30% der Beschäftigten in Deutschland wissen nicht, wie viel ihre Ehepartner verdienen. Rund acht von zehn haben keine Ahnung, welche Summe auf dem Gehaltszettel der Kolleginnen und Kollegen steht. Die Ergebnisse einer aktuellen StepStone-Studie mit mehr als 5.000 Teilnehmenden zeigen: Gehalt ist in Deutschland immer noch ein Tabuthema.
Gehaltsreport will mehr Gehaltstransparenz
Gehaltsverhandlung auf Augenhöhe ist nur dann möglich, wenn Jobsuchende wissen, wie viel sie verdienen können. Deshalb brechen sie mit Gehaltstabus und geben Jobsuchenden alle Informationen an die Hand, die sie brauchen. Auch Unternehmen profitieren von mehr Transparenz und Augenhöhe im Bewerbungsprozess. Denn wird erst am Ende klar, dass die Erwartungen nicht zusammenpassen, verlieren beide Seiten. Um beiden Parteien eine Orientierung zu geben, veröffentlichen StepStone und Gehalt.de gemeinsam den Gehaltsreport Deutschland. Er basiert auf 600.000 aktuellen Gehaltsdaten und bietet einen detaillierten Überblick über die Gehaltschancen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Berufe-Ranking: Ärzt:innen verdienen am meisten
- Das Bruttomediangehalt in Deutschland liegt bei 44.100 Euro.
- Ärzt:innen sind mit Abstand die Spitzenverdiener:innen und bekommen mit 78.300 Euro etwa 78% mehr als der Durchschnitt.
- Im weiteren Ranking der Berufsgruppen folgen Ingenieur:innen (59.300 Euro), IT-Berufe (57.000 Euro) und Unternehmensberater:innen (56.400 Euro).
Quelle: StepStone
Branchen: Tech und Finance weit vorn, Konzerne besonders lukrativ
- Besonders viel verdienen Beschäftigte in der Halbleiterindustrie (63.000 Euro) sowie der Biotechnologie (61.500 Euro). Ebenfalls in den Top Five vertreten ist die Pharmabranche (56.200 Euro).
- Auch die Schlüsselindustrien zahlen gut: Bei Banken (58.300 Euro) und in der Automobilindustrie (55.900 Euro) liegen die Mediangehälter rund 30% über dem Durchschnitt.
- Je größer das Unternehmen, desto höher das Gehalt. Während kleine Arbeitgeber mit bis zu 50 Beschäftigten ein Bruttomediangehalt von 37.400 Euro zahlen, verdienen Mitarbeitende bei großen Unternehmen (> 5.000 Beschäftigte) mit 59.300 Euro fast 60% mehr.
Region: Gehaltsniveau in Hessen und Baden-Württemberg rund 42% über dem Schnitt
- Die Höhe des Gehalts hängt auch vom Standort ab. In Hessen liegt das Durchschnittsmediangehalt mit 47.840 Euro deutschlandweit am höchsten. Auf Platz 2 folgt Baden-Württemberg mit 47.806 Euro, gefolgt von Bayern (46.800 Euro).
- Schlusslichter sind Mecklenburg-Vorpommern (33.600 Euro), Brandenburg (34.300 Euro) und Sachsen-Anhalt (35.400 Euro).
- Das Ranking der Großstädte dominiert Frankfurt am Main mit 54.100 Euro. Es folgen München (53.900 Euro) und Stuttgart (53.600 Euro).
Quelle: StepStone
Akademischer Abschluss und Personalverantwortung sorgen für deutliches Gehaltsplus
- Arbeitnehmende mit Führungsverantwortung werden mit einem spürbar höheren Bruttomediangehalt (86.300 Euro) belohnt. Das ist fast doppelt so viel, wie Beschäftigte ohne Personalverantwortung verdienen.
- Akademiker:innen verdienen 59.700 Euro und damit 48% mehr als ihre Kolleg:innen ohne Studienabschluss (40.600 Euro).
- Mit zunehmender Berufserfahrung wachsen auch die Gehaltsaussichten: Während Berufseinsteiger:innen im Median 33.800 Euro verdienen, steigt das Gehalt nach mehr als 11 Jahren im Job auf 52.000 Euro.
Prognose: 2022 könnte Jahr der Gehaltssteigerungen werden
- In den zehn Jahren vor Corona (2010 bis 2019) sind die Gehälter in Deutschland um durchschnittlich 2,4% gestiegen. Der aktuelle Jobboom ermöglicht künftig stark ansteigende Löhne.
- In diesem Jahr wird nicht nur der Mindestlohn voraussichtlich um insgesamt knapp 9% angehoben, auch die zunehmende Arbeiterlosigkeit treibt die Gehälter weiter in die Höhe.
- Schon heute entscheidet das richtige Gehalt und der transparente Umgang damit darüber, ob sich Jobsuchende für einen Arbeitgeber entscheiden oder nicht. Der Faktor Gehalt wird in Zukunft noch stärker zum strategischen Hebel im Kampf um die besten Mitarbeitenden. Sie gehen davon aus, dass die Gehälter in diesem Jahr um 3 bis 4,7% steigen werden.
Über den StepStone Gehaltsreport 2022
StepStone und Gehalt.de, ein Tochterunternehmen von StepStone, haben ihr Wissen und ihre Gehaltsdatenbanken vereint. Das Ergebnis ist der Gehaltsreport Deutschlands mit Gehaltsangaben nach Ort und Region, Berufsfeld, Branche, Berufserfahrung und vielem mehr. Aufgrund der veränderten Datenbasis unterscheiden sich die Gehälter stark vom letzten Report 2021 und sind nicht vergleichbar. In diesem Jahr ist der Großteil der Gehaltszahlen zudem als Mediangehalt ausgewiesen.
Was ist das Mediangehalt?
Und was unterscheidet es vom Durchschnittsgehalt? Der Durchschnitt wird berechnet, indem alle Werte summiert und danach durch die Anzahl der Datensätze geteilt wird. Der Durchschnittswert kann durch extrem hohe oder niedrige Werte beeinflusst werden. Zur besseren Einordnung des Durchschnittswertes hilft deshalb ein Vergleich mit dem Median. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt.
Zu Datenbasis und Methodik
Für den StepStone Gehaltsreport 2022 wurden mehr als 600.000 Vergütungsdaten ausgewertet. Davon stammen 64% von Männern und 36% von Frauen. Der Anteil von Beschäftigten mit Personalverantwortung beträgt 13 Prozent. Sämtliche Daten wurden in den vergangenen 12 Monaten erhoben und von unseren Vergütungsberater:innen geprüft. Alle Gehaltsdaten sind in Euro angegeben. Sämtliche Gehaltszahlen beziehen sich auf das Bruttojahresgehalt inklusive Boni, Provisionen, Prämien etc. Zusätzlich angegeben ist auf den Überblicksseiten das Mediangehalt. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt.
Über die StepStone-Befragung zu Gehältern und Gehaltstransparenz in Deutschland
Wie zufrieden sind Arbeitnehmende in Deutschland mit ihrem Gehalt? Wie oft fragen sie nach mehr Gehalt? Und wie transparent gehen sie mit dem Thema Gehalt um? StepStone hat im Januar 2022 zu diesen und weiteren Themen rund 5.100 Beschäftigte in Deutschland befragt. Darunter waren auch ca. 1.100 Führungskräfte.
Quelle: StepStone