Der offene Umgang mit der sexuellen Orientierung und Identität erfährt in letzter Zeit im Privatleben im Beruf immer größere öffentliche Unterstützung. Ein Coming-out am Arbeitsplatz ist längst keine Seltenheit mehr. Auch steigt die Akzeptanz bei Arbeitskolleginnen und Kollegen und der Umgang damit wird offener. Dies zeigen Ergebnisse einer Befragung des Stellenportals Indeed.
Zahlreiche Initiativen zum Coming-out
Neben der Initiative “Act-out”, in deren Rahmen sich zahlreiche Schauspieler und Schauspielerinnen zu ihrer sexuellen Orientierung und Identität bekannt haben, haben jüngst hunderte Fußballer:innen Team-Kollegen und Kolleginnen Mut zum Coming-out zugesprochen (11 Freunde). Die Job-Plattform Indeed hat dies zum Anlass genommen, um mithilfe einer repräsentativen YouGov-Umfrage unter 1.027 Erwerbstätigen herauszufinden, wie es um die Akzeptanz von LGBTQIA*-Themen und entsprechender Personen am Arbeitsplatz bestellt ist.
Hohe Akzeptanz und Unterstützung nach Coming-out
Das bewusste Bekenntnis zur eigenen diversen Sexualität in Form eines Coming-out erfährt im beruflichen Umfeld bei der Mehrheit der Beschäftigten positive Resonanz. Die größte Akzeptanz erhalten demnach homosexuelle Menschen (66%), gefolgt von bi- (63%) sowie asexuellen Menschen (57%). Auch für Transgender sehen rund die Hälfte der Befragten (51%) eine ausgeprägte bis vollkommene Akzeptanz im eigenen Unternehmen.
Diese Einstellung spiegelt sich auch bei den persönlichen Reaktionen der Erwerbstätigen zu einem Coming-out wider: Nur circa 4% der Befragten wären im anschließenden Umgang mit der jeweiligen Person befangen oder irritiert. 43% sehen hingegen keinen Anlass, sich anders zu verhalten. Sollte die sich äußernde Person nach ihrem Coming-out jedoch diskriminiert werden, würde fast die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland (45%) diese offen verteidigen. Andere auf das diskriminierende Verhalten aufmerksam machen würden 38%. Ein solches Handeln Führungskräften oder dem Betriebsrat melden würde immerhin noch 26%.
Zusammenarbeit meist unproblematisch mit einer Ausnahme
Auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen unterschiedlichster sexueller Orientierungen und Identitäten ist die große Mehrheit der Befragten aufgeschlossen: Rund 80% finden die Arbeit im Team mit Homo- und Bisexuellen völlig unproblematisch, 72% mit Transgender.
Die Ausnahme: Männer haben weitaus häufiger ein Problem, gemeinsam mit Transgender-Personen zu arbeiten als Frauen: 8% der männlichen Befragten gaben an, dass die Zusammenarbeit für sie sehr problematisch wäre, bei den weiblichen Befragten waren es 3%.
Förderung von Diversität in Unternehmen nicht immer positiv
Für Erwerbstätige sind nach wie vor eine angenehme Unternehmenskultur (60%) und Gleichberechtigung (49%) die wichtigsten Faktoren bei einem Arbeitgeber. Ein Engagement für Diversität beurteilen nur 15% der Befragten als eines der Hauptkriterien. Immerhin würden sich 30% der Umfrageteilnehmenden bei ähnlichen Voraussetzungen eher für einen Arbeitgeber entscheiden, der in der Stellenanzeige sein Engagement für Diversität hervorhebt. 24% der Befragten stimmen dieser Aussage hingegen nicht zu.
Die Förderung benachteiligter Gruppen kommt bei einem Viertel der Umfrageteilnehmenden nicht gut an: 25% gaben an, dass die Unterstützung von vermeintlich benachteiligten Gruppen, wie zum Beispiel Menschen anderer sexueller Identität und Orientierung, überhandnimmt. Mit anteilig fast einem Drittel vertreten besonders die männlichen Befragten diese Auffassung, 18% der Frauen unterstützen diese Aussage.
Stellenanzeigen im Titel divers, aber weniger in der Substanz
Neben der Umfrage untersuchte Indeed zudem den Anteil von divers formulierten Stellenanzeigen auf ihrer Webseite in Deutschland. Seit der rechtlichen Anerkennung des dritten Geschlechts 2019 riskieren Arbeitgeber eine Klage, wenn sie nicht das diverse Geschlecht in ihren Stellenausschreibungen inkludieren. Bei 73% aller Stellenanzeigen auf Indeed ist aktuell “m/w/d” im Titel vorhanden.
Schlagworte rund um sexuelle Orientierung und Identität sowie LGBTQIA* sind dagegen deutlich seltener in Stellenausschreibungen zu finden: Gerade einmal 3% der Stellenanzeigen enthalten mindestens eines dieser Keywords.