Inklusion ist keine lästige bürokratische Anforderung, sondern bietet die Chance Unternehmertum modern und chancenorientiert zu denken. Sich nicht gut auszugekennen, kann dabei längst keine Ausrede mehr sein, denn inklusionsmatch ist die digitale Plattform, um geeignete Inklusions-Maßnahmen zu identifizieren, vorzuschlagen und zusammen mit Partnern umzusetzen. Mein Startup-Interview mit Co-Founder Johannes Dotzler.
Was bietet inklusionsmatch?
Hallo Johannes, magst Du Dich und inklusionsmatch bitte kurz vorstellen?
inklusionsmatch unterstützt Unternehmen dabei, die berufliche Teilhabe von Menschen mit Handicap zu fördern und deren Arbeitsumfeld einschließlich deren Wirkungsstätten nachhaltig zu stärken. Die digitale Plattform ermöglicht es privaten und öffentlichen Organisationen, spezifische Inklusionspotenziale zu erkennen, geeignete Maßnahmen abzuleiten und diese gemeinsam mit unserem Netzwerk umzusetzen.
Mit dem Leitgedanken „Innovation durch Inklusion“ geht inklusionsmatch über die bloße Erfüllung der gesetzlichen Beschäftigungspflicht von 5% hinaus. Es bietet Unternehmen die Perspektive, Inklusion nachhaltig in ihrer Wertschöpfungskette zu berücksichtigen und dadurch soziale Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden.
Bedeutung von Inklusion
Inklusion hat es in der medialen Wahrnehmung irgendwie nicht geschafft, aus der Nischen-Ecker herauszukommen. Woran liegt das aus Deiner Sicht?
Inklusion wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft als rechtliche Pflicht behandelt und nicht als unternehmerische Chance. Berufliche Inklusion erscheint vielen wie ein bürokratisches Ungetüm, das erfüllt werden muss, um Sanktionen zu vermeiden, statt als strategisches Zukunftsthema. Dieses Framing verhindert, dass Inklusion als Innovation begriffen und entsprechend positiv kommuniziert wird.
Hinzu kommt, dass auch in vielen Redaktionen das Thema wenig präsent ist. Es fehlt oft der persönliche Bezug oder das Wissen über inklusive Perspektiven. Das führt zu Berührungsängsten und dazu, dass Inklusion in Nischenrubriken verschwindet, obwohl sie längst ein gesamtgesellschaftliches Kernthema ist.
Inklusion ist mehr als Vermeidung von Ausgleichszahlungen
Selbst wenn ein möglicher Trigger für die Initiative von inklusiven Maßnahmen durch eine gegebenenfalls notwendige Ausgleichszahlung gesetzt wird, überwiegen die Vorteile freiwilliger Maßnahmen. Welche können das sein?
Unternehmen, die sich freiwillig und strategisch für Inklusion entscheiden, profitieren auf mehreren Ebenen: Sie erschließen sich einen oft übersehenen Talentpool: Menschen mit Behinderung bringen nicht nur Fachkompetenz mit, sondern auch eine hohe Motivation, Anpassungsfähigkeit und wertvolle Perspektiven, die Teams bereichern und Innovation fördern.
Ein oft unterschätzter Vorteil ist die hohe Loyalität. Wenn ein Mensch mit Behinderungen eine faire Chance bekommt, zeigt diese in vielen Fällen eine außergewöhnliche Einsatzbereitschaft und langfristige Verbundenheit mit dem Unternehmen. Gleichzeitig stärkt gelebte Inklusion das Employer Branding und sendet ein starkes Signal an Bewerber:innen, Kund:innen und Mitarbeitende, dass Vielfalt Teil der Unternehmenskultur ist.
Hinzu kommt der Zugang zu zahlreichen Fördermöglichkeiten, etwa in Form von Lohnkostenzuschüssen oder Assistenzleistungen, die ohne aktive Schritte ungenutzt bleiben. Und nicht zuletzt zahlt Inklusion auf zentrale Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, CSR und Innovationsfähigkeit ein und das weit über das gesetzliche Mindestmaß hinaus. Inklusion ist damit nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit oder gesetzlichen Pflicht sondern eine kluge Investition in verlässliche Talente, Vielfalt und nachhaltigen Unternehmenserfolg.
inklusionsmatch bringt Partner zusammen
Welchen Mehrwert stiftet Ihr mit inklusiosmatch für Unternehmen, die das Thema systematisch in ihrer Organisation verankern möchten?
Über unsere digitale Plattform können Unternehmen Inklusionsaktivitäten erkunden, zentral steuern, und den Bedarf mit u.a. sozialen Akteuren, wenn gewünscht, erfüllen. Dadurch wird aus Engagement ein planbarer Prozess, der abteilungs- und standortübergreifend Wirkung entfaltet. Ein Unternehmen registriert sich mit nur wenigen Daten, wie z.B. Branche, Mitarbeitendenzahl, Standort und bereits inkludierte Menschen mit Behinderung.
Daraus berechnen wir den gesetzlichen Inklusionsbedarf und präsentieren maßgeschneiderte Aktivitäten. Diese Aktivitäten können dann direkt an anerkannte soziale Unternehmen oder Talente vergeben werden, die sich darauf bewerben. Jede durchgeführte Aktivität wird von den sozialen Unternehmen bestätigt und fließt in ein transparentes Inklusionsengagement-Dashboard ein. Bereits über 340 gesetzliche anerkannte soziale Unternehmen sind im Netzwerk aktiv, und ein Vielzahl and Aktivitäten sind katalogisiert.
Maßnahmen für mehr Inklusion im Unternehmen
Gib doch mal ein paar Beispiele, wie Arbeitgeber sehr einfach für mehr Inklusion sorgen können.
Stellenausschreibungen inklusiv gestalten
- Keine Floskeln wie „junges, dynamisches Team“ sondern klare Formulierungen: „Bewerbungen von Menschen mit Behinderung sind ausdrücklich erwünscht“
- Klar formulieren, warum sich Menschen mit Behinderungen bewerben sollen und welche Unterstützung diese erhalten können.
- Hinweise auf Barrierefreiheit oder flexible Arbeitsbedingungen einfügen
Bewerbungsprozesse zugänglicher machen
Eigene Online-Formulare auf Barrierefreiheit prüfen und alternative Bewerbungsformate zulassen (z. B. Video, Telefon) sowie Ansprechpartner:in für Barrierefreiheit nennen.
Auf inklusive Lieferketten achten
Produkte aus Inklusionsbetrieben oder Werkstätten beziehen (z. B. Kantine, Werbematerial, Team Building Materialien) sowie gesetzlich anerkannte soziale Unternehmen als Partner einbinden. Am leichtesten geht das natürlich mit inklusionsmatch.
Geschäftsmodell von inklusionsmatch
Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus, sprich, wie verdient inklusionsmatch Geld?
inklusionsmatch kombiniert digitale Plattformnutzung mit begleitenden Inklusionsdienstleistungen – modular, skalierbar und wirkungsorientiert. Unternehmen können zwischen mehreren Zugangsmodellen wählen – je nach Bedarf, Unternehmensgröße und Inklusionsstrategie. Zudem bieten wir u.a. Bewerbungsbegleitung und Aktives Talentsourcing.
Weiterentwicklung von inklusionsmatch
Wie sehen Eure mittel- und langfristigen Ziele aus?
Unser mittelfristiges Ziel ist es, inklusionsmatch als die führende digitale Lösung für berufliche Inklusion in Deutschland zu etablieren. Mit unserer Plattform sollen Unternehmen ihre gesetzliche Beschäftigungspflicht gemäß § 154 SGB IX nicht nur effizient und rechtssicher erfüllen, sondern darüber hinaus auch einen aktiven Beitrag zu sozialer Verantwortung und nachhaltiger Personalstrategie leisten.
m Fokus stehen insbesondere mittelständische und große Unternehmen, die derzeit noch Ausgleichsabgabe zahlen. Wir ermöglichen ihnen, diese Kosten durch gezielte Inklusionsaktivitäten zu senken dabei gleichzeitig ihr ESG-Profil, ihre Arbeitgebermarke und ihre gesellschaftliche Wirkung sichtbar zu stärken. Unser Anspruch: Inklusion soll nicht als Pflichtaufgabe, sondern als strategische Chance verstanden und umgesetzt werden.
Langfristig wird angestrebt in allen EU-Staaten, die die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ratifiziert haben, besteht ebenfalls gesetzlicher oder politischer Inklusionsdruck. Inklusionsmatch soll als skalierbare EU-weite Lösung ausgerollt werden mit lokalisierten Regelwerken und Partnernetzwerken.
Vielen Dank für Deine Antworten, Johannes. Für Euer Startup inklusionsmatch wünsche ich weiterhin viel Erfolg
Über den Interviewten
Johannes Dotzler ist Mitgründer von inklusionsmatch. Sein Antrieb ist es, digitale Lösungen zu schaffen, die berufliche Inklusion nicht nur ermöglichen, sondern auch skalierbar und wirkungsvoll machen.
Er sieht seine Rolle als Brückenbauer zwischen Technologie und sozialem Mehrwert – mit dem Ziel, strukturelle Barrieren abzubauen und Teilhabe zu fördern.
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>> Website von inklusionsmatch