whyapply JobChallenges als Honeypot im Recruiting

whyapply reloaded: Challenges als Honeypot im Recruiting

Es ist tatsächlich schon vier Jahre her, als ich das Startup whyapply erstmals auf meinem HR-Portal vorgestellt habe. Zwischenzeitlich hat sich das Unternehmen tief in die Recruiting-Szene eingearbeitet und neu aufgestellt. Mitgründer Michael Benz über Challenges als neuer Honeypot im Recruiting.

Was bietet whyapply?

Hallo Michael, magst Du Dich und Euer Unternehmen whyapply bitte nochmal in aller Kürze vorstellen?

Hallo Stefan. Sehr gerne. Wir sind ein HR-Startup aus Leipzig. Seit unserer Gründung 2017 konzentrieren wir uns auf eine häufig noch wenig beachtete Zielgruppe: die Kandidaten, die nicht aktiv nach Jobs suchen.

Kern unseres Geschäfts ist die sogenannte JobChallenge. Das ist eine typische Aufgabe, die sich hinter einer Vakanz verbirgt. Diese JobChallenge spielen wir in Verbindung mit der jeweiligen Stellenanzeige auf Social Media und diversen anderen Apps direkt an die Zielgruppe aus und machen sie so “hungrig” auf die Stellen. So können Unternehmen eine Recruiting-Kampagne für passiv Wechselwillige schalten – mit demselben geringen Aufwand, wie eine Stellenanzeige bei einer Online-Jobbörse.

Jobanzeigen im Recruiting

Den Stellenanzeigen auf Jobplattformen wird ja schon seit Jahren ein Aussterben nachgesagt. Trotzdem boomen die Zahlen gerade immens. Ist die Jobanzeige als Ad ein würdiger Nachfolger?

Die Targeting-Möglichkeiten, die ich insbesondere durch Social Media habe, sind natürlich sehr hilfreich. Allerdings bleibt es eine Stellenanzeige. Egal ob nun Print, Jobbörse oder Social Media. Möchte ich passiv wechselwillige Talente incentivieren aktiv zu werden, ist ja nicht der Kanal das Problem, sondern das Vehikel.

Eine Stellenanzeige auf Social Media entspricht nicht meiner dortigen Konsumerwartung. Hier sind andere Formate notwendig. Um es mit einem anderen Beispiel zu sagen: Wenn ich mich noch nicht entschieden habe, ein neues Auto zu kaufen, dann ist ein reines Kaufangebot mit Preis etc. nicht das Format, welches ich mir zuerst ansehe. Das kommt zum Schluss. So sollten Arbeitgeber denken, wenn sie die passiven Talente ansprechen.

Wie Challenges als Honeypot wirken

Ihr arbeitet nach wie vor mit den Challenges, setzt sie aber anders als früher ein. Was bedeutet in diesem Zusammenhang die Verwendung des Begriffs Honeypot?

Da hast du Recht. Bei der Gründung von whyapply waren unsere Challenges eine Art Mini-Arbeitsprobe. Kandidaten konnten so unkompliziert mit den Fachbereichen der jeweiligen Unternehmen in Kontakt treten. Heute nutzen wir JobChallenges, um auf die Jobangebote der Unternehmen aufmerksam zu machen und die User von Social Media dorthin zu bringen: auf die Karriereseite der Unternehmen.

Die JobChallenge, um bei der Angler-Metapher zu bleiben, ist der Köder am Haken. Sie beantwortet den Usern die Frage, warum er oder sie sich überhaupt mit einer Stelle bzw. diesem Arbeitgeber beschäftigen sollte. Also wie ein Honigtopf für passende Talente.

Wie viel „Mühe“ müssen sich Bewerbende geben?

Dass Ihr von der tatsächlichen Bewältigung der ausgeschriebenen Challenges durch die Bewerbenden abgerückt seid, ist aus meiner Sicht bezeichnend. Kann man allgemein sagen, dass Jobsuchende nicht mehr bereit sind, sich im Recruiting-Prozess die häufig von HR geforderte „Mühe“ zu geben?

Die Bewerber sind, denke ich, selektiver geworden. Die Rückmeldung unserer User war: Die Darstellung einer Aufgabe hinter der Stellenanzeige ist sehr gut und hilft mir bei der Entscheidung, ob der Job etwas für mich sein könnte. Ich bin gerne zu ein wenig Aufwand vorab bereit. ABER vorher möchte ich ganz genau wissen, ob es dieser Aufwand “wert” ist. Ich möchte also die Karriereseite sehen, die Mitarbeiterbewertungen lesen usw. Und wenn alle diese Dinge passen, dann unternehme ich als Bewerber gerne Anstrengungen. Denn es geht ja schließlich um meine eigene Karriere.

Dieses Feedback war eindeutig. Ein weiterer Aspekt, der diese Vermutung unterstützt ist, dass eine One-Klick-Bewerbung nicht dazu beiträgt, die Qualität der Bewerbungen zu erhöhen. Das Ziel sollte also sein, weniger, aber dafür die richtigen, Bewerbungen zu bekommen.

Erfolge vor allem bei latent Jobsuchenden

Unternehmen fokussieren sich in der Regel immer noch stark auf das Segment der aktiv Jobsuchenden. Sind die Personalverantwortlichen aus Deiner Sicht schon bereit für die Ansprache der passiv oder latent Suchenden via Social Media?

Der Vorteil der “Aktiven” ist ja, dass der Impuls von Ihnen ausgeht. Jemand sucht und ich habe ein Angebot, welches ich in den Ring werfen kann. Die Bedürfnisse der nicht suchenden Personen sind schwieriger zu deuten und diesen Personen vielleicht selbst nicht immer so eindeutig bewusst. Hierauf ein Angebot zu formulieren, fällt HR sicher schwieriger, weil wir uns hier, was Stories, Incentives und Methoden betrifft, mehr in Marketing und Vertrieb bewegen als im Recruiting.

Aber der Trend zu mehr Employer Branding ist, denke ich, ein Zeichen, dass auch die Rolle von HR mehr in Richtung eines “Werbenden” geht und auch gehen muss.

Wie sich whyapply weiterentwickelt

Es hat sich ja schon viel bei Euch verändert. Welche zusätzlichen Weiterentwicklungen habt Ihr für whyapply auf dem Plan stehen?

Zwei Bereiche werden wir in den kommenden Jahren ausbauen: Wir können heute mit unseren JobChallenges schon 3.000 Berufe abdecken. In Zukunft werden unsere Vorlagen für nahezu alle Berufe verfügbar sein. Mittelfristig werden wir in die automatische Ansprache und Passgenauigkeit von Stellenanzeige, Aufgabe und Zielgruppe noch mehr Ressourcen investieren. Das wird das Ergebnis für HR verbessern und gleichzeitig den Aufwand für die Schaltung auf wenige Minuten pro Vakanz reduzieren.

Vielen Dank für Deine Antworten, Michael. Sehr spannend Euch auf Eurer Reise begleiten zu können.

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Über den Interviewten

whyapply Cofounder und CEO Michael BenzMichael Benz ist studierter Islamwissenschaftler und kam über Umwege zu HR.

Gemeinsam mit HR-Professionals schärft er das Bewusstsein für die enormen Herausforderungen, vor denen HR in den Bereichen Recruiting und Employer Branding steht. Aus diesem Grund spricht und schreibt er besonders zu seinen Kernthemen wie Zielgruppenanalyse, Stärkung der Arbeitgebermarke und „Realistic Job Previews“.

Als Gründer und Unternehmer von whyapply ist er mit seinem Team ein Partner, wenn es um Personalgewinnung und Arbeitgebermarkenbildung geht.

>> weitere Infos zu whyapply

 

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Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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