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Mehr Chancen für Menschen mit Migrationshintergrund durch Fachkräftemangel –  aber nicht weniger Diskriminierung

Der zunehmende Fachkräftemangel belastet die deutsche Wirtschaft. Auf der Suche nach einer Lösung versuchen Politik und Unternehmen – mit mäßigem Erfolg – im Ausland Arbeitskräfte anzuwerben. Die Neuausrichtung von Unternehmen hin zu mehr Diversität bei der Auswahl von Bewerber*innen ist ein anderer Lösungsansatz. Inwieweit Menschen mit Migrationshintergrund von diesem Wandel und den aktuellen Dynamiken auf dem Arbeitsmarkt profitieren, hat die Jobplattform Indeed zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov untersucht. In einer Umfrage wurden 1.023 Menschen mit Migrationshintergrund zu ihrer Einschätzung der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und den Chancen für sich befragt.

Mehr Jobchancen durch Fachkräftemangel

Die Umfrage zeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund tatsächlich vom Fachkräftemangel profitieren: 76% geben an, dass sich ihre Jobsituation aufgrund der Personalknappheit verbessert hat (39,1%: Ja, 36,9%: teilweise). 56,8% der Befragten sind überzeugt, dass es in den vergangenen zehn Jahren einfacher geworden ist, einen Job zu finden. Zum Vergleich: Bei einer im Jahr 2021 von Indeed durchgeführten Umfrage unter Menschen mit Migrationshintergrund gaben das nur 28,3% an.

Formale Anforderungen gelten als größtes Hindernis

Die Befragten sehen allerdings auch Hindernisse auf der Jobsuche. Dazu gehören die Bevorzugung von Menschen, die Deutsch als Muttersprache sprechen (38,9%) oder Vorurteile über Menschen mit Migrationshintergrund in Personalabteilungen (38,5%). Als größtes Hindernis bei der Jobsuche geben 42,9% die Bedeutung von Nachweisen in Form von formalen Abschlüssen, Dokumenten und Zeugnissen an.

Maßnahmen gegen Diskriminierung

Um Diskriminierung bei Bewerbungen vorzubeugen, regen die Befragten formalere Bewerbungsprozesse an. Dazu gehören strukturierte Bewerbungsgespräche (alle Kandidatinnen beantworten dieselben bzw. vergleichbare Fragen) (32,2%), Assessments auf Basis vergleichbarer objektiver Testergebnisse (28,6%) oder anonyme Bewerbungen (28%).

28,6% der Befragten sehen in der diverseren Zusammensetzung von Personalabteilungen, etwa mit mehr Menschen mit Migrationshintergrund, einen Weg gegen Diskriminierung. Dass diese Maßnahme tatsächlich einen positiven Effekt hat, hat bereits der Diversity Recruiting Report gezeigt, den Indeed Anfang des Jahres gemeinsam mit dem ifo Institut veröffentlicht hat: HR-Abteilungen, die sich selbst durch Vielfalt auszeichnen, besetzen ihre Stellen wahrlich diverser und auch schneller.

Trotz mehr Jobchancen erleben Bewerber*innen zunehmend Diskriminierung

Doch es gibt nicht nur positive Entwicklungen. Trotz besserer Jobaussichten fühlen sich deutlich mehr Befragte als noch 2021 bei der Jobsuche diskriminiert. In der aktuellen Umfrage geben 37,6% an, dass sie sich bei Bewerbungen als Mensch mit Migrationshintergrund diskriminiert fühlen – 2021 sagten das nur 15,5%. Den Eindruck, selten bis nie Diskriminierung zu erleben, geben in der aktuellen Umfrage nur 34,4% an. 2021 lag dieser Wert bei 49,2%.

Auch in Bezug aufs Arbeitsleben ist die Einschätzung negativer geworden. In der aktuellen Umfrage sagen 57,6% der Befragten, dass sie im Arbeitsleben für dieselbe Anerkennung mehr leisten müssen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Vor zwei Jahren gaben das nur 37,2% der Befragten an.

Mehr Chancen für neu Zugewanderte

Menschen, die erst kurz in Deutschland leben (bis zu fünf Jahre) antworten deutlich häufiger, dass sie vom Fachkräftemangel profitieren (58,2%: Ja), als jene, die schon über 15 Jahre in Deutschland leben (30,3%: Ja). Die neu Zugewanderten verfügen zudem überdurchschnittlich häufig über anerkannte Abschlüsse (98% im Vergleich zum Durchschnitt von 91,5%). Dagegen haben Befragte, die schon vor über 15 Jahren nach Deutschland eingewandert sind, mit 84,9% am wenigsten anerkannte Abschlüsse.

Ein fester Arbeitsplatz ist meistens der erste und oft entscheidende Schritt zur Integration in einem fremden Land. Außerdem kann er stark dazu beitragen, dass die Menschen die deutsche Sprache schneller lernen. Es ist daher kontraproduktiv, perfekte Sprachkenntnisse in Stellenanzeigen zu fordern, wenn der Job es nicht unbedingt erfordert.

Es ist erfreulich zu sehen, dass Unternehmen gemäß der Umfrage flexibler geworden sind und mehr Menschen mit Migrationshintergrund eine Chance erhalten, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Dass sich Menschen mit Migrationshintergrund gleichzeitig stärker in Bewerbungsverfahren diskriminiert fühlen als vor zwei Jahren, ist ein erschreckender Befund. Ohne Menschen mit Migrationshintergrund, ob Geflüchtete oder einwandernde Fachkräfte, werden wir den Arbeitskräftemangel nicht überwinden können.

Quelle: Pressemitteilung Indeed

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Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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