Homeoffice und hybride Arbeit am Ende?

Sind hybride Arbeit und Homeoffice am Ende? Aktuelle Einblicke

Hybride Arbeit. Gefühlt ein Dauerbrenner, aber immer mit unterschiedlicher Konnotation. Aktuell stellt sich die Frage nach der Zukunft von mobiler oder hybrider Arbeit sowie Homeoffice. Zahlreiche neue Befragungen befassen sich damit. Ergebnis-Einblicke und meine fachliche Interpretation und Einordnung dazu.

Homeoffice-Boom nach Corona rückläufig

Die Hochzeiten von mobiler Arbeit und Homeoffice durch die Corona-Pandemie, an die wir uns aufgrund der aktuellen Lage der Welt fast schon gar nicht mehr zurückerinnern können und wollen, sind längst vorbei.

In 2022 waren noch rund 50% der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice aktiv.

Damals boomten auch Artikel und Studien, wie die der DGFP, die der sogenannten „hybriden Arbeit“ goldene Zeiten prognostizierten. Hybride Arbeit meint dabei sowohl einen individuellen Wechsel von Arbeit vor Ort und mobiler Arbeit als auch synchrone Zusammenarbeit, z.B. im Rahmen von Meeting mit Teilnehmenden vor Ort und im Homeoffice.

Dann merkten viele Organisationen, dass hybrides synchrones Arbeiten mit zahlreichen organisatorischen und technischen Herausforderungen verbunden ist. In meinem Fachbuch „Praxisleitfaden Homeoffice und mobiles Arbeiten hatte ich diese ausführlich beschrieben.

Back-to-Office – nur ein medialer Hype?

Mit der zunehmend wirtschaftlich anspruchsvollen Situation fingen zahlreiche Unternehmen an, strenge Back-to-Office-Vorgaben zu erlassen. Homeoffice und mobile Arbeit hatte fortan einen sehr schweren Stand in diesen Organisationen. Die Anzahl möglicher Homeoffice-Tage wurde stark reglementiert oder mobile Arbeit gar zum absoluten Ausnahmefall.

Zwar führten die in den Medien dazu auftretenden Unternehmen stets das Hauptargument an, die Unternehmenskultur und das Zusammengehörigkeitsgefühl würden leiden durch hybride Arbeit. Es wurde jedoch ebenfalls diskutiert, ob nicht ganz andere Gründe hinter der neuen Anti-Homeoffice-Strategie steckten, z.B.

  • mehr Kontrollmöglichkeiten aufgrund gesunkenen Vertrauens
  • Auslastung der geschäftlichen Immobilien
  • Indirekter Personalabbau aufgrund der sich abzeichnenden schwierigen wirtschaftlichen Situation

Insbesondere die Auswirkungen von Back-to-Office auf des Arbeitsleben von Frauen wurden dabei als massiv beschrieben.

Performance-Einbußen durch Homeoffice und hybride Arbeit?

Interessanterweise lief die eigentlich spannende Frage eher parallel im Hintergrund: Wie steht es um die Performance von Unternehmen, deren Mitarbeitende vor Ort arbeiten versus solcher, deren Belegschaft hybrid und im Homeoffice arbeiten darf.

Mehrere Befragungen und Auswertungen beschäftigten sich mit dem Performance-Thema und kamen zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen. Das ist wenig verwunderlich, da bei der Interpretation von „Studien“ stets darauf geachtet sollte, von wem die Auswertungen erstellt wurden und „zu welchem Zweck“ bzw. in wessen Auftrag.

Spannend fand ich vor allem eine Auswertung

Performance-Vergleich Homeoffice vs. Office
Quelle: Leesman https://vimeo.com/810527366

Natürlich lässt sich auch darüber diskutieren, wie Performance denn genau gemessen werden kann – zumal es keine unmittelbare Vergleichsgruppe gibt und die Rahmenbedingungen im Markt zunehmend andere sind. Organisationen fällt schon das Messen individueller Performance schwer, wie ich im Artikel um die KPI „Quality of Hire“ ausführlich beschrieben habe.

Und lässt sich Performance durch die Mitarbeitenden selbst realistisch(er) einschätzen? Ich habe Zweifel, ob bei solchen Befragungen nicht auch ganz andere Effekte wirken, die eine allgemeine Aussage so schwierig machen.

Was ist denn nun mit Homeoffice und hybrider Arbeit?

Topaktuell hat sich dazu das Jobs-Netzwerk XING im Future Work Report 2025 geäußert zur Frage „Wo arbeiten wir in Zukunft?“. Die im Future Work Report 2025 aufgeführten Trend-Thesen wurden von Trendexperten erarbeitet. Zusätzlich wurden 732 Mitglieder des Jobs-Netzwerks XING bzw. 111 Recruiter:innen und HR-Verantwortliche aus dem XING-Netzwerk befragt.

Future Work Report 2025 - Zukunft hybride Arbeit
Future Work Report 2025 – Zukunft hybride Arbeit

Rund 48% der Befragten gehen davon aus, dass es in 10-15 Jahren vor allem flexible, hybride Arbeitsmodelle geben wird, bei denen Mitarbeitende den Arbeitsort frei und nach Bedarf wählen können. Etwa 20% waren deutlich pessimistischer und sehen den Back-to-Office-Trend weiter als vorherrschendes Arbeitsmodell.

Und erstaunliche in Summe 27 Prozent sehen Remote Work und Homeoffice als neuen Standard an, wo die Büros im Unternehmen je nach Bedarf zusätzlich genutzt werden.

Meine Interpretation der Ergebnisse des XING Future Work Reports 2025

Es bleibt ein uneinheitliches Meinungsbild – wenngleich nahezu fast die Hälfte der Befragten an ein hybrides Szenario glaubt. Allerdings muss diese Hybridität überhaupt erst einmal möglich sein. Gerade in kleineren Unternehmen gibt es noch lange nicht flächendeckend entsprechende Räumlichkeiten, die eine solche Hybridität überhaupt sachdienlich unterstützen könnten. Klassische Büros sind für hybrides Arbeiten denkbar ungeeignet.

Auch kostet der Umbau von Büroflächen in Richtung Multifunktion mit Kreativräumen, Ruhezonen, Meetingbereichen und Flächen zur sozialen Interaktion eine Menge Geld, das viele Unternehmen in der aktuellen Krisensituation überhaupt nicht dafür aufbringen können und wollen.

Es spielt sicherlich auch eine Menge wohlwollende Hoffnung mit, wenn die Hälfte der Befragten daran glaubt, hybride Arbeit mit jeweils den passenden Räumlichkeiten für die aktuellen Tätigkeit wären zukünftig der Standard. Schon zu Zeiten, als die New-Work-Bewegung in aller Munde war, konnte haben sich vor allem in den Großunternehmen und Konzernen die Arbeitswelten massiv verändert – kleine Unternehmen standen dabei eher am Spielfeldrand, wenn sie nicht gerade als Startup direkt mit entsprechend modernen Arbeitswelten eingestiegen waren.

Hybride Arbeit bringt zukünftig mehr Überwachung

Möglicherweise können digitale Tools zum Aktivitäts- und Performance-Tracking dafür sorgen, dass Mitarbeitende auch zukünftig remote oder hybrid arbeiten können. Zumindest kann sich das ein Großteil der von XING befragten Personen vorstellen:

Future Work Report 2025 - Zukunft hybride Arbeit Trackingtools
Future Work Report 2025 – Zukunft hybride Arbeit

Die große Frage wird dabei sein, welche Akzeptanz solche Tools erzielen können und wie transparent und vertrauensvoll diese eingeführt werden. Gesetzliche Verpflichtungen in Richtung Dokumentation der gesamten Arbeitszeit können dabei als Verstärker dienen. Ein umfassendes Tracking, wie im Artikel von 2021 beschrieben, dürfte jedoch für die meisten Arbeitnehmenden ein Horrorszenario bleiben.

Wobei auch hier ein teilweiser erneuter Zeitenwandel zu erwarten ist. Denn in einigen Branchen und Berufsfeldern gerade im White Collar Bereich treten wir wieder in einen Arbeitgebermarkt ein. Das zeigt sich auch deutlich in den aktuellen Befragungen zur Wechselbereitschaft – diese ist stark rückläufig.

Mein Fazit zu hybrider Arbeit

Aus meiner Sicht erfüllt hybride Arbeit auch weiterhin alle Voraussetzungen, um Arbeit in Balance zu halten zwischen optimierter Performance, Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmensinteressen. Organisationen müssen aber die für sie am besten passende Ausprägung dafür finden. Wohl den Unternehmen, die sich dazu holistische Gedanken machen können und nicht unter dem überbordenden Einfluss von Marktinteressen (z.B. am Aktienmarkt) oder politischer Einflussnahme (aktuelle Entwicklungen in den USA) stehen.

Der Arbeitsort wird auch in Zukunft definitiv eine bedeutende Rolle spielen – unterstützen Sie als HR-Verantwortliche den Strategiefindungsprozess sinnvoll und liefern Sie Mehrwert.

Den Umgang mit rechtlichen Rahmenbedingungen, zahlreiche Studien, organisatorische Ideen und Inspirationen dazu finden Sie auch im weiterhin aktuellen Praxisleitfaden Homeoffice und mobiles Arbeiten.

Oder Sie stöbern auf unserer Themenseite Homeoffice, mobile Arbeit und hybrid work.

>> Download XING Future Work Report 2025

Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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