Teilzeitstellen effizient zu besetzen wird für Unternehmen immer wichtiger. Mittels professionell ausgeschriebener Teilzeitjobs können Vakanzzeiten minimiert werden. Aber wie geht die Effizienzsteigerung im Recruiting genau? Praxiseinblicke von Moritz Orendt von TEILZEIT.TALENTE.
Teilzeitstellen gewinnen an Bedeutung
Teilzeitjobs gewinnen in Deutschland mehr und mehr an Bedeutung. Mit einer Teilzeitquote von über 30% und einer steigenden Tendenz zeigen Auswertungen des Statistischen Bundesamts, dass flexible Arbeitsmodelle nicht nur für Arbeitnehmende, sondern auch für Arbeitgebende essenziell sind.
Doch trotz dieser Entwicklung bleibt das Angebot an attraktiven Teilzeitstellen deutlich hinter der Nachfrage zurück. In 2021 wurden jedoch laut Anfrage im Bundestag nur 14% aller Stellenanzeigen in Deutschland werden als teilzeitfähig ausgeschrieben – ein deutliches Missverhältnis.
Herausforderungen auf dem Teilzeitmarkt
Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Teilzeitmarkt ist gravierend und wird durch die Kluft zwischen 30% und 14% nicht ansatzweise akkurat beschrieben.
Während viele Arbeitnehmende in Teilzeit ähnliche Stellen wie in Vollzeit suchen, jedoch mit reduzierter Stundenzahl, dominieren oft andere Modelle den Markt. Das sind zum Beispiel:
- Werkstudentenstellen, auf die sich viele Arbeitssuchende gar nicht bewerben können, weil sie keinen Studierendenausweis haben.
- Minijobs und Aushilfsstellen, die meist schlecht bezahlt sind.
- Pro-forma-Vollzeit-/Teilzeitausschreibungen, die eigentlich Vollzeitpositionen darstellen.
- Kurzfristige Vertretungsstellen, etwa für Elternzeiten und Krankheitsvertretungen.
- Hochspezialisierte Positionen, die zuvor erfolglos in Vollzeit ausgeschrieben wurden.
Das Ergebnis ist ein harter Wettbewerb um die wenigen wirklich attraktiven Teilzeitjobs, die den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden entsprechen. Diese Situation führt zu einem „Mismatch“, bei dem viele qualifizierte Jobsuchende keine passende Stelle finden.
Wie Unternehmen von attraktiven Teilzeitstellen profitieren
Von diesem Missverhältnis profitieren Unternehmen, die attraktive Teilzeitstellen anbieten. Sie können sich in mehrfacher Hinsicht einen Wettbewerbsvorteil sichern:
- Erweiterter Talentpool: Mit einem wachsenden Anteil von Arbeitnehmenden, die flexible Arbeitszeiten bevorzugen, können Unternehmen durch Teilzeitmodelle auf eine größere und vielfältigere Gruppe von Fachkräften zugreifen. Besonders qualifizierte Talente, die aufgrund familiärer oder persönlicher Verpflichtungen keine Vollzeitstelle annehmen können, werden so erreicht.
- Effizientere Stellenbesetzung: Attraktive Teilzeitstellen helfen Unternehmen, Positionen schneller und passgenauer zu besetzen, da sie auf den erweiterten Talentpool zurückgreifen können. Dieser Vorteil erstreckt sich auch auf Führungspositionen. Wenn eine Stelle wirklich eine hohe Präsenz erfordert, kann sie durch innovative Modelle wie Topsharing oder Co-Leadership geteilt werden.
- Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung: Flexible Arbeitszeiten ermöglichen es auch bestehenden Mitarbeitenden, Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Arbeitgebende können so auch über unterschiedliche Lebensphasen hinweg (zum Beispiel Elternschaft oder Pflegeverantwortung für Eltern) passende Karriereoptionen anbieten. In der Folge sind Mitarbeitende einer Studie zufolge produktiver und loyaler.
- Imagegewinn: Arbeitgebende, die flexible Arbeitsmodelle fördern, positionieren sich als moderne und familienfreundliche Unternehmen. Dies stärkt nicht nur die Arbeitgebermarke, sondern zieht auch motivierte und engagierte Talente an.
Stellen in Teilzeit richtig ausschreiben
Teilzeitstellen sind eine großartige Möglichkeit, Talente zu gewinnen, die aus verschiedenen Gründen nicht in Vollzeit arbeiten können oder möchten. Doch bei einer Stellenausschreibung für Teilzeitstellen sind ein paar Punkte besonders zu beachten.
Stellenumfang angeben
Teilzeit ist nicht gleich Teilzeit: Wer sich für eine 20-Stunden-Stelle interessiert, kann oft keine 32 Stunden arbeiten. Deshalb ist die klare Angabe der Wochenstundenzahl essenziell – idealerweise als Korridor (z. B. „16 bis 24 Stunden pro Woche“).
Eine präzise Angabe signalisiert, dass sich der Arbeitgebende ernsthaft Gedanken über den Umfang der Stelle gemacht hat und erleichtert Jobsuchenden die Entscheidung, ob die ausgeschriebene Position eine Bewerbung lohnt.
Transparenz beim Gehalt
Teilzeitstellen sind häufig schlechter bezahlt – auch anteilig im Vergleich zu Vollzeitpositionen. Diese Unsicherheit ist ein großes Hindernis für viele Jobsuchende, die sich fragen, die Stelle überhaupt in Frage kommt.
Eine transparente Gehaltsangabe, beispielsweise in Form einer Gehaltsrange („zwischen 2.000 und 2.500 Euro brutto bei 20 Stunden“), hilft dabei, direkt die richtigen Jobsuchenden anzusprechen und schafft Vertrauen. Transparenz zeigt Wertschätzung und erhöht die Attraktivität der Stelle.
Auf realistische Aufgaben und Verantwortlichkeiten achten
Ein häufiger Fehler ist, dass Teilzeit-Stellenanzeigen überladen sind und Aufgaben enthalten, die eher zu dem Umfang einer Vollzeitstelle passen. Das vermittelt den Eindruck, dass der Arbeitgebende nicht bedacht hat, wie sich der Arbeitsumfang in reduzierter Zeit realistisch bewältigen lässt.
Teilzeitstellen sollten klar priorisierte Aufgaben enthalten, die dem Arbeitszeitmodell entsprechen. Weniger ist hier mehr: Eine realistische Aufgabenbeschreibung steigert die Chance auf qualifizierte Bewerbungen.
Auf inklusive Ansprache achten
Viele Stellenausschreibungen sind mit stereotypen Vorstellungen von Teilzeitarbeitenden formuliert – etwa mit dem Fokus auf Eltern („Teilzeitmutti“). Dabei geben nur etwa ein Viertel aller Teilzeitarbeitenden Care-Verantwortung als Grund für ihre reduzierte Arbeitszeit an.
Solche Klischees schrecken viele potenzielle Bewerbende ab, insbesondere Personen mit anderen Projekten, ältere Menschen oder Personen, die schlichtweg eine bessere Work-Life-Balance suchen. Eine neutrale und inklusive Sprache ist entscheidend, um alle Zielgruppen anzusprechen.
Home Office-Optionen anbieten
Remote- oder hybride Arbeitsmodelle sind für viele Teilzeitarbeitende essenziell, um effizienter arbeiten zu können und Pendelzeiten zu sparen. Besonders bei Teilzeitstellen wünschen sich viele Bewerbende Flexibilität, um ihre reduzierte Arbeitszeit optimal nutzen zu können.
Fehlen Hinweise zu Home-Office-Optionen in der Ausschreibung, wirkt die Stelle weniger attraktiv und könnte geeignete Jobsuchende abschrecken.
Wie gute Stellenanzeigen in Teilzeit gefunden werden
Trotz des enormen Nachfrageüberhangs werden gute Stellenausschreibungen für attraktive Teilzeitjobs nicht von alleine gefunden. Eine für Jobsuchende optimierte Nutzung der jeweils passenden Jobbörsen bleibt essenziell.
Bei den großen Jobbörsen für Jobsuchende in Teilzeit optimieren
Bei den großen Jobbörsen wie beispielsweise Stepstone, LinkedIn oder Indeed reicht die bloße Eingabe von Teilzeit als „Art der Beschäftigung“ oft nicht aus. So ist zum Beispiel bei LinkedIn der passende Suchfilter nicht direkt sichtbar, sondern so versteckt, dass die meisten Nutzerinnen diesen weder kennen noch nutzen.
Viele Jobsuchende geben zusammen mit der gesuchten Position auch das Schlüsselwort „Teilzeit“ in die Suchmaske ein. Deswegen hat es sich bewährt, „Teilzeit“ auch in den Titel der Stellenanzeige unterzubringen. So werden die anspruchsvollen Teilzeitjobs auch den Jobsuchenden in Teilzeit angezeigt.
Auf anspruchsvolle Teilzeitstellen spezialisierte Jobbörsen nutzen
Selbst für versierte Jobsuchenden bleiben die großen Stellenbörsen trotz verschiedener Filtermöglichkeiten unübersichtlich. Anspruchsvolle Teilzeitstellen sind nur mühevoll von Minijobs, Werkstudentenstellen oder Pro-forma-TZ/VZ-Stellen zu unterscheiden.
Hier helfen spezialisierte Plattformen wie TEILZEIT.TALENTE, die sich genau auf diese anspruchsvollen Teilzeitstellen fokussieren, um den hier herrschenden Bewerberüberhang für Arbeitgebende ansprechbar zu machen.
Fazit: Anspruchsvolle Teilzeitstellen endlich als Chance nutzen
Hochqualifizierte Jobsuchende, die weniger als 40 Stunden arbeiten können oder wollen, haben es bisher schwer: Es gibt eine deutliche höhere Nachfrage nach anspruchsvollen Teilzeitstellen als Jobausschreibungen.
Arbeitgebende können von diesem Nachfrageüberhang profitieren, indem sie gezielt teilzeitfähige Stellen ausschreiben und dadurch offene Stellen schneller besetzen. Dieser Vorteil lässt sich umso besser realisieren, je mehr die wichtigsten Punkte bei der Formulierung der Stellenausschreibung als auch bei deren Verbreitung über Jobbörsen für anspruchsvolle Teilzeitstellen beachtet werden.