Inflationsausgleich, Mindestlohn und die große Nachfrage nach Arbeitskräften haben die Nominallöhne in Deutschland im vergangenen Jahr steigen lassen. Aber: Wie stark profitieren Frauen von den Gehaltssteigerungen? Dieser Fragestellung ist Indeed mit einer Befragung von 1.000 Beschäftigten nachgegangen. Das Ergebnis: Weibliche Befragte haben nach eigenen Angaben im letzten nicht nur seltener, sondern auch geringere Gehaltserhöhungen erhalten.
Frauen profitieren weniger von Gehaltssteigerungen als Männer
Angesichts der steigenden Inflation im vergangenen Jahr fordern Arbeitnehmende deutliche Gehaltssteigerungen. Viele Befragte können tatsächlich eine Gehaltssteigerung verzeichnen. Allerdings nicht geschlechtergerecht verteilt: Mit 47% ist der Anteil der Frauen, die im letzten Jahr eine Gehaltserhöhung bekamen, deutlich niedriger als bei den Männern.
Unter den männlichen Befragten dürfen sich 56% über mehr Gehalt freuen. Auch im Umfang fallen die Gehaltserhöhungen bei Frauen geringer aus. Frauen geben an, dass sie Anfang 2023 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 79% mehr Gehalt brutto im Monat bekommen, während Männer 132 Euro mehr erhalten.
Mindestlohn und Tarifverträge bringen mehr Gehalt
Frauen profitieren gehaltlich vor allem von Eigeninitiative und dem gestiegenen Mindestlohn: 22% der befragten Frauen haben im vergangenen Jahr ein besseres Einkommen beim Arbeitgeber ausgehandelt, unter den Männern haben das nur 16% getan. Auch der Mindestlohn lässt die Gehälter steigen – bei den Frauen mit 20% doppelt so oft wie bei den Männern (11%).
Dagegen bekommen 15% der Männer dank einer Beförderung mehr Geld, unter den Frauen sind es 7%. Relativ ähnlich profitieren Männern und Frauen von Tarifverträgen, die 43% der Männer und 38% der Frauen ein erhöhtes Einkommen bringen, gefolgt von der Inflationsprämie (23 bzw. 21%).
Weniger Gehaltserhöhungen trotz gleicher Position
Je höher Frauen in der Karriereleiter aufsteigen, desto kleiner wird der Abstand zu den Männern in Bezug auf Gehaltserhöhungen. Unter den Festangestellten im Low-Level und den Hilfskräften haben 37% der Frauen innerhalb der letzten zwölf Monate von einer Gehaltserhöhung profitiert, bei den Männern sind es mit 54% deutlich mehr.
Im Mid-Level (mit ein bis fünf Jahren Berufspraxis) bekommen 50% aller weiblichen Beschäftigten mehr Geld, bei den Männern liegt der Anteil auf dieser Karrierestufe bei 66%.
In der Führungsetage wird die Lücke hingegen geringer: Im Senior-Level (mit mehr als fünf Jahren Berufspraxis) bekommen 55% der Frauen eine Gehaltserhöhung und im C-Level bzw. in einer Führungsposition sogar 59%. Bei den Männern sind es im Senior-Level 62% und in der Führungsposition 66%.
Ungleichgewicht in der Gesundheitsbranche
Über eine bessere Entlohnung im Gesundheitssektor ist während der Pandemie viel diskutiert worden. Und tatsächlich dürfen sich 43% der weiblichen Beschäftigten in dieser Branche über mehr Gehalt freuen. Bei den männlichen Kollegen hingegen sind es 69% – eine Differenz von 26%. Damit gehört die Lücke in der Branche zu den größten, obwohl es nur geringe Unterschiede bei der Berufserfahrung gibt.
Die aktuelle Gehaltsentwicklung wird den Gender Pay Gap nicht verkleinern. Dafür profitieren Frauen im Vergleich zu den Männern zu selten und zu wenig von Gehaltserhöhungen. Allerdings gibt es auch positive Ergebnisse: Deutlich mehr Frauen als Männer handeln ein höheres Gehalt selbst aus. Das ist ein tolles Signal, dass Frauen mutiger werden und ihren Wert erkennen. Außerdem bekommen Frauen mit steigendem Karrierelevel häufiger Gehaltserhöhungen und nähern sich der Gehaltsentwicklung der Männer an.
Beides zeigt: Frauen, die ihre Vorstellungen von Gehalt und Karriere aktiv gestalten, können die Gehaltsschere ein Stück weiter schließen.
Quelle: Pressemitteilung Indeed
zurück zur Übersicht: Weitere Meldungen im HR-Newsticker lesen!