Work-Life-Integration statt Work-Life-Balance

Warum aus Work-Life-Balance jetzt Work-Life-Integration wird

An die Stelle von Work-Life-Balance, also einem Ausgleich der Bereiche Arbeit und Leben rückt zunehmend die sogenannte Work-Life-Integration. Was das konkret bedeutet und was Mitarbeitende in diesem Zusammenhang wollen, beschreibt Tobias Hagenau, Co-Gründer und CEO des New Work Unternehmens awork.

Arbeit hat noch immer eine große Bedeutung

Nach wie vor stellt Arbeit einen wichtigen Teil unseres Lebens dar, in den ein nicht unbeträchtlicher Teil der Zeit fließt. Im Schnitt sind dies acht Stunden pro Tag. Der Job bietet dabei nicht nur eine Existenzgrundlage, sondern erfüllt (bestenfalls) auch eine sinnstiftende Funktion. Neben dem beruflichen gibt es aber auch noch den privaten Alltag. Familie, Freunde, Haushalt, Hobbys – all das gilt es neben dem Job unter einen Hut zu bekommen.

In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff Work-Life-Balance, der sich im Laufe der vergangenen Jahre immer mehr zu einem regelrechten Modewort entwickelt hat. Es ist also nicht verwunderlich, dass es zu diesem Thema mittlerweile unzählige theoretische Modelle gibt, die versuchen eine Erklärung zu liefern.

Das Ziel: Die gesunde Balance von Arbeit- und Privatleben. Der Begriff Work-Life-Balance wird jedoch häufig für den (wenig) subtilen Hinweis missbraucht, man sei der Meinung, jemand arbeite zu viel. Beide Bereiche werden also eher als Gegensätze aufgefasst, getreu dem Motto: HIER die Arbeit und DORT das Leben.

Hinzu kommt, dass es nicht möglich ist “Balance” zu pauschalisieren. Niemand kann entscheiden, wann das Leben anderer Menschen in Balance ist. Denn ob man lieber viel oder weniger arbeitet, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Es wird deutlich: Der Begriff bietet viel Angriffsfläche und Interpretationsspielraum. Und steht deswegen seit einiger Zeit in der Kritik. Was bleibt ist die Frage nach einer möglichen Alternative.

Das Beste aus zwei Welten: Work-Life-Integration

Wir leben in einer New-Work-Ära, in der bis 2025 die (Post-)Millennials und Gen Z die globale Belegschaft dominieren werden. Damit einher geht die Entstehung neuer Arbeitsformen und -stile, die weniger durch starre Hierarchien und klare Trennungen, als vielmehr durch Flexibilität und Purpose geprägt sein werden.

Schon heute ist durch die fortschreitende Digitalisierung die Vermischung von Arbeit und Freizeit gelebte Realität. Im Büro können private Social-Media-Kanäle genutzt und Zuhause berufliche Mails gelesen werden. Mithilfe des Internets, Cloud-Services und Software, haben wir praktisch zu jeder Zeit und von überall aus Zugriff auf alle wichtigen Bereiche des Berufs- wie auch Privatlebens.

Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie hat dieser Trend noch einmal an Fahrt gewonnen. Ein neuer Begriff hat so Einzug in die moderne Arbeitswelt erhalten: Die Work-Life-Integration. Wie das Wort “Integration” bereits andeutet, geht es darum, zwei Bereiche miteinander zu verbinden und in Einklang zu bringen. In diesem Fall die beiden Bereiche des Arbeit- und Privatlebens.

Der recht neue Begriff der Work-Life-Integration stellt somit das in den Vordergrund, was bei der Work-Life-Balance schlichtweg zu kurz kommt: Die Tatsache, dass die Arbeit ein zentraler Bestandteil unseres Lebens ist. Dementsprechend sollte es nicht darum gehen, ihn strikt vom Privatleben zu trennen, sondern vielmehr darum, eine bestmögliche Eingliederung zu schaffen. Dies ist wiederum eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Work-Happiness, also der Freude an der Arbeit.

Hinter diesem Konzept steht vor allem die Frage, was im Job am Ende des Tages wirklich glücklich macht. Neueste Studienergebnisse bestätigen hier, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem einer der wichtigsten Faktoren für die Work-Happiness ist.

Work-Life-Integration macht glücklicher

Die Frage, die im Kontext der Diskussion um Work-Life-Balance vs. Work-Life-Integration wirklich spannend ist, lautet: Was wollen Mitarbeitende am Ende des Tages wirklich und vor allem, was macht sie glücklich? Eine strikte Trennung, oder ein ineinander übergehen?

Die Studie zum Thema Work-Happiness, die das Hamburger Workmanagement-Tool awork in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Appinio Ende 2021 durchgeführt hat, liefert hierzu aufschlussreiche Erkenntnisse. Befragt wurde eine repräsentative Stichprobe aus über 1.050 Wissenarbeitenden.

Die Ergebnisse zeigen vor allem eins: Work-Happiness (die Freude an der Arbeit) wird ein immer entscheidenderes Kriterium im Hinblick auf die Jobwahl, gerade bei der jungen Generation, sprich (Post-)Millennials und Gen Z. Einer der wichtigsten “Work-Happiness-Faktoren” ist dabei die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben.

Für 88% der Befragten ist eine solche Vereinbarkeit eine Grundvoraussetzung, um Freude an der Arbeit zu haben. Vereinbarkeit meint in diesem Kontext allerdings nicht zwangsläufig eine strikte Trennung, im Sinne der klassischen Work-Life-Balance. Nur 52% der Befragten vertreten die Ansicht, dass es klare Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem geben muss. 29% wünschen sich hingegen eine gute Integrierbarkeit und lassen die Grenzen sogar bewusst verschwimmen – Stichwort Work-Life-Integration.

Von den Personen, die Arbeit und Freizeit bewusst vermischen, geben ganze 61% an glücklich oder sehr glücklich mit ihrer aktuellen Arbeitssituation zu sein. Bei den Personen, die die beiden Bereiche klar voneinander abgrenzen, liegt der Anteil hingegen nur bei 42%.

Die Freiheit, das Leben nicht abseits der Arbeit, sondern beides in Einklang zu gestalten (Work-Life-Integration), sorgt laut Studienergebnissen also für mehr Work-Happiness.

Auswirkungen der Work-Life-Integration

Wenn es aber keinen wirklichen Unterschied mehr zwischen Arbeit und Privatleben gibt, dann hat man doch nie richtig Feierabend und alles wird nur stressiger? Genau das ist nicht das Ziel der Work-Life-Integration. Ganz im Gegenteil: Es geht in erster Linie darum, das Stresslevel zu senken, indem man beide Bereiche auf ganz natürliche Weise miteinander vereint.

Im Grunde kann man sagen, dass es eher die klare Trennung ist, die zu mehr Stress im (Arbeits-)Alltag führt, etwa wenn Arbeitgeber gar keine privaten Tätigkeiten während der Arbeitszeit dulden. Gerade für Eltern kann dies zu einem echten Problem werden, da es sich kaum vermeiden lässt, dass die Kinder auch in der Arbeitszeit mal Aufmerksamkeit brauchen.

Ziel ist es also, durch eine Verbindung beider Bereiche, möglichst den ganzen Tag so effektiv wie möglich zu nutzen – ohne sich ständig hetzen zu müssen. Dabei ist es zum Beispiel völlig in Ordnung, Privates auch mal während der Arbeitszeit zu erledigen und umgekehrt, Berufliches in der Freizeit – wenn sich die Möglichkeit ergibt. In der Konsequenz führt eine gelebte Work-Life-Integration zu mehr Effektivität und Freude an der Arbeit.

So können Unternehmen Work-Life-Integration ermöglichen

Die Theorie ist die eine Sache, doch wie kann das Ganze nun auch in die Praxis umgesetzt werden? Welche Möglichkeiten haben Arbeitgeber, das Konzept der Work-Life-Integration stärker zu etablieren?

Die folgenden Tipps zeigen, was genau Unternehmen tun können, um eine gute Integration von Beruf- und Privatleben zu fördern:

Flexible Arbeitszeitmodelle

Mehr Flexibilität im Job ist ein entscheidender Faktor, der von vielen gefordert, aber häufig nicht wirklich ermöglicht und realisiert wird. Dabei ist es, gerade mit Blick auf die Work-Life-Integration, immens wichtig, die Arbeitszeiten und -orte an die individuellen Bedürfnisse und Lebensphasen der Mitarbeitenden anzupassen. Dies gelingt beispielsweise mithilfe von: Teilzeitmodellen, Vertrauensarbeitszeiten, Remote Work und Homeoffice.

Familienfreundliche Konzepte

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt für Arbeitnehmende mehr denn je eine essenzielle Rolle. Allerdings sind gerade Kinder in Deutschland in Bezug auf die Karriere immer noch ein heikles Thema. Sie gelten für Frauen häufig sogar als “Karrierekiller.

An genau dieser Stelle sollten Unternehmen ansetzen, indem familienfreundliche Konzepte geschaffen und so Mitarbeiter mit Familie entlastet werden. Möglichkeiten sind hier etwa Betriebskindergärten, die Einrichtung von Eltern-Kind-Büros und Ruhe- bzw. Stillräumen, sowie allgemeine Beratungsangebote zu den Themen Elternzeit und Wiedereinstieg in den Job.

Darüber hinaus können Unternehmen auch zusätzliche Angebote zum Thema Arbeits-Gesundheit etablieren, etwa:

Gesundheits,- Kultur- und Freizeitangebote

Yoga-Stunden am Arbeitsplatz, Rückenschule oder auch Betriebsfußball und Firmenmarathons. All das sind mögliche Angebote, die Beruf und Freizeit der Arbeitnehmenden enger zusammenbringen.

Gleichzeitig zielen sie auf eine Förderung der individuellen Gesundheit durch mehr Bewegung und Sport ab. Aber auch Kulturangebote, wie freie Tickets für Museen, treffen den Zeitgeist. Ebensolche Angebote sorgen auch für eine Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb einer Organisation. Natürlich sind auch Mitarbeiterevents, z.B. After-Work-Parties, immer eine beliebte Abwechslung im sonst eher typischen Arbeitsalltag.

Fazit zur Work-Life-Integration

Die Work-Life-Integration ist auf dem Vormarsch und hat das Potenzial, sich im Laufe der nächsten Jahre zu einem echten Erfolgskonzept zu entwickeln. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die kommende, junge Generation neuen Wind in die Arbeitswelt der Zukunft bringt.

Für (Post)Millennials und Gen Z rückt die Freude an der Arbeit immer weiter in den Fokus – und diese setzt neue, flexible Arbeitsmodelle voraus. Vor diesem Hintergrund tun Arbeitgeber gut daran, schon heute umzudenken und mehr Wert auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden, vor allem eine gute Vereinbarkeit von Arbeit- und Privatleben, zu legen. Nur so können diese langfristig gehalten und neue Talente hinzugewonnen und gehalten werden.

>> Zum Download des Work-Happiness-Reports

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Tobias Hagenau

Tobias Hagenau, Co-Founder und CEO awork

 

 

Tobias Hagenau ist New Work Experte, Co-Gründer und CEO von awork – einem Workmanagement-Tool, dass Teams hilft besser und glücklicher zusammenzuarbeiten  – sowie Initiator der Studie Work-Happiness.

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