Was bedeutet Arbeitsmarkt 5.0 und was heißt dies für Unternehmen? Welches Verhältnis besteht zwischen Arbeit 4.0 und dem Arbeitsmarkt der Zukunft? Dr. Sandra Hofmann, Forschungsfeldleiterin beim WifOR Institute verrät im Gespräch mit Persoblogger Stefan Scheller was sie unter dem Begriff versteht und weist auf die dabei bedeutende Rolle von HR hin.
Arbeitsmarkt 5.0 – Der Mensch im Fokus
Was bedeutet Arbeitsmarkt 5.0?
Während es bei den Begriffen Arbeitsmarkt 1.0 bis 4.0 überwiegend um die Optimierung von Abläufen und Geschäftsprozessen ging, rücken mit dem Kunstbegriff Arbeitsmarkt 5.0 die Mitarbeitenden stärker in den Vordergrund. In gewisser Weise ist die Erhöhung der Nummerierung eine Verschiebung des Betrachtungswinkels – eine Art „Humanzentrierung der Digitalisierung“.
Die Corona-Pandemie treibt den Arbeitsmarkt 5.0
Gerade die pandemiebedingte räumliche Distanz mit Millionen von Arbeitnehmenden im Homeoffice hat viele Unternehmen daran erinnert, wie wichtig zwischenmenschliche Aspekte sind. Und, dass im Rahmen der digitalen Transformation aufgebaute digitale Infrastruktur emotionale Intelligenz nicht ersetzen kann.
Lebenslanges Lernen als Kernelement des Arbeitsmarkts 5.0
In der Weiterentwicklung einer Arbeit 4.0 wird zusammen mit dem Kunstbegriff Arbeitsmarkt 5.0 insbesondere Weiterbildung und Lernen neu gedacht. In einer dynamischen Unternehmensumwelt, auch als VUCA-Welt bezeichnet, ist lebenslanges Lernen unverzichtbar und die Grundlage einer erfolgreichen Arbeitserbringung.
Eine entscheidende Frage ist deshalb: Wie können Unternehmen Ihre Beschäftigten befähigen, langfristig und gesund am Arbeitsmarkt teilzuhaben? Neben klassischen Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements dürften in Organisationen auch die Themen Diversity, Inklusion, Work-Life-Balance und systematisches eigenorganisiertes Lernen wichtiger werden. Unternehmen tun daher gut daran, aktiv Maßnahmen in diese Richtung einzuleiten, um so ihrer Rolle als verantwortungsbewusster Arbeitgeber gerecht werden.
Denn auch Employer Branding ist nicht auf Stufe 1.0 stehen geblieben.
Arbeitsmarkt 5.0 und die Rolle von HR
In vielen Unternehmen ist das Controlling jene Abteilung, die den Weg vorgibt. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit einer Organisation werden Beschäftigte oft als die „teuerste Ressource“ bezeichnet. Sie werden mithin in erster Linie als Kostenfaktor betrachtet.
Anders im Arbeitsmarkt 5.0: In einem System, das (noch) so stark von Menschen abhängt, sollten vor allem Personalabteilungen eine bedeutendere Rolle bei Entscheidungen einnehmen. „HR muss in den Driver Seat“, wie vielerorts zu hören ist.
Dort wo das Business-Partner Modell von Dave Ulrich in seiner ursprünglichen Form an seine Grenzen geriet, sind die Chancen für eine Human Relations Abteilung auf Augenhöhe mit dem Business hoch wie nie. Verantwortlich dafür ist der aktuelle Fachkräftemangel – nicht nur in der IT oder bei den systemrelevanten medizinischen Berufen.
Letztlich sind die Mitarbeitenden die entscheidenden Erfolgsfaktoren für innovative Ideen. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um einen Industrie- oder Dienstleistungsbetrieb handelt. Überall ist ein Wandel unabdingbar: Die Menschen müssen in den Fokus rücken.
Wandel durch exogenen Schock
Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass sowohl auf Seiten der Arbeitnehmer als auch auf Arbeitgeberseite die Verharrungstendenzen stark ausgeprägt sind. In diesem Bereich hat die Pandemie allerdings auch positive Effekte gezeigt. Der Stresstest hat in vielen Unternehmen offenbart, wo konkreter Handlungsbedarf besteht. Vor allem mit Blick auf Digitalisierung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Diese neuen Impulse und der damit verbundene Wandel in den Unternehmen erlauben endlich eine optimistische Diskussion zu dem Thema Arbeitsmarkt 5.0.
Interview Podcast zum Arbeitsmarkt 5.0
Das vollständige 15-minütige Interview von Stefan Scheller mit Dr. Sandra Hofmann können Sie hier anhören – oder über Ihre Lieblings-Audiostreaming-Plattform.