Das Sondierungspapier der Ampel-Koalition sieht eine Anhebung des Mindestlohns von derzeit 9,60 Euro auf 12 Euro vor. Einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zufolge würden rund 8,6 Millionen Beschäftige in Deutschland von dieser Anhebung profitieren. Die Jobplattform Indeed hat nun in einer repräsentativen YouGov Umfrage 1.011 Erwerbstätige aus Deutschland zu ihrer Meinung zum Mindestlohn befragt.
Zustimmung zum Mindestlohn parteiübergreifend
Mit 79 % Zustimmung befürwortet ein Großteil der Befragten das Konzept des Mindestlohns. Insbesondere Frauen (81%) und Personen aus dem Osten Deutschlands (85%) unterstützen die gesetzliche Gehaltsuntergrenze. Hinsichtlich der politischen Einstellung heißen vorwiegend Wählende von SPD (88%), den Linken (87%) und den Grünen (82%) den Mindestlohn gut. Es folgen WählerInnen von CDU/CSU mit einer Zustimmung von 78%, gefolgt von der AfD (72%) und der FDP (69%).
Erhöhung findet bei Frauen und Ostdeutschen die größte Zustimmung
Hinsichtlich der Höhe des Mindestlohns befürworten 78% der Erwerbstätigen in Deutschland die von der SPD geforderte Anhebung auf 12 Euro. Hierbei zeigt sich ein deutlicher Unterschied der Geschlechter: Während 84% der Frauen für die Anhebung des Mindestlohns sind, gab dies bei den Männern knapp drei Viertel (73%) an. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass rund zwei Drittel der Personen in den Berufen mit Mindestlohn Frauen sind. Auch hinsichtlich der Regionen Ost (85%) vs. West (76%) zeigen sich Unterschiede in der Zustimmung.
Sogar eine Mehrheit der FDP-WählerInnen befürwortet die Anhebung des Mindestlohns (57%). So auch mehr als zwei Drittel der AfD- und CDU/CSU-Wählenden.
Mehrheit unterstützt sogar einen Mindestlohn von mehr als 12 Euro
Wenn die Befragten die Gehaltsuntergrenze selbst festlegen könnten, würde ein großer Teil der Befragten von den derzeitig diskutierten 12 Euro abweichen: 53% der Befragten sind demnach überzeugt, dass er 13 Euro oder mehr betragen sollte. So plädieren jeweils 11% der Erwerbstätigen für einen Mindestlohn von 13 bzw. 14 Euro. Weitere 19% der Befragten unterstützen sogar 15 Euro die Stunde, während 11% ein Entgelt von mindestens 15 Euro und mehr begrüßen. Währenddessen würden sich 21% der Befragten für einen Mindestlohn von 12 Euro entscheiden.
Nur insgesamt 15% würden die Gehaltsuntergrenze auf 10 oder 11 Euro die Stunde beziffern. Einen Mindestlohn unter 10 Euro befürworten sogar nur 4%.
Darum sind Erwerbstätige für die Anhebung des Mindestlohns
Der Hauptgrund für die Unterstützung der gesetzlich festgelegten Gehaltsuntergrenze ist, dass 76% der Befragten meinen, dass arbeitende Personen auch von ihrer Bezahlung leben können sollten. Ebenso ist für 61% eine angemessene Entlohnung eine Frage der Wertschätzung und des Respekts. Für weitere 49% würde eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde die Motivation der Berufstätigen steigern und Anreize zur Jobsuche setzen. Außerdem verhindert für 45% ein höherer Mindestlohn eine weitere Spaltung der Gesellschaft in arm und reich.
Auf der anderen Seite befürchten Erwerbstätige, dass durch die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro die steigenden Gehälter an die Verbraucher weitergereicht werden (71%). Zudem haben 57% bzw. 56% Bedenken, dass Arbeitsplätze in andere Länder verlagert werden oder Jobs wegfallen könnten, da sich Arbeitgeber die Aufstockung auf 12 Euro nicht leisten können.
Wir wissen, dass das Gehalt einer der wesentlichen Faktoren für Jobentscheidungen ist. Der nun beschlossene Mindestlohn zieht in dieser Hinsicht eine Untergrenze ein, die es ermöglichen soll, dass Erwerbstätige in Deutschland von ihrer Arbeit auch leben können. Dies kann auch viele Tätigkeiten, über die im Zuge der Pandemie viel gesprochen wurde, attraktiver machen und einen Ansporn darstellen, wieder verstärkt auf Jobsuche zu gehen. Die Chancen von Bewerberinnen und Bewerbern stehen derzeit so gut wie lange nicht: Das Stellenangebot auf Indeed liegt mehr als 40% über Vorkrisen-Niveau.
Über die Umfrage
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1.011 erwerbstätige Personen zwischen dem 17. und 19.11.2021 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden nach Alter, Geschlecht und Region aller Befragten gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Quelle: Indeed