Der Arbeitsmarkt 2023 war weltweit von Entlassungen geprägt. Ein Jahr später zeigen sich immer noch die Auswirkungen auf das Engagement der verbleibenden Mitarbeitenden. Deutschen Unternehmen könnte eine ähnliche Entwicklung noch bevorstehen.
Folgen von Entlassungen für die verbleibende Belegschaft
Wenn Unternehmen Mitarbeitende entlassen müssen, dann geschieht dies meist in der Folge von wirtschaftlicher Unsicherheit, technologischen Umbrüchen, Lieferkettenproblemen und Veränderungen in der Arbeitswelt. Mit den aktuellen Data Insights stellt Culture Amp eine Analyse vor, die das Engagement in Unternehmen mit und ohne Entlassungen untersucht. Dabei werden die Daten der Jahre 2020 bis 2022 mit jenen von 2023 verglichen.
Im Januar 2023 veröffentlichte Culture Amp eine Untersuchungdarüber, womit Unternehmen nach Entlassungen rechnen müssen und was dies für die verbleibende Belegschaft bedeutet. Berücksichtigt wurden die Erfahrungen von Beschäftigten bei 146 Unternehmen im Zeitraum von 2020 bis 2022, die die Culture Amp Plattform einsetzen.
Laut Layoffs.fyi haben im vergangenen Jahr 1.184 Unternehmen Entlassungen durchgeführt. Im Januar 2024 hat Culture Amp einige der Analysen aus der vor einem Jahr veröffentlichten Untersuchung erneut durchgeführt, um zu sehen, ob sich die Erfahrungen der Mitarbeiter verändert haben.
Entlassungen verringern Mitarbeiterengagement
Weltweit weisen jene Unternehmen, die im Jahr 2023 Entlassungen vorgenommen haben, ein um 6% geringeres Mitarbeiterengagement auf als Unternehmen ohne Entlassungen. Demnach haben Entlassungen unmittelbare Auswirkungen auf das Engagement der Mitarbeitenden, wobei der Rückgang 2023 größer war als im Jahr zuvor.
Es wurden fünf Aspekte des Engagements verglichen: Empfehlung, Motivation, Stolz, aktuelle Bindung, zukünftige Bindung. Durchschnittlich wurden bei jedem der Aspekte ein Rückgang von 2,4 Prozentpunkten verzeichnet.
Die größten Rückgänge konnten bei der aktuellen und zukünftigen Bindung der Mitarbeitenden belegt werden. In der ursprünglichen Untersuchung (2020-2022) spiegelten sich die Auswirkungen von Entlassungen während der ersten sechs Monate in den Engagement-Werten wider.
Erholung von Entlassungen dauerte 2023 länger als 2022
Die Unternehmen brauchen 2023 im Vergleich zu den Jahren 2020-2022 etwa sechs bis zwölf Monate länger, um sich von einer Entlassungswelle zu erholen. Unternehmen, die im Jahr 2023 Entlassungen vorgenommen haben, werden 18 bis 24 Monate benötigen, um sich zu erholen. Im Vergleich dazu: Unternehmen, die vor 2023 Entlassungen vorgenommen haben, wiesen eine kürzere Erholungszeit von 12 bis 18 Monaten auf.
Verbleibende Mitarbeiter wollen sich unverzichtbar machen
Mitarbeitende in Unternehmen, die von Entlassungen betroffen waren, beschäftigen sich eindeutig mehr mit der Frage, wie ihre Arbeit mit der Mission des Unternehmens verbunden ist. Im Allgemeinen rangieren die gleichen Faktoren für das Engagement in den Top 10 für Unternehmen mit und ohne Entlassungen. In Unternehmen jedoch, die Entlassungen durchgeführt haben, wollen die Mitarbeiter wissen, wie sie dazu beitragen können, um das Unternehmen wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen.
Dieser Faktor für das Engagement rangiert im Durchschnitt im unteren Bereich (Platz 67). Betrachtet man aber jene Unternehmen, die Entlassungen vorgenommen haben, dann findet man diesen Faktor unter den Top 10 (Platz 8). Dies lässt auf eine gewisse Besorgnis bei den verbleibenden Mitarbeitern schließen, die sicherstellen wollen, dass ihre Rolle als unverzichtbar angesehen wird und es wahrscheinlicher ist, dass sie von künftigen Entlassungen nicht betroffen sind.
In Deutschlang Engagement-Einbußen relativ gering
In Deutschland ist dieser weltweite Trend für ein rückläufiges Mitarbeiter-Engagement nach Entlassungen weniger stark ausgeprägt: Vergleicht man die Engagement-Werte in Unternehmen mit Entlassungen (62%) mit jenen ohne Entlassungen (63%), dann liegt der Unterschied lediglich bei einem Prozentpunkt. Dies ist auf die hierzulande noch niedrigen Zahlen bei Entlassungen zurückzuführen (die absolute Zahl der von Entlassungen betroffenen und hier untersuchten Unternehmen liegt in Deutschland bei 41). In Bezug auf die Anzahl der entlassenen Mitarbeitenden pro Unternehmen, weist Deutschland mit 10% den niedrigsten Wert auf (UK 17%, USA 13%).
Bei genauerer Betrachtung der fünf Aspekte (Empfehlung, Motivation, Stolz, aktuelle Bindung, zukünftige Bindung) aus denen sich das Gesamtengagement der Mitarbeitenden zusammensetzt, zeigt sich, dass in Unternehmen, in denen es zu Entlassungen kam, die Motivation um 6% höher liegt. Gleichzeitig ist der Stolz, für dieses Unternehmen zu arbeiten, um 5% niedriger.
Die Ergebnisse sollten keineswegs dahingehend interpretiert werden, dass deutsche Unternehmen immun gegen die Auswirkungen von Entlassungswellen auf das Employee Engagement sind. Vielmehr sollte es ein Weckruf sein, sich der Effekte bewusst zu sein, um rechtzeitig entgegensteuern zu können. Führungskräfte müssen transparent und empathisch mit der Belegschaft kommunizieren und ihren Teams aufzeigen, welche Rolle sie darin spielen können, das Unternehmen wieder auf Kurs bringen zu können, um gut durch diese herausfordernden Zeiten zu kommen.
Quelle: Pressemitteilung Culture Amp
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