Trennungsgespräche führen und dokumentieren
Sollten sich Mitarbeitende dennoch für das Verlassen des Unternehmens entscheiden, beispielsweise um einen besser bezahlten Job bei einem anderen Arbeitgeber anzunehmen, lohnt sich das persönliche Gespräch. Insbesondere die Führungskraft darf jetzt nicht negativ emotional oder gar enttäuscht reagieren und der kündigen Person die Wertschätzung entziehen. Vielmehr wäre ein Versuch angebracht, die wahren Gründe für diese Entscheidung herauszufinden und aufrichtig Interesse an der Person und ihrem Anliegen zu zeigen.
Oftmals wirken besser bezahlte Angebote anderer Arbeitgeber nur dann, wenn es generell eine Reihe anderer Ansatzpunkte für Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job gibt. Nutzen Sie als Führungskraft -gerne mit Unterstützung von HR- die generelle Trägheit bei Jobwechseln als Gesprächsgrundlage. Vielleicht hilft sogar schon eine
Lockerung der Homeoffice-Policy, um der Person einen stichhaltigen Grund zu geben, um doch in Ihrem Unternehmen zu bleiben.
In jedem Fall sollten Sie die Ergebnisse des Gesprächs datenschutzkonform dokumentieren. Das bedeutet, dass Sie spätestens mit zeitlichem Versatz nach dem Austritt des Mitarbeitenden eine Anonymisierung vornehmen, die Kündigungsgründe aber im Blick behalten – und sofern möglich – daran arbeiten, um weitere Weggänge deshalb zu vermeiden.
Wertschätzung und Einbindung aufrechterhalten
Jetzt kommt der wesentliche Knackpunkt: Denn selbst wenn im Rahmen des Trennungsgesprächs Themen genannt werden, die mit dem Thema Führung oder gar mangelnder Wertschätzung zu tun haben – in keinem Fall sollten Führungskräfte oder HR der kündigenden Person nunmehr quasi erstrecht die Wertschätzung entziehen. Im Gegenteil wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt, diese Situation zu heilen.
Das gilt nicht nur für Fälle, in denen zum Beispiel die ausscheidende Mitarbeiterin möglicherweise als Bumerang Mitarbeiter in Betracht kommt. Selbst wenn Sie sich sicher sind -oder glauben sicher zu sein- dass beide auch in Zukunft keine Arbeitsbeziehung mehr eingehen werden, sollten Sie die Zeit bis zum tatsächlichen Ausscheiden mit einer offenen und wertschätzenden Haltung bestreiten.
Der Grund liegt darin begründet, dass Ihr Verhalten in der Zeit zwischen dem Bekanntwerden der Kündigung und dem tatsächlichen Ausscheiden von den verbleibenden Mitarbeitenden genau beobachtet wird. Diesen zeigen Sie, wie Sie Trennungskultur in ihrem Unternehmen gestalten. Es geht also letztlich nicht nur um die eine weggehende Person. Sie wirken stets auch in die bestehende Mitarbeiterschaft hinein.
Themenübergabe professionell gestalten
Möglicherweise mag die im vorhergehenden Punkt beschriebene weiterhin wertschätzende Haltung für Sie ein wenig nach Gutmenschentum klingen. Allerdings gibt es auch handfeste Business-Argumente für diese Haltung: Denn mit dem Weggang einer Person aus dem Team müssen deren Aufgaben und Verantwortungen anderweitig verteilt werden. Vor allem eine professionelle Übergabe dürfte ganz in Ihrem Sinne sein. Auch wollen Sie vermeiden, dass es seitens der kündigenden Person im Rahmen der Einarbeitung von Nachfolgern zu toxischem Verhalten kommt und damit die gesamten Abläufe längerfristig gestört werden.
Das gilt umso mehr mit Blick auf ein mögliches Schadenspotential bei weiterhin vorhandenem Zugriff auf Unternehmensdaten, Kundenkontakt oder ähnlich.
Professionelles Offboarding inklusive Arbeitszeugnis
In Summe sollte Ihr Offboarding genauso durchdacht und auf positive Employee Experience ausgerichtet sein, wie Ihr Onboarding. Dazu gehören auch optimierte Prozesse, beispielsweise im Bereich der Erstellung eines Arbeitszeugnisses. Dieses sollte selbstverständlich wohlwollend formuliert sein und insbesondere zeitnah ausgehändigt werden. Hier können Sie noch einmal wertvolle Punkte sammeln bei potentiellen Bumerang Mitarbeitern.
Denken Sie insbesondere an die rechtzeitige Rückforderung von unternehmenseigenen Arbeitsmitteln, Schlüsseln oder Software-Lizenzen, um nicht am Ende in wenig hilfreiche operative Hektik zu verfallen, so dass die Stimmung doch noch kippt.
Seien Sie am letzten Arbeitstag der das Unternehmen verlassenden Person persönlich anwesend oder nehmen Sie rechtzeitig vorab Kontakt auf, um sich zu verabschieden. Vielleicht ist das Verhältnis sogar so gut, dass ein gemeinsames Verabschiedungs-Event möglich ist. Eventuell auch beim Feierabendbier mit dem Team.
Talent-Relationship-Management (TRM) nach dem Offboarding
Den Begriff Talent-Relationship-Management, kurz TRM, kennen Sie vermutlich vor allem aus dem Recruiting. Dort gilt es als Königsdisziplin, mit abgelehnten aber generell geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten im Kontakt zu bleiben. Den gleichen
„Alumni“-Gedanken können Sie auch bei ehemaligen Beschäftigten anwenden.
Bleiben Sie in Kontakt! Insbesondere Social Media eignet sich wunderbar, um weiterhin mit möglichen Bumerang-Mitarbeitern im Austausch zu bleiben. Interessieren Sie sich vor allem für die Erfahrungen der Ehemaligen mit ihrem neuen Arbeitgeber.
Bumerang Mitarbeiter mit offenen Armen empfangen
Selbstredend ist die Bereitschaft zur Erneuerung der Arbeitsbeziehung mit Bumerang Mitarbeitenden essentiell. Die Gründe, warum Menschen zurück zum ursprünglichen Arbeitgeber kommen, sind vielfältig. Oftmals ist das berühmte
„Gras auf der anderen Seite“ eben doch nicht grüner
. Vor allem bei einer einvernehmlichen Trennung oder zumindest im Rahmen einer positiven Trennungskultur wirken die Bindungskräfte auch nach dem Ausscheiden noch intensiv.
Genau könnte eine angestrebte Selbstständig des Bumerang Mitarbeiters scheitert sein. Das darf jedoch kein Grund zur Schadenfreude sein! Ebenso sollten Sie auf Maßnahmen verzichten, das Gehalt der Rückkehrenden drücken zu wollen. Freuen Sie sich stattdessen aufrichtig über eine Anfrage zur möglichen Rückkehr und handeln Sie entsprechend.
Natürlich wird nicht immer sofort eine passende Stelle für die Boomerang Mitarbeitenden zur Verfügung stehen, aber mit Blick auf den Fachkräftemangel können gerade diese Personen Wunder wirken.
Von der Bedeutung der Bumerang Mitarbeiter
Sie müssen bedenken, dass gerade die Bumerang Mitarbeiter oft sehr gut eingearbeitet waren. Diese kennen die betrieblichen Abläufe, die Unternehmenskultur und haben meist ein starkes informelles Netzwerk in der Organisation. Damit sind sie in der Regel schneller einsatzfähig.
Dazu kommt noch ein anderer positiver Effekt: Vor allem wenn die Bumerang Mitarbeitenden längere Zeit in einem anderen Unternehmen gearbeitet haben vor ihrer Rückkehr, bringen sie wertvolle Erfahrungen und Fachwissen mit. Noch wertvoller wird dieses Wissen, wenn die temporäre Arbeit gar bei einem Mitbewerber im Markt stattfand.
Und schließlich ist die zu erwartende Loyalität und Bindung vor allem bei Boomerang Mitarbeitern besonders hoch.
Mein Fazit zu Trennungskultur und Bumerang Mitarbeitern
Nach dem Lesen meines Artikels dürfte meine Haltung zum Thema positive Trennungskultur und Bumerang Mitarbeiter klar geworden sein. Schaffen Sie eine für Sie vorteilhafte Ausgangslage im enger werdenden Arbeitsmarkt und etablieren Sie Maßnahmen, die auf eine positive Trennungskultur einzahlen. Machen Sie sich ein generell positives Menschenbild zu eigen, um damit auf andere in der Organisation auszustrahlen.
Als HR-Verantwortliche:r nutzen Sie Mitarbeiterkündigungen als Chance, um die Organisation nachhaltig zu verbessern und menschenfreundlich aufzustellen. Nutzen Sie systematisch die Möglichkeiten, die Bumerang Mitarbeiter bieten.
Und wie so oft: Fangen Sie bei sich selbst und Ihrer Haltung dazu an.
Ich freue mich auf den Austausch dazu.