategie zu stellen.