Das deutsche System der dualen Berufsausbildung ist weltweit bekannt – und Fluch und Segen zugleich. Zwar hat es mit seinen hochspezialisierten Berufsbildern dazu geführt, dass hiesige Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben. Allerdings ist das System starr, während die Transformation der Arbeitswelt zunehmend Flexibilität erfordert.
Indeed-Studie
Das macht sich vermehrt auch im Recruiting bemerkbar. Laut einer Studie von Indeed empfinden 33% der deutschen Jobsuchenden die Anforderungen in Stellenanzeigen als unrealistisch. Das sind mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern. Entsprechend tun sich 42% von ihnen schwer damit, eine passende Stelle zu finden.
Ein Problem, das sie mit Arbeitgebern teilen. Denn laut der Studie sagen 58% der Unternehmen hierzulande, dass Recruiting heute schwieriger ist als vor drei Jahren. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels ist diese Entwicklung bedenklich. Die Diskrepanz zwischen Personalbedarf und Anspruchshaltung zeigt ein grundlegendes Problem: Die klassische Trennung zwischen formalen Berufsabschlüssen und realen Kompetenzen wird den Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes nicht mehr gerecht.
Unternehmen suchen nach Fachkräften, aber traditionelle Auswahlkriterien, die formale Abschlüsse in den Mittelpunkt stellen, erschweren die Ansprache von Talenten, die die für den Job erforderlichen Kompetenzen mitbringen.
Kompetenzbasiertes Recruiting als Lösung für den Fachkräftemangel
Während in einigen Branchen ein akuter Fachkräftemangel herrscht, kommt es in anderen Bereichen zu Stellenabbau und Umstrukturierungen. Das führt zu einem Spannungsfeld: Unternehmen benötigen dringend neue Kompetenzen, doch viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verfügen nicht über die formalen Berufs- oder Hochschulabschlüsse, die für die veränderten Anforderungen traditionell vorausgesetzt werden.
Eine Lösung für dieses Problem ist das sogenannte kompetenzbasierte Recruiting. Kompetenzbasiertes Recruiting ermöglicht es Unternehmen, den Talentpool zu erweiternund die besten Kandidaten für eine Stelle zu finden, unabhängig von ihrem Hintergrund. Zudem fördert es die Diversität und Inklusion im Unternehmen.
Kompetenzbasierte Recruiting-Strategie schon implementiert
Die gute Nachricht: Eine Vielzahl von Arbeitgebern in Deutschland hat diesen Weg bereits eingeschlagen. Laut der Studie von Indeed haben 53% der Unternehmen bereits eine kompetenzbasierte Recruiting-Strategie etabliert. Weitere 23% planen, dies in den nächsten Jahren zu tun. Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, dass die Diskrepanz zwischen dem Bekanntheitsgrad und der tatsächlichen Umsetzung von kompetenzbasiertem Recruiting in Deutschland relativ hoch ist.
Kompetenzbasiert rekrutieren – nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis. Dennoch ist es ermutigend zu sehen, dass immer mehr deutsche Unternehmen die Vorteile des kompetenzbasierten Recruitings erkennen.
Allerdings ist es wichtig, dass Unternehmen diesen Ansatz nicht nur auf dem Papiereinführen, sondern auch in der Praxis leben. Dazu gehört es, Stellenbeschreibungen anzupassen, die Kompetenzen von Kandidaten unabhängig von Abschlüssen zu bewerten und die Personalabteilung entsprechend zu schulen.
Quelle: Pressemitteilung von indeed
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