Das HR-Startup MODERNMIND tritt an, um mit hirngerechtem Lernen offline und virtuell die mentale Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Beschäftigten in Unternehmen zu verbessern. Auf Grundlage sehr persönlicher Zielsetzungen will Mitgründerin Jennifer Poiger auch das Thema Achtsamkeit weiter in Organisationen tragen, wie Sie mir im Gespräch verrät.
Was ist MODERNMIND?
Hallo Jenny, magst Du euer Startup MODERNMIND bitte kurz vorstellen?
Hallo Stefan! Ja, super gerne! Bei MODERNMIND steht die mentale Gesundheit der Mitarbeiter & Führungskräfte im Fokus. In Zeiten von Digitalisierung und ständiger Veränderung (Stichwort Covid-19) unterstützen wir unsere Kunden dabei, (mental) gesund und leistungsfähig zu bleiben. Wir schulen Führungskräfte und Mitarbeiter darin, sich selbst und andere achtsam zu führen.
Gehirngerechte Trainings und Workshops
Ihr bietet unter anderem Mitarbeiter-Impulse wie Webinare, Workshops, Seminar-Konzepte und Erlebnistrainings. Das klingt alles recht bekannt. Was ist Eure Innovation?
Die Innovation unserer Trainings liegt vor allem in der Methodik.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten Trainings nicht nachhaltig sind. Nach spätestens 3 Monaten sind rund 94% der Inhalte wieder vergessen. Das ist sowohl für die Mitarbeiter:innen als auch für das Unternehmen nicht wirklich erstrebenswert. Die Kosten bringen damit leider nur wenig nachhaltigen Nutzen.
Es gibt jedoch viele tolle Erkenntnisse aus der Hirnforschung, die zeigen, wie Menschen nachhaltig lernen und sich weiterentwickeln können. Positive Emotionen, Interaktion, Abwechslung, Wiederholung und kurze Sequenzen sind einige wichtige methodische Aspekte.
Unsere Innovation liegt also vor allem darin, dass wir gehirngerechte Trainings für Jede und Jeden liefern. Das ist es, was uns als Psychologen wichtig ist und was auch unsere Kunden sehr zu schätzen wissen.
Zusammenspiel von internen und externen Impulsen
Können externe Impulse wie die Euren in gleicher Weise erfolgreich sein wie interne?
Ich denke es ist schwierig, intern und extern als konkurrierend anzusehen. Aus unserer Sicht ist es wie bei so vielen Maßnahmen: Die richtige Mischung macht`s! Interne und sehr praxisnahe „on the job trainings“ erfüllen genauso ihren Sinn, wie innovative „off the job“ Impulse.
Wir verfolgen den Ansatz, mit unseren externen Impulsen an den internen anzuknüpfen und diese zu ergänzen. So können wir zusammen mit den Verantwortlichen an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.
In der Praxis streben wir immer eine Partnerschaft mit der internen HR-Abteilung an. Uns ist es dabei wichtig, an bestehenden Konzepten oder bereits gegebenen Impulsen anknüpfen zu können und auch die Unternehmenswerte und -richtlinien zu kennen. Denn damit schaffen wir Synergien zu den internen Impulsen und steigern den Wissenstransfers in den Arbeitsalltag enorm.
Digitale Impulse – kürzer und interaktiver
Unsere überwiegend digitalen Impulse planen wir daher flexibel und unkompliziert gemeinsam mit den Verantwortlichen, passend zu den aktuellen Gegebenheiten, sei es firmenintern oder auch gesellschaftlich, aktuell pandemiebedingt.
Durch unser gehirngerechtes Format haben sowohl die Teilnehmer:innen als auch das Unternehmen selbst Vorteile. Größere Produktivitätsverluste durch weite Anfahrten oder lange Workshop-Tage fallen weg und sparen damit Zeit und Nerven. Das Unternehmen kann dadurch Kosten durch Arbeitszeitausfall, zusätzlichen Planungsaufwand oder Raummiete einsparen. Gleichzeitig verbessert sich durch die kürzeren, interaktiven Einheiten auch noch das Engagement der Teilnehmer:innen und der Lerntransfer.
Statt klassischer Team-Building-Events
Team-Building-Termine sind ja recht umstritten. Ein Teil der Beschäftigten möchte keine solchen Events mehr machen, weil oft die Nachhaltigkeit fehlt. Wie geht Ihr mit dem Thema langfristiger Erfolg um?
Bei alldem ist eine Frage zentral: Was möchte ich mit welcher Maßnahme erreichen? Eine Teambuilding-Maßnahme soll ja meistens ein Team zusammenschweißen. Zu erwarten, dass mit einmal Kanufahren im Jahr sämtliche internen Konflikte gelöst werden, ist meines Erachtens ein wenig weit hergeholt.
Dazu kommt, wie bereits erwähnt, dass bei klassischen Formaten nach spätestens drei Monaten fast alles an Inhalten wieder verpufft ist. Nachhaltig ist das leider nicht und deswegen ist es absolut nachvollziehbar, dass viele solche und ähnliche Veranstaltungen eher kritisch beäugen.
Dieses Problems sind wir uns sehr bewusst. Und ich freue mich, dass unser gehirngerechter Ansatz genau dafür Abhilfe schaffen kann!
Langfristigkeit und Nachhaltigkeit durch kleinere Einheiten
Für uns steht genau das, der langfristige Erfolg und nachhaltiges Lernen im Mittelpunkt. Wie sagt man so schön? Steter Tropfen höhlt den Stein. Deswegen arbeiten wir gemeinsam mit den Teilnehmer:innen in regelmäßigen, leicht verdaulichen Einheiten an den langfristigen Zielen, anstatt einmal mit einem Großen.
Genau wie erfolgreiche Sportler, die ja auch nicht nur einmal zum Training gehen.
Außerdem sollte ein klares Konzept zur Transfersicherung gebaut werden. Wir fokussieren uns hier vor allem auf die Einbindung des Umfeldes, die Stärkung der Selbstverantwortung und die Vorbeugung von Rückfällen in unerwünschte Verhaltensmuster.
Ich glaube auch, dass wir im Trainingsbereich kurz vor einer Revolution stehen, vor allem durch die Erfahrungen mit der Pandemie. Es ist eine Chance, den Weiterbildungs-Markt jetzt komplett neu zu denken!
Durch die (gehirngerechte) Konzeption der Veranstaltungen und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den HR-Verantwortlichen erzielen wir bereits jetzt sehr gute Erfolge, was das Thema Nachhaltigkeit und langfristigen Erfolg angeht!
Zusammenhang zwischen Lernen und psychischer Gesundheit
Du setzt psychische Gesundheit immer wieder in einen Zusammenhang mit dem Lernen. Wo siehst Du die Verbindung?
Unser Körper und vor allem unsere Psyche ist mehr als nur die Summe der Einzelteile. Es ist ein System, dass miteinander interagiert und sich beeinflusst. Eine Psyche, die von Stress und Angst geplagt wird, lernt daher ganz anders als eine, die vor Lebensfreude nur so sprießt.
Schon lange weiß man beispielsweise aus der Hirnforschung, dass Stress eine negative Auswirkung auf unseren Hippocampus, also unser Lernzentrum hat. Es wird kleiner und vernarbt. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Freude, Interaktion und Motivation zu einer verbesserten Aufnahmefähigkeit von Lerninhalten führen. Daher versuchen wir jeden Tag unsere Impulse mehr und mehr spielerisch zu gestalten.
Vom Impact der Corona-Krise auf MODERNMIND
Welchen Impact hatte die Corona-Krise auf Euer Business?
Für uns alle war Corona wohl ein Schlag. Privat aber natürlich auch beruflich. Am Ende bringt es jedoch aus unserer Sicht nicht viel, sich über die Umstände zu beschweren. Wir mussten uns an die neuen Gegebenheiten anpassen.
Wir hatten schon vor der Pandemie einige Online-Formate bei Kunden durchgeführt. Auf Grund der steigenden Nachfrage haben wir das ausgebaut und unsere Fähigkeiten als Digital Natives genutzt, um uns hier durch die Überwindung klassischer Webinar-Probleme, wie Aufmerksamkeitsmangel, Interaktion und Nachhaltigkeit, Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Das hat uns tatsächlich geholfen, gestärkt aus der schwierigen Zeit hervorzugehen.
Hilft Euch der Hype um das Thema Achtsamkeit?
Auch im schwierigen letzten Jahr war Achtsamkeit ein Werkzeug, um in emotionalen Situationen nicht den Fokus zu verlieren. Ich denke auch, dass es sich dabei nicht nur um einen kurzfristigen Hype handelt, sondern um einen langfristigen Trend.
Tatsächlich gibt es mittlerweile viele wissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse, die zeigen, dass wir mit Achtsamkeit eine sehr einflussreiche Möglichkeit haben, um in einer so anspruchsvollen und sich verändernden Zeit (gerne auch VUCA Welt genannt) zu bestehen. Nicht umsonst integrieren bereits die „großen Player“ wie Google, SAP und Co. das Konzept der Achtsamkeit in ihren Unternehmen, um die Zufriedenheit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu stärken.
Ob es uns geholfen hat, ist schwer zu beantworten. Es ist jedoch schön zu sehen, dass das wichtige Thema immer mehr Akzeptanz in den Firmen dieser Welt findet.
Die weiteren Planungen von MODERNMIND
Was plant Ihr als nächstes? Wie entwickelt Ihr Eure Services weiter?
Der Kern unserer Arbeit sind nicht wir – es sind unsere Kunden. Das sagt sich jetzt so leicht daher und klingt vielleicht sogar etwas kitschig. Aber ich habe mich aus meiner persönlichen Geschichte heraus dazu entschieden, andere Menschen auf ihrem Weg zu mehr mentaler Gesundheit zu begleiten. Mit ihnen gemeinsam mehr Freude, Glück und Hoffnung zu schaffen.
Solche Ziele kann ich nur unterstützen!
Und da der Name MODERNMIND auch Programm sein soll, integrieren wir die aktuellsten Erkenntnisse und Möglichkeiten aus der Forschung und der Praxis in unsere Trainings. Daran arbeiten wir jeden Tag und werden auch in Zukunft weiter daran festhalten.
Wir haben in diesem Jahr noch einige spannende Projekte und Kooperationen im Bereich agiler Transformation & Remoter Führung vor uns. Außerdem wollen wir unsere Stärke der digitalen Trainingsformate weiter ausbauen und so ortsunabhängig für viele weitere HR-Abteilungen eine Anlaufstelle sein. Um die mentale Gesundheit der Mitarbeiter und Führungskräfte zu stärken. Gerade in Zeiten des Wandels und der Digitalisierung.
Ich persönlich freue mich auch darauf, dass von Dir angesprochene Trendthema Achtsamkeit noch in viele weitere Konzerne und mittelständische Unternehmen zu bringen und damit zahlreiche Menschen auf ihrem Weg zu mehr Zufriedenheit, Fokus und Leistungsfähigkeit begleiten und unterstützen zu können!
Vielen Dank für Deine Antworten, Jenny. Ich drücke Euch für die Zukunft alles Gute mit MODERNMIND.
Über die Interviewte
Jennifer Poiger ist Psychologin und Mitgründerin der MODERNMIND GmbH. Im Jahr 2018 gründete sie zusammen mit Markus Brücklmeier das HR-Start-up, mit der Mission, Menschen dabei zu unterstützen ihre mentale Gesundheit zu fördern.
Das Ziel, andere Menschen für das Thema mentale Gesundheit zu begeistern, entsteht aus der persönlichen Vergangenheit, psychischen Herausforderungen und einer Autoimmunerkrankung heraus.
So fokussiert sich MODERNMIND darauf, achtsame (Selbst-)Führung in digitalen Zeiten bei Mitarbeitern und Führungskräften zu etablieren. Durch digitale Trainingseinheiten oder Workshop-Reihen unterstützen sie so Unternehmen bei der Bewältigung aktuellen Herausforderungen wie Remote Arbeit oder Agilisierung der Teams.
Zu hören ist sie zudem jede Woche bei Spotify und Amazon Music mit ihrem Podcast “MODERNMINDCAST”.