ESG Einführung Artikelserie

ESG wird die Arbeitswelt massiv verändern – auch für HR

In einer sich ständig verändernden Arbeitswelt sind Unternehmen und ihre Mitarbeitenden immer auf der Suche nach Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähig zu bleiben. In den letzten Jahren hat sich ein Trend abgezeichnet, der nicht nur die Unternehmenswelt, sondern auch die Arbeitspraktiken grundlegend verändert: ESG. Gastautorin Suzana Hochhuth gibt Einblicke rund um die massiven Auswirkungen von ESG auf HR.

Was ist ESG? – Eine Einführung

ESG – Environmental, Social, Governance – ist ein Akronym und zugleich ein Konzept, das in den letzten Jahren in der Wirtschaft vermehrt Aufmerksamkeit erregt hat. Doch was verbirgt sich hinter diesem Konzept? Warum sollte es auch für Ihr Unternehmen von Bedeutung sein?

ESG steht für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Diese Abkürzung repräsentiert drei zentrale Betrachtungsaspekte, die nicht nur für den Kapitalmarkt immer wichtiger werden. ESG zielt darauf ab, zu analysieren, welche Leistungen ein Unternehmen in Bezug auf seine Umweltauswirkungen erbringt.

Es handelt sich um einen Ansatz, der Unternehmen dazu anregt, nachhaltige und verantwortungsvolle Praktiken in ihre Geschäftsstrategie zu integrieren. ESG ist mehr als nur Umweltschutz; es umfasst auch soziale Verantwortung und die Art der Unternehmensführung sowie die Risiken, die das Unternehmen in diesen Bereichen eingeht.

Welche Aspekte von ESG sind in Ihrem Unternehmen bereits heute verankert? Welche könnten zukünftig noch weiterentwickelt werden?

Warum ist ESG relevant für HR?

In einer Zeit, in der soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnen, spielt die Verbindung zwischen ESG und dem Personalwesen (HR) eine immer wichtigere Rolle. HR-Verantwortliche stehen vor der Herausforderung, die Arbeitswelt nach ESG-Prinzipien zu gestalten.

Doch wie genau kann ESG dazu beitragen, und warum ist es für das Personalwesen von Bedeutung?

Der soziale Aspekt in HR

HR-Abteilungen sind für die Rekrutierung, Bindung, Mitarbeiterentwicklung und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Unternehmen verantwortlich. ESG betont die soziale Verantwortung von Unternehmen. Daher ist HR prädestiniert, diese Verantwortung zu tragen. Unternehmen, die soziale Verantwortung übernehmen, handeln nicht nur ethisch korrekt, sondern sind auch attraktiver für Talente.

Bei den sozialen Aspekten geht es darum, Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz zu fördern. Inklusion bedeutet, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden, unabhängig z.B. von Geschlecht, Ethnizität, Alter oder Fähigkeiten, willkommen sind und geschätzt werden. HR-Abteilungen müssen sicherstellen, dass Arbeitsbedingungen fair und sicher sind – von angemessenen Löhnen bis zur Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz.

Ein Aspekt der Arbeit von HR kann darin bestehen, zur Umsetzung der sozialen Verantwortung des Unternehmens in der Gemeinschaft beizutragen. Dies kann beispielsweise durch soziale Projekte und gemeinnützige Aktivitäten geschehen, die nicht nur das Ansehen des Unternehmens stärken, sondern auch die Beziehungen zur Gesellschaft und Gemeinde fördern.

Wie sieht die Verbindung zwischen HR und ESG in Ihrem Unternehmen aus, und wie könnten Sie dazu beitragen, sie weiter zu stärken?

Welche Rolle spielt die Technologie?

In einer Zeit, in der Technologie und Digitalisierung die Arbeitswelt transformieren, ist es entscheidend zu verstehen, wie ESG und Technologie miteinander interagieren. Welche Rolle spielt die Technologie bei der Umsetzung von ESG-Prinzipien, und wie kann HR davon profitieren?

Technologie als Unterstützung für ESG

Die Digitalisierung bietet HR-Abteilungen die Werkzeuge und Daten, um ESG-Prinzipien effektiver umzusetzen. Zum Beispiel können Datenanalysen und HR-Software dazu beitragen, die Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz zu messen und zu fördern. Ebenso können digitale Plattformen die Transparenz in der Berichterstattung verbessern.

Innovative Werkzeuge wie Gen.AI ermöglichen durch die automatische Erstellung von Texten, Bildern und Codes eine nie dagewesene Effizienz. Dies ist vor allem bei der Entwicklung eigener Software oder dem Verständnis von großen komplexen Datenmengen hilfreich.

Technologie kann aber auch zur Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter für ESG-Themen eingesetzt werden. Schulungsplattformen und E-Learning-Tools ermöglichen es, das Bewusstsein für soziale und nachhaltige Praktiken über alle Hierarchie-Ebenen zu stärken.

HR-Abteilungen sollten Technologie strategisch nutzen, um ESG-Daten zu sammeln und zu analysieren, um den Fortschritt im Unternehmen zu verfolgen und Verbesserungen zu identifizieren. Dies kann die Berichterstattung erleichtern und die Rechenschaftspflicht des Unternehmens stärken.

Welche Technologien nutzt Ihr Unternehmen, um ESG-Prinzipien umzusetzen, und welche Chancen sehen Sie für eine bessere Integration von ESG und HR?

Welche Auswirkungen hat die ESG-Berichtspflicht auf die personale Praxis?

Ein weiterer bedeutender Aspekt von ESG ist die Berichterstattung. Unternehmen werden zunehmend aufgefordert, transparent über ihre ESG-Praktiken zu berichten.

Eine sinnstiftende Tätigkeit mit Mehrwert

Die Integration von ESG-Praktiken und die damit verbundene transparente Berichterstattung können neben dem zeitlichen Aufwand und der Bindung von zusätzlichen Ressourcen auch erhebliche positive Auswirkungen auf den Fachkräftemangel haben. In der heutigen Zeit des „War of Talents“ legen Fachkräfte, insbesondere die jüngeren Generationen, großen Wert auf die ethischen, sozialen und ökologischen Praktiken eines Unternehmens. Sie möchten für Unternehmen arbeiten, die nicht nur gewinnorientiert sind, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Auswirkungen auf Employer Branding

Dem Personalwesen kommt eine hohe Bedeutung bei der Verantwortung der sozialen Themen zu. Insbesondere die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit im Employer Branding, die Attraktivitätssteigerung des Unternehmens für Talente auf dem Arbeitsmarkt, sowie das Thema Chancengerechtigkeit, werden in der Regel durch den HR-Bereich verantwortet.

Die ESG-Berichtspflicht beeinflusst tiefgreifend die Praxis im Personalwesen. Ein zentrales Anliegen von ESG ist die transparente Berichterstattung. Unternehmen stehen heute stärker als je zuvor unter dem Druck, klar und deutlich über ihre ESG-Praktiken zu informieren. Dies führt unweigerlich zu einer (digitalen) Transformation im Personalbereich, die mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist.

Ein Beispiel hierfür ist das Change-Management, das zunehmend zu einem festen Bestandteil der klassischen HR-Arbeit wird.

Das Personalwesen spielt in diesem Kontext eine entscheidende Rolle, da bestehende Prozesse kritisch betrachtet und angepasst werden müssen. Das Ziel ist, sie widerstandsfähiger zu gestalten, um den zukünftigen Anforderungen standzuhalten. Eine besondere Fähigkeit, die HR-Mitarbeitenden in diesem Zusammenhang entwickeln müssen, ist die Kompetenz, soziale KPIs effizient, zuverlässig und valide zu reporten.

Die zukünftige ESG-Berichterstattung in der EU erfordert von Unternehmen eine klare Strategie, um den Vorgaben gerecht zu werden und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Die Integration von ESG-Prinzipien in die Unternehmenskultur wird nicht nur zur Erhöhung der Nachhaltigkeit beitragen, sondern auch das Ansehen steigern und den langfristigen Erfolg sichern.

Warum HR in den ESG Driver Seat muss?

Die HR-Abteilung sollte sich bei den bevorstehenden Nachhaltigkeits-Herausforderungen nicht nur als Lieferant von Zahlen und KPI sehen, sondern sich aktiv in die ESG-Transformation einbringen. Das Personalwesen nimmt sogar eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von ESG-Richtlinien ein. Es muss sicherstellen, dass die sozialen Aspekte, oft als das „S“ in ESG bezeichnet, unternehmensweit angemessen berücksichtigt und eingehalten werden.

Eine Hauptforderung im Kontext der ESG-Berichterstattung ist ein integrierter Gesamtüberblick. Dies bedeutet, dass es nicht ausreicht, die einzelnen Dimensionen von ESG separat durch einen zentralen Sustainability Manager zu behandeln. Stattdessen ist eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich. Dieser integrierte Ansatz tangiert auch das Personalwesen, da es sicherstellen muss, dass soziale Belange in den verschiedenen Unternehmensbereichen Beachtung finden.

Die sozialen Aspekte von ESG sind nicht nur aus ethischer Perspektive von Bedeutung, sondern beeinflussen auch direkt den Unternehmenswert. In der heutigen Zeit orientiert sich die Bewertung von Unternehmen zunehmend an immateriellen Vermögenswerten, zu denen auch das Humankapital zählt.

Daher ist es für HR-Abteilungen strategisch wichtig, die sozialen Aspekte von ESG ernst zu nehmen und in die Unternehmensstrategie zu integrieren.

Warum wird das „S“ in ESG oft unterschätzt?

Trotz der wachsenden Bedeutung von ESG wird das „S“ in ESG oft unterschätzt und vernachlässigt. Es gibt mehrere Gründe, warum dies der Fall sein könnte:

  1. Schwierigkeiten bei der Definition sozialer Ziele: Soziale Auswirkungen sind oft qualitativer Natur und können schwieriger zu messen sein als beispielsweise Umweltauswirkungen. Es gibt keine universellen Standards oder Metriken für soziale Ziele, da diese je nach Region, Markt oder Gemeinschaft variieren können.
  2. Stärkere Konzentration auf Umweltaspekte: Aufgrund des globalen Drucks durch den Klimawandel und Umweltauflagen haben viele Unternehmen ihre Bemühungen auf Umweltaspekte konzentriert, da diese als unmittelbarer und greifbarer angesehen werden.
  3. Weniger öffentlicher Druck für soziale Fragen: Im Vergleich zu Umweltthemen gibt es möglicherweise weniger öffentlichen Druck und Bewusstsein für soziale Fragen.
  4. Subjektivität und Kulturspezifität: Soziale Aspekte von ESG können subjektiver und kulturspezifischer sein, was ihre allgemeine Akzeptanz und Anwendung erschwert.
  5. Historische Priorisierung von Umwelt- und Governance-Risiken: Historisch gesehen haben sich Investoren und Stakeholder möglicherweise mehr auf Umwelt- und Governance-Risiken konzentriert, da sie als unmittelbarer und greifbarer angesehen wurden.

ESG ist gekommen, um zu bleiben

ESG ist kein vorübergehender Trend, sondern eine strategische Notwendigkeit, die sowohl die Arbeitswelt als auch die Geschäftswelt insgesamt verändert. Die Verknüpfung von ESG und HR ist entscheidend für die Schaffung einer nachhaltigen Arbeitskultur.

HR-Verantwortliche nehmen eine zentrale Position bei der Implementierung von ESG-Prinzipien ein. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Mitarbeitenden und den Unternehmenszielen und sind maßgeblich daran beteiligt, eine positive Unternehmenskultur zu prägen, die soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit in den Fokus rückt.

Es ist an der Zeit, proaktiv zu handeln und die kommenden Herausforderungen in eine strategische und zukunftsfähige Personalarbeit zu integrieren!

Die Zukunft der Arbeit beginnt jetzt – und ESG ist der Schlüssel zur Schaffung einer besseren, nachhaltigen Arbeitswelt. Seien Sie ein aktiver Teil dieses Wandels.

In einer Zeit, in der soziale Verantwortung und nachhaltige Praktiken immer mehr an Bedeutung gewinnen, können HR-Verantwortliche eine entscheidende Rolle dabei spielen, Unternehmen auf Kurs zu halten und die Arbeitswelt positiv zu gestalten.

Durch die Integration von ESG-Prinzipien in HR-Strategien können Unternehmen nicht nur langfristig erfolgreich werden, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Dieser Wandel ist nicht nur eine Frage der Verantwortung, sondern auch eine Chance, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Die Zukunft der Arbeit beginnt heute – und HR ist Mitgestalter dieser Veränderung.

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Suzana Hochhuth

Suzana Hochhuth

Suzana Hochhuth ist eine passionierte Expertin für People-Themen. Mit tiefer Überzeugung sensibilisiert sie für Zukunftsthemen: die Bedeutung wirksamer Transformationen im Angesicht globaler Megatrends, die Neuausrichtung von Führung über reine Fachkompetenzen hinaus zum Design von Zusammenarbeitsstrukturen und die essenzielle Rolle zukunftsfähiger Personalarbeit im Kontext des Fachkräftemangels.

Ihre Expertise bringt sie nicht nur in ihr ehrenamtliches Engagement als Mentorin ein, sondern nutzt das Mentoring auch, um selbst kontinuierlich zu lernen und am Puls der Zeit zu bleiben.

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