Gleich und gleich gesellt sich gern – das gilt für die Freizeit, aber offenbar auch für den Arbeitsplatz. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Indeed. Was die neue Erhebung besonders macht: Das Jobportal hat nicht etwa Angestellte oder die breite Öffentlichkeit nach Generationenkonflikten im Job befragt, sondern gezielt Menschen mit Personalverantwortung.
Je älter, desto offener – und andersherum
Dabei ist aufgefallen: Ein Großteil der Führungskräfte hierzulande arbeitet am liebsten mit Kolleg:innen derselben Generation zusammen. Zwischen den Generationen sind dagegen immer wieder Konflikte zu beobachten. Das ist problematisch, weil Unternehmen die Skills und das Wissen aller Altersgruppen brauchen, um in Zukunft erfolgreich zu sein.
Am stärksten ist diese Präferenz bei den Millennials (1981 bis 1996) ausgeprägt. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte dieser Generation (54%) arbeiten am liebsten mit Gleichaltrigen zusammen. Mit zunehmendem Alter scheint dieses Verlangen jedoch rückläufig: Von den Babyboomern (1955 bis 1964) bevorzugen nur 32% die Zusammenarbeit mit ihrer Generation, während 57% genauso gerne mit Mitarbeiter*innen aller Altersklassen kooperieren.
Bei den Gen X-Führungskräften haben 38% eine Präferenz für die eigene Alterskohorte, bei der Gen Z sind es immerhin noch 36%. Zudem fällt auf: Je jünger die Befragten sind, desto distanzierter verhalten sie sich auch speziell gegenüber älteren Angestellten.
Woraus resultieren aber diese Differenzen?
Konflikte zwischen Generationen haben viel mit der Voreingenommenheit der einen gegenüber der anderen Altersgruppe zu tun. Gerade bei Führungskräften kann das problematisch sein, weil sie als Personalverantwortliche ihre Vorurteile auf die Angestellten projizieren. Ob bewusst oder unbewusst: Damit schüren sie selbst Generationenkonflikte – und reflektieren offenbar nicht darüber.
Arbeitsmethoden als Konfliktpunkt Nummer eins
Diese Voreingenommenheit ist auch aus den Umfragedaten abzulesen. So sprechen gerade einmal 2% der Führungskräfte der beiden ältesten Generationen der jüngsten ein starkes Verantwortungsbewusstsein zu. Einen respektvollen und loyalen Umgang mit ihren Vorgesetzten beobachten lediglich 3% der Älteren bei den Jüngsten. Anders herum sind es gerade einmal 7% der Führungskräfte der zwei jüngeren Generationen, die der ältesten eine effiziente Arbeitsweise attestieren. Ebenso wenige sprechen ihnen die Bereitschaft zu, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an jüngere Kolleg*innen weiterzugeben.
Aber nicht nur bei den Verhaltensweisen, auch in Sachen Einstellung offenbart die Umfrage bei Personalverantwortlichen Vorurteile gegenüber einzelnen Generationen. So sehen mit 42% die meisten Befragten das größte Konfliktpotenzial bei unterschiedlichen Vorstellungen von Arbeitsmethoden und Prozessen. Vor Flexibilität und Work-Life-Balance (36%) und der Nutzung von Technologie am Arbeitsplatz (31%).
Jedoch gibt es erhebliche Unterschiede bei der Wahrnehmung der Konflikte: Je jünger die Personalverantwortlichen, desto eher bemerken sie Differenzen. Das führt dazu, dass gerade junge Führungskräfte – von den 25- bis 34-Jährigen ist es jede:r Achte – die Zusammenarbeit in altersübergreifenden Teams als Produktivitätsbremse wahrnimmt.
Einigkeit als Erfolgsfaktor für die Zukunft
Warum es wichtig ist, Angestellte verschiedener Generationen zu verbinden, zeigt ein Blick auf das Zutrauen, das in sie gesteckt wird. So sind Innovationsfähigkeit und eine flexible Anpassungsgabe an Veränderungen jene Skills, die der jüngsten Generation zugesprochen werden. Beides ist gerade dann wichtig, wenn es darum geht, eine Firma fit für die Zukunft zu machen. Aber damit der Wandel gelingt, brauche es auch Fachkenntnisse und Eigenverantwortung. Das wiederum sind Fähigkeiten, die älteren Angestellten zugesagt werden. Will heißen: Um ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen, braucht es die Stärken aller Mitarbeitenden – egal, wie alt sie sind.
Über die Studie
Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Appinio im Auftrag von Indeed am 21. Mai 2024 insgesamt 500 Personen befragt, die zwischen 25 und 64 Jahre alt sind. Es handelte sich dabei um Führungskräfte. Die Stichprobe bestand aus 168 Frauen und 330 Männern und war im Schnitt 43 Jahre alt. Die meisten Unternehmen kommen aus der IT-Branche (26%) und die Teams, in denen die Befragten arbeiten, setzen sich knapp zur Hälfte (48%) aus Millennials zusammen.