Das soziale Netzwerk Facebook steht seit geraumer Zeit in der Kritik wegen seines Umgangs mit Nutzerdaten. Während die auf dem sozialen Netzwerk eingegebenen Daten immer häufiger Gefahr laufen, durch Datenleaks öffentlich zu werden, liegt ein weiteres Ärgernis darin, dass die Plattform auch Aktivitäten außerhalb von Facebook trackt. Millionen Websites, darunter übrigens auch viele Karriereseiten, haben spezielle Facebook-Integrationen. Das sind beispielsweise Facebook-Like-Buttons oder sogenannte Facebook Tracking-Pixel. Mit einem neuen Tool will Facebook den Nutzern jetzt einen Teil ihrer Datenhoheit zurückgeben. Was es damit auf sich hat und ob Facebook damit tatsächlich mehr Datenschutz liefert, erfahren Sie hier.
Aktivitäten außerhalb von Facebook Tool jetzt weltweit verfügbar
Mit einem eigenen Tool will Facebook zusätzliche Transparenz darüber schaffen, welche Daten durch Aktivitäten außerhalb von Facebook erhoben und an das soziale Netzwerk weitergegeben wurden. Auch gibt es nun Möglichkeiten Daten nachträglich zu löschen oder die Datensammlung in gewissem Rahmen zu steuern.
Worum geht es beim Tool Aktivitäten außerhalb von Facebook?
Facebook hat in den letzten Jahren mit großen Ambitionen daran gearbeitet, auf vielen Millionen Internetseiten verschiedene Tracking-Mechanismen wie den Facebook Like-Button, Tracking-Pixel oder auch die „Login mit Facebook“-Funktion unterzubringen.
Nutzt ein Facebook-User beispielsweise eine Shopping-Seite mit einem solchen Tracking-Pixel und ist dabei im sozialen Netzwerk eingeloggt, werden zahlreiche Informationen über diesen Besuch an Facebook weitergegeben und dem persönlichen Facebook-Profil zugeordnet.
Folgende Interaktionen gehören beispielsweise zu diesen Aktivitäten außerhalb von Facebook:
- Öffnen von Apps
- Ansehen von Webinhalten
- Suche nach Artikeln in Online-Shops oder Buchungsportalen
- Hinzufügen von Waren in den Einkaufswagen
- Kauf von Artikeln
- Spenden von Geldbeträgen
Komfort-Funktionen wie „mit Facebook-anmelden“ erleichtern das schnelle In-Betrieb-Nehmen neuer Services ohne einen aufwändigen neuen Registrierungsprozess. Daher nutzen viele Menschen gleich mehrere solche Dienste (Anmelden mit Google oder anderen sozialen Netzwerken wie XING oder LinkedIn). Als Gegenleistung für diesen Authentifizierungs-Service kann Facebook Informationen vom Anbieter der Website oder App über die genannten „Aktivitäten außerhalb von Facebook“ erhalten.
Viele von Ihnen haben sich möglicherweise darüber gewundert, wieso sie nach dem Besuch von Online-Shopping-Seiten vergleichbare Waren plötzlich in ihrem Facebook-Feed angeboten bekamen.
Warum der Facebook-Logout nichts hilft
Nunmehr gibt Facebook die Möglichkeit, in den Einstellungen der App Einblicke in die getrackten Daten und deren Datenquellen zu erhalten. Ein Blick in die persönliche Daten-Sammel-Kiste ist erschreckend genug. Vermutlich zeigt allerdings sich aber nur „die Spitze des Eisbergs“.
So gibt Facebook zu, dass aus technischen Gründen möglicherweise nicht alle Datenquellen in der Liste angegeben werden. Interessierte werden per Klick darüber informiert, dass dazu Informationen zählen „(…), die uns gesendet wurden, als du nicht bei Facebook angemeldet warst bzw. wenn wir nicht bestätigen können, dass du Facebook früher schon einmal auf diesem Gerät verwendet hast. (…)“.
Ein Facebook-Logout schützt also nur bedingt davor, dass Daten an den Konzern weitergegeben werden. Bei genauem Hinsehen erscheint es fast klüger, sich nicht auszuloggen, weil dann in der Liste auch die weiteren Aktivitäten aufgeführt und somit steuerbar(er) werden.
Mehr Datenschutz durch das Tool Aktivitäten außerhalb von Facebook?
Immerhin erhalten Nutzer nunmehr eine Möglichkeit, überhaupt Einblicke zu erhalten, wer Daten über Sie an Facebook geliefert hat und welcher Art. Damit besteht die Möglichkeit eine erhöhte Awareness zu generieren. Denn die Vielzahl an unterschiedlichen Websites und Services, die sich an der Datensammelwut des Zuckerberg-Konzerns beteiligen, ist durchaus beeindruckend.
Facebook-Integrationen auf Karriereseiten
Für offizielle Unternehmensseiten sowie Karriereseiten ist von jeher ein besonders sorgsamer Umgang mit dem sozialen Netzwerk sowie möglichen Integrationen angebracht. Die DSGVO sowie das Bundesdatenschutzgesetz sind hier sehr restriktiv, was die korrekte Nutzung angeht. Sogenannte „Safe Sharing Buttons“ beispielsweise senden erst dann Daten, wenn Nutzer diese aktivieren. Aber, und das sei auch ganz deutlich gesagt: Wenn das passiert, dann werden auch hier Daten an Facebook übertragen.
Das mag wie eine Selbstverständlichkeit klingen. Aber viele Unternehmen beziehungsweise Personaler haben dennoch keine Vorstellung, wie weitreichend sich eine solche Integration auf die Datensammel-Aktivitäten von Facebook auswirkt.
Checken, wer Daten aus Ihren Aktivitäten außerhalb von Facebook liefert
Verschaffen Sie sich am besten selbst einen Einblick und nutzen Sie die neue Funktion.
Sie gelangen dorthin über die Menüpunkte-Reihenfolge
- Einstellungen und Privatsphäre
- Einstellungen
- Deine Facebook-Informationen
- Aktivitäten außerhalb von Facebook
Existieren diese Menüpunkte bei Ihnen nicht, so steht Ihnen das Tool möglicherweise noch nicht zur Verfügung. Der weltweite Rollout ist jedoch angelaufen.
Daten und Datenquellen aus Facebook löschen
Facebook bietet mit der neuen Datenschutz-Funktion „Aktivitäten außerhalb von Facebook“ auch eine Löschfunktion an. Über den Button „Verlauf entfernen“ können Sie diese Liste löschen. Damit werden -so Facebook- die von diesen Anbietern übermittelten Informationen aus Ihrem Facebook-Profil entfernt.
Ach ja: Sollten Sie dabei die Funktion „Mit Facebook anmelden“ verwendet haben, kann es sein, dass dadurch ein Logout aus der entsprechenden Anwendung erfolgt.
Zukünftige Datensammel-Aktivitäten steuern
Die neuen Möglichkeiten zur Erhöhung des Datenschutzes bei Facebook erlauben auch die Steuerung zukünftiger Datenweitergaben. So können Nutzer einstellen, dass Aktivitäten außerhalb von Facebook zukünftig nicht mehr in das persönliche Daten-Profil einfließen sollen.
Der Weg durch die Navigation bis hin zu diesem Menüpunkt ist allerdings recht verwirrend. Auch habe ich Zweifel, ob das Verhindern einer Verknüpfung mit dem eigenen Profil tatsächlich den Datenfluss an Facebook unterbindet, wie folgende Meldung von Facebook zeigt:
Fazit zum Tool Aktivitäten außerhalb von Facebook
Es ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Zum einen erzeugt der Blick auf die gesammelten Daten eine erhöhte Awareness für das Thema Umgang mit persönlichen Daten. Zum anderen gibt es erstmal einen Überblick, was „hinter den Kulissen“ im Datenhandel passiert.
Trotzdem sollten die neuen Steuerungsmöglichkeiten weiter ausgeweitet werden bis hin zum kompletten Datensammlungs-Opt-out. Wobei die analogen Adresshändler mit Blick auf unerwünschte Werbung im eigenen Briefkasten letztlich für deutlich weniger Transparenz sorgen. Hier lässt sich im Vergleich zur digitalen Welt tatsächlich noch weniger aktiv in Punkto Datenschutz steuern.
Mit Blick auf die Aktivitäten im Bereich Facebook und Karriere verweise ich gerne noch auf zwei meiner älteren Beiträge:
- Stellenanzeigen auf Facebook – Praxistest
- #deleteFacebook im Personalmarketing – eine differenziert Betrachtung