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Emails vom Chef am Strand – wie ständige Erreichbarkeit in Deutschland zum Stressfaktor wird

Kurz vor der Sommerpause ist die Vorfreude groß: Letzte Projekte werden abgeschlossen, damit man den Urlaub ungestört genießen kann. Doch Hand aufs Herz – wer hat im Urlaub nicht schon mal Mails gecheckt oder Nachrichten beantwortet? Und wer verabschiedet sich gar stets mit einem unguten Gefühl in den Urlaub? In Zeiten ständiger Erreichbarkeit verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend. Das bleibt nicht ohne Folgen: Dauerverfügbarkeit wirkt sich spürbar auf Motivation und Wohlbefinden aus.

Die Führungsebene lebt ständige Erreichbarkeit vor

Der Sommerurlaub steht vor der Tür und die Vorfreude auf die Arbeitspause steigt. Doch ist es in Führungspositionen überhaupt möglich, das Diensthandy einmal zu Hause zu lassen? Scheinbar nicht. Die Umfrage zeigt: In Führungspositionen ist ständige Erreichbarkeit an der Tagesordnung: So gaben 60% der Führungskräfte an, dass sie ihre E-Mails oder Anrufe auch außerhalb der Arbeitszeit beantworten. Im Gegensatz dazu fühlen sich nur 33% der Mitarbeiter in Nicht-Führungspositionen dazu verpflichtet, nach Feierabend auf den Anruf vom Chef zu reagieren.

Betrachtet man die Häufigkeit der Kontaktaufnahme, zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen Führungskräften und Nicht-Führungskräften: Während 24% der Führungskräfte angeben, manchmal kontaktiert zu werden, und 7% häufig, liegen die entsprechenden Werte bei Nicht-Führungskräften nur bei 16% bzw. 3%. Hier ist klar herauszulesen, mit steigender Verantwortung wachsen die Erwartungen an ständige Erreichbarkeit – unabhängig davon, ob man gerade am Badesee liegt oder durch die Berge wandert.

Oldie but goldie: Telefon und SMS

Doch was gehört eigentlich in die Strandtasche – doch ganz sicher nicht das Diensthandy? Scheinbar doch.

Das Kommunikationsverhalten deutscher Arbeitgeber zeigt deutliche Muster im Umgang mit der Erreichbarkeit von Mitarbeitenden außerhalb der regulären Arbeitszeit. So gaben 56% der Befragten an, dass ihr Chef am häufigsten zum Telefon greift, um sie außerhalb der Arbeitszeit zu erreichen. Ganze 47% äußerten im Vergleich, dass ihr Vorgesetzter bevorzugt Tools wie Microsoft Teams, Slack oder WhatsApp nutzt, um nach Feierabend mit ihnen zu kommunizieren – was dazu führt, dass Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend verschwimmen, etwa wenn dienstliche Nachrichten sogar im Urlaub über private Kanäle wie WhatsApp eingehen.

Bei 39% der Arbeitnehmer gehen auch während des Urlaubs weiterhin dienstliche Nachrichten ein – und unterbrechen damit die eigentlich geschützte Erholungszeit. Überraschend ist dabei, dass Führungskräfte bei der Generation Z in 22% der Fälle noch immer auf SMS zurückgreifen – ein eher altmodisches Kommunikationsmittel.

Zwischen Angst zu Enttäuschen, besonderer Dringlichkeit und Engagement

Die Haltung zur Erreichbarkeit im Urlaub variiert stark zwischen den Generationen und spiegelt unterschiedliche Motivationen wider:

Generationsübergreifend:

  • 14% reagieren aus Angst auf berufliche Anfragen außerhalb der Arbeitszeit.
  • 64% fühlen sich durch Dringlichkeit und
  • 45% durch persönliches Engagement auch im Urlaub zum Antworten verpflichtet.

Gen Z (Altersgruppe: 13-28):

  • 32% der Gen Z antworten Vorgesetzten, selbst in der Freizeit, um sie nicht zu enttäuschen.

Millennials (Altersgruppe: 29-44):

  • 41% der Millennials geben ihr persönliches Engagement für den Job als Hauptgrund dafür an, auch außerhalb der Arbeitszeiten auf Anfragen von Vorgesetzten zu reagieren.

Gen X (Altersgruppe: 45-60):

  • 70% der Gen X sehen besondere Dringlichkeit als Hauptgrund, um dem Chef außerhalb der Arbeitszeit zu antworten.

Babyboomer (Altersgruppe: 61-79):

  • 51% der Babyboomer antworten dem Chef außerhalb der Arbeitszeit aus eigener Motivation heraus.

Ständige Erreichbarkeit – ein Risiko für die Gesundheit?

Ständige Erreichbarkeit, ob in der Freizeit oder im wohlverdienten Urlaub, führt zu gesundheitlicher Belastung – ganze 41% der Befragten sind sich da einig. Frauen spüren diesen Druck offenbar stärker: 45% von ihnen fällt es laut Umfrage schwerer, die arbeitsfreie Zeit unter Voraussetzung ständiger Erreichbarkeit wirklich zu genießen, verglichen mit 37% der Männer.

Im Generationenvergleich sind sich 47% der Gen Z mit Ja, 39% mit teilweise und 12% mit Nein einig, dass die ständige Erreichbarkeit gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Und für 34% der Babyboomer besteht tatsächlich kein Zusammenhang zwischen Gesundheit und Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit.

Das Recht auf Unerreichbarkeit gewinnt an Bedeutung

Die Deutschen lieben Regeln, und der Wunsch auf ein gesetzliches Recht auf Nicht-Erreichbarkeit in der Freizeit oder im Urlaub scheint eindeutig. So befürworten 72% der jüngeren Generationen, wie Gen Z und die Millennials, eine gesetzliche Vorschrift auf Unerreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit, während nur 48% der Babyboomer eine Notwendigkeit darin sehen. 65% der Frauen sprechen sich deutlich für eine gesetzliche Regelung aus – im Vergleich zu 58% der Männer. In Berlin und Hamburg ist der Wunsch nach einem Gesetz mit 67% am stärksten.

studieAuch wenn der Wunsch unterschiedlich groß ausfällt, lässt sich jedoch eines festhalten: Je größer das Unternehmen, desto größer die Sehnsucht nach Regeln und Gesetzen, die Klarheit bieten, ob und wie Arbeit in den Urlaub eindringen darf.

Quelle: Pressemitteilung protime

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Stefan Scheller

Stefan Scheller - Buchautor, Keynote Speaker, HR-Influencer auf PERSOBLOGGER.DEMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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