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Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: Deutsche fühlen sich überarbeitet

Die Jobplattform Indeed hat Beschäftigte nach ihrer Arbeitslast und dem Zusammenhang mit Überstunden befragt. Das Ergebnis: Gut die Hälfte der Befragten fühlt sich überarbeitet, 58% der Befragten gaben an, dass ihre Arbeitgeber*innen Mehrarbeit erwarten. Die häufigsten Grüne für Überstunden sind Personalmangel und krankheitsbedingte Ausfälle.

Häufiger Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen

Die Anzahl an Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen hat auch im vergangenen Jahr erneut zugenommen und liegt auf einem neuen Höchststand, wie die neuesten Untersuchungen von Krankenkassen wie der DAK zeigen. Die Mehrbelastung durch die Corona-Pandemie hat den Menschen psychisch viel abverlangt, auch im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. Die Jobplattform Indeed hat mit dem Marktforschungsinstitut Appinio 1.000 Beschäftigte nach ihrer Arbeitslast gefragt:

  • Fühlen sich die Erwerbstätigen erschöpft?
  • Wie hoch ist der Druck, Überstunden leisten zu müssen?
  • Und welche Wege wählen Mitarbeiter:innen, um sich gegenüber den Forderungen der Arbeitgeber nach zusätzlicher Arbeitsleistung abzugrenzen?

Gruppendruck und unausgesprochene Erwartungen

Für viele Beschäftigte gehört es zum Arbeitsalltag, dass sie mehr arbeiten müssen als im Arbeitsvertrag vorgesehen. So wird bei 58% der Befragten an ihrem Arbeitsplatz unausgesprochen erwartet, dass sie mehr als vereinbart arbeiten. 44% der Befragten empfinden einen Gruppendruck, dass mehr Arbeit geleistet werden muss. Und dieser Druck wirkt: Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen (65%) hat ein schlechtes Gewissen, wenn sie Überstunden ablehnen. Bei 38% der Befragten geht die fordernde Atmosphäre am Arbeitsplatz so weit, dass sie das Gefühl haben, ein “Nein” zu Überstunden wird als Arbeitsverweigerung aufgefasst.

Nur eine Minderheit wehrt sich gegen Erwartungsdruck

Von den Befragten riskiert nur jede:r sechste Befragte offen einen Streit am Arbeitsplatz, um sich gegen die Erwartung von zusätzlicher Arbeit zu wehren. Über die Hälfte (53%) gibt dem Druck hingegen nach und fügt sich ein – weil sie keinen Konflikt will (33%) oder Angst um ihren Job hat (20%). 13% wenden sich komplett ab und sind auf der Suche nach einem neuen Job.

Anfragen für Überstunden nehmen zu

Doch die Beschäftigten werden nicht nur durch das Betriebsklima unter Druck gesetzt. Direkte Anfragen, mehr zu arbeiten, haben bei gut der Hälfte der Befragten (51%) im vergangenen Jahr zugenommen. Personalmangel (51%) und erkrankte Kolleg:innen (49%) sind die häufigsten Gründe für Überstunden. Bei einem Drittel der Angestellten fallen Überstunden an, weil das Arbeitspensum zu hoch ist. Nur 11% der Befragten müssen keine Mehrarbeit leisten.

20% leisten zwischen elf und 20 Überstunden im Monat

Für 89% der Beschäftigten gehören Überstunden zum Arbeitsalltag. Dabei leisten 20% zwischen elf und 20 Überstunden im Monat. Bei über der Hälfte der Befragten (54%) sind es immerhin bis zu zehn Überstunden monatlich.

Jede*r Dritte denkt nach Feierabend an die Arbeit

Die Umfrage zeigt: Überstunden sind für viele Beschäftigte der Normalfall, nicht die Ausnahme. Insofern überrascht es nicht, dass gut die Hälfte (55%) der Befragten angibt, dass sie sich überarbeitet fühlen. Und mehr noch: Es gibt einen deutlichen Zusammenhang von Umfang und Häufigkeit der Überstunden und der Überarbeitung. Von den Befragten, bei denen am Arbeitsplatz oft und sehr oft Überstunden erwartet werden, fühlen sich 85% überarbeitet. 63% von ihnen denken auch nach Feierabend oft an die Arbeit und damit fast doppelt so häufig wie der Durchschnitt (32%).

Grenzen setzen gegen Erschöpfung

Um sich gegen Überarbeitung zu schützen, ziehen die Beschäftigten Grenzen: 36% machen pünktlich Feierabend, 39% achten auf ausreichende Pause am Arbeitsplatz. 26% bringen nur so viel Einsatz wie unbedingt notwendig – eine Strategie, die aktuell unter der Bezeichnung “Quiet Quitting” diskutiert wird. Diese Arbeitsweise wird von den Befragten deutlich häufiger verfolgt, die angeben, überarbeitet zu sein (32%).

Erst kürzlich hat Indeed in einer Umfrage zur Arbeitszeiterfassung herausgefunden, dass eine große Mehrheit der Beschäftigten eine Zeiterfassung befürwortet. Diese große Zustimmung zur Zeiterfassung überrascht nicht – angesichts des Drucks, der an vielen Arbeitsplätzen herrscht, regelmäßig Überstunden zu leisten.

Steigende Bedeutung von mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz

Überstunden sind keine Ausnahme, sondern für viele Arbeitnehmer*innen Alltag. Dabei führt eine dauernde Mehrbelastung der Menschen zu Überarbeitung und Erschöpfung. Die steigende Anzahl von Fehltagen aufgrund von psychischen Erkrankungen spricht Bände. Es ist wichtiger denn je, dass Arbeitgeber*innen die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten im Blick haben.

Ein großes Engagement für Arbeitsschutz und Arbeitsgesundheit, dazu zählt auch die mentale Gesundheit, sollte selbstverständlich sein, ist es aber häufig nicht. In der aktuellen Situation am Arbeitsmarkt ist der achtsame Umgang mit den Beschäftigten zudem ein wichtiges Instrument, dem Fachkräftemangel zu begegnen: Wer ein gesundes Betriebsklima schafft, hält langfristig Beschäftigte und zieht neue Talente an. In Zeiten von Arbeitgeberbewertungen im Internet spricht sich ein gutes Betriebsklima herum – ebenso wie ein toxisches.

Quelle: Pressemitteilung Indeed

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Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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