Längst hat sich der Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt gewandelt. Um ihre Stellen besetzt zu bekommen, müssen Personalverantwortlich wissen, wie und womit sie die Zielgruppe erreichen. Absolventa beschäftigt sich regelmäßig mit den Wünschen und Ansprüchen der Young Professionals ans Berufsleben. Die wichtigsten davon hat Ann-Christin Clausnitzer in diesem Gastartikel aufgelistet.
Gezielte Ansprache
Möchten Personalverantwortliche eine bestimmte Zielgruppe mit ihrer Stellenausschreibung erreichen, sollten sie vor allem auf eine individuelle Ansprache dieser Zielgruppe achten. Das beginnt auf der Karriereseite des Unternehmens, z. B. mit einer Unterteilung nach Karrierelevel oder Einstiegsprogramm. Beachten Sie, dass Young Professionals ganz andere Informationen benötigen als Seniors oder Führungspersonen. Auch die Ansprüche an den Job unterscheiden sich zwischen diesen Zielgruppen. Auf diese Unterschiede können Sie schon auf Ihrer Unternehmensseite eingehen. Spätestens aber in der konkreten Stellenausschreibung sollten Sie es tun. Standardisierte Stellenanzeigen werden schnell entlarvt und wirken vor allem auf junge Bewerber abschreckend.
Den Großteil der Young Professionals erreichen Arbeitgeber mit Stellenanzeigen auf Jobplattformen. Doch Unternehmen können sich längst nicht mehr nur darauf verlassen, von Interessierten gefunden zu werden.
Eine sinnvolle Maßnahme, um im War for Talents nicht nur mithalten, sondern einen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb erhalten zu können, ist das Active Sourcing. Denn mit einer gezielten Ansprache, z. B. in Talent Pools oder Karrierenetzwerken, erreichen Personalverantwortliche qualifizierte Fachkräfte genauso gut wie Wechselwillige, die gar nicht aktiv auf Jobsuche sind. Wichtig dabei ist auch hier die individuelle Ansprache. Im besten Fall gehen Sie auf vorherige Positionen und Aufgaben der Kandidaten ein, um echtes Interesse an der Person zu zeigen.
Konkrete Stellenbeschreibung
Am Anfang einer Stellenanzeige müssen natürlich die Keyfacts der ausgeschriebenen Stelle stehen: Position, Anstellungsart, Einstiegsdatum etc. Deutlich ausführlicher sollte Sie die Aufgaben der ausgeschriebenen Position darstellen. Aber Achtung, mit Floskeln in der Jobbeschreibung wie „spannende Aufgaben“ oder „herausfordernde Tätigkeit“ überzeugen Sie Young Professionals nicht.
Laut unserer Zielgruppenbefragung fühlt sich ein Viertel der Jobsuchenden von Stellenanzeigen nicht angesprochen, die unklar formuliert sind, weil z. B. Gehaltsangaben fehlen oder die Anforderungen nur schwammig beschrieben sind. Eine gute Stellenanzeige enthält stattdessen einen konkreten Tätigkeitsbereich mit präzisen Aufgabenbeschreibungen – idealerweise stichpunktartig aufgelistet. Demgegenüber sollte das Anforderungsprofil für die ausgeschrieben Stelle stehen.
Angemessene Anforderungen
Apropos Anforderungen: Mehr als die Hälfte der Jobsuchenden fühlt sich laut unseren Umfragen von Stellenanzeigen aktuell nicht angesprochen, weil die Anforderungen für den Berufsstart zu hochgesteckt sind. Für knapp ein Drittel gehen viele Stellenanzeigen sogar komplett an den eigenen Wünschen vorbei. Dieser Teil an qualifizierten Kandidaten geht Unternehmen demnach schlicht und einfach durch die Lappen.
Als Personalverantwortliche sollten Sie also hinterfragen, welche Anforderungen dringend gefordert und welche lediglich ein Plus sind. Unterteilen Sie die geforderten und wünschenswerten Skills am besten auch so in der Stellenbeschreibung, damit Bewerbende ihre Chancen realistischer einschätzen können. Bedenken Sie dabei, dass besonders Frauen vor der Bewerbung zurückschrecken könnten, wenn sie nicht allen Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle entsprechen.
Unkomplizierter und transparenter Bewerbungsprozess
Die jungen Bewerber sind Digital Natives. Dass sie sich online bewerben wollen, ist also von vornherein klar. Dabei ist ihr liebstes Medium laut unseren Umfragen die E-Mail-Bewerbung.
Aber auch Bewerbungsportale des Unternehmens gewinnen immer mehr an Bedeutung. Am wichtigsten ist Young Professionals allerdings, dass sie sich unkompliziert bewerben können. One-click-Bewerbungen werden immer beliebter und auch die Verknüpfung der Bewerbung mit ihren Karrierenetzwerk-Profilen nehmen viele Bewerber dankend an.
Stichwort: Bewerbungsanschreiben
Zudem sollten Arbeitgeber noch einen Schritt weiter gehen und überlegen, ob Sie wirklich bei jeder Bewerbung ein Anschreiben verlangen müssen. In unseren Umfragen gaben fast 40% der Young Professionals an, dass sie das Bewerbungsschreiben für den kompliziertesten Teil der Bewerbung halten.
Wird diese Anstrengung wirklich angemessen wertgeschätzt?
Personalverantwortliche sollten sich also ehrlich fragen, ob sie wirklich jedes Anschreiben lesen, oder ob nicht stattdessen die Beantwortung gezielter Fragen im Bewerbungsportal ausreicht.
Rund ein Fünftel aller Young Professionals ärgert sich laut unserer Umfrageergebnisse, wenn der Bewerbungsprozess nicht transparent ist. Das Interesse verlieren sie vor allem dann, wenn sie keine Rückmeldung bekommen oder nicht wissen, wo sie im Bewerbungsprozess stehen. Klare Deadlines, bis wann Sie sich zurückmelden, und eine automatische Eingangsbestätigung oder Updates über den Bewerbungsstatus sind einfache Lösungen, um die Talente nicht zu verlieren.
Gesicherte berufliche Zukunft
Nicht zuletzt wegen der Pandemie sind Werte wie Sicherheit und finanzielle Stabilität sehr wichtig für die berufliche Laufbahn der Generation Z geworden. Knapp die Hälfte der Ausbildungssuchenden bewerben sich laut unseren Umfragen dort, wo sie glauben, eine gesicherte Zukunft zu haben.
Für knapp ein Drittel spielt dazu noch konkret eine Rolle, ob sie ein faires Gehalt bekommen. Trotzdem steht Gehalt nicht über allem: Die Tätigkeit an sich sollte auch Spaß machen und wenn möglich ebenso sinnstiftend sein. Alles in allem geht die Gen Z aber wortwörtlich auf Nummer sicher. Gerade der Mittelstand erhielt so in den letzten Jahren sein Comeback als attraktiver Arbeitgeber.
Möchten Sie als Arbeitgeber auf diesen Sicherheitsaspekt eingehen, sollten sie am besten schon in der Stellenausschreibungen kommunizieren, welche Arten von Anstellungen Sie anbieten und mit welchem Gehalt die Bewerber rechnen können. Für Ausbildungssuchende ist besonders wichtig, wie hoch die Chancen stehen, nach der Ausbildung übernommen zu werden.
Flexibilität im Job
Für Young Professionals ist außerdem Flexibilität im Arbeitsalltag unerlässlich. Von ihrem zukünftigen Arbeitgeber erwartet laut unseren Befragungen knapp die Hälfte flexible Arbeitszeiten und die Freiheit, sich ihre Arbeit autonom einteilen zu dürfen. 40% wollen gerne remote arbeiten können. Und da uns die vergangenen zwei Jahre gezeigt haben, dass das durchaus möglich ist, würden mittlerweile knapp 40% gar keinen Job mehr ohne die Möglichkeit auf Homeoffice annehmen.
Weitere Benefits wie Vergünstigungen oder ein Firmenhandy sind eher nice-to-have, solange Flexibilität im Arbeitsalltag geboten wird.
Die klassische Work-Life-Balance bezieht sich dabei vor allem bei der Gen Z auf ausreichend Freizeit neben dem Arbeitsleben. Im Gegensatz zu den Millennials ist es für die Gen Z nämlich keineswegs mehr attraktiv, Arbeit und Privates verschmelzen zu lassen. Hier möchten sie klare Grenzen ziehen.
Unterstützung beim Berufseinstieg
Home Schooling und Online-Vorlesungen haben sowohl Auszubildende als auch Studierende belastet. Wo die technischen Voraussetzungen da waren, hat vor allem die Motivation gefehlt, sich den Lernstoff zuhause beizubringen. Ganze 60% gaben dies bei unserer Umfrage an, ein Viertel hätte sich mehr Unterstützung von Lehrkräften gewünscht.
Angesichts des Wunsches der Gen Z, im Beruf selbstständig arbeiten und entscheiden zu können, scheint das erst einmal widersprüchlich zu sein. Viele Young Professionals haben großes Potenzial und vor allem auch Lust, sich im Job einzubringen, doch merken schnell, dass das anfangs noch nicht so gut klappt.
Der Schlüssel liegt daher in der Unterstützung. Mit Trainee-Programmen, Mentoring oder einem Buddy-System erleichtern Sie den jungen Talenten den Berufseinstieg und können schnell das volle Potenzial aus ihnen herausholen.
Auch berufliche Weiterentwicklung hat einen hohen Stellenwert bei den Young Professionals. Sehen sie keine Entwicklungschancen, wechseln sie bereits nach kurzer Zeit den Arbeitgeber. Um das zu vermeiden, sollten Sie also direkt beim Berufseinstieg die möglichen Karriere-Steps im Unternehmen aufzeigen. Auch ein Weiterbildungsbudget kann ein interessanter Benefit sein.