Erfolgreiches Azubimarketing

Erfolgreiches Azubimarketing – Praxistipps

Der Wettbewerb um Nachwuchskräfte wird immer härter – auch im Azubimarketing. Während hohe Rekrutierungskosten und sinkende Bewerberzahlen viele Unternehmen unter Druck setzen, zeigen sich gerade für kleinere Betriebe neue Chancen. Wer die Bedürfnisse der Zielgruppe versteht und mutig neue Wege geht, kann mit kreativen, kosteneffizienten Maßnahmen punkten. Besonders gefragt: digitale Sichtbarkeit, echte Einblicke – und der Perspektivwechsel durch die Augen der Azubis. Praxistipps von Laura Begander in ihrem ersten Gastartikel auf PERSOBLOGGER.DE

Fachkräftemangel und hohe Rekrutierungskosten sind auch im Azubimarketing allgegenwärtig

Azubimarketing – ein Begriff, der in den letzten Jahren für ausbildende Unternehmen an Relevanz gewonnen hat. Wo es für viele Unternehmen noch vor 10 -15 Jahren kein Problem war, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, stehen sie heute vor großen Herausforderungen, denn auch bei der Sicherung der Nachwuchskräfte ist der Fachkräftemangel deutlich zu spüren. Hinzu kommt, dass viele Rekrutierungsmaßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind, was gerade auch kleine Unternehmen – auch aufgrund geringerer Bekanntheit – zu schaffen macht.

Es gibt Ansätze, die mit geringeren Kosten verbunden sind, und somit gerade für kleine und mittlere Unternehmen zum Gamechanger werden können. Dabei ist es wichtig, die Zielgruppe zu kennen, zu verstehen und die erforderlichen Maßnahmen auf die Zielgruppe auszurichten.

Onlinepräsenz stärken und ausbauen

Jugendliche verbringen viel Zeit an ihren Smartphones und sind auf verschiedenen Social Media Plattformen aktiv. In der Gruppe der 16- bis 18-Jährigen liegt die Smartphonenutzung laut bitkom bei mehr als 3 Stunden am Tag. Somit liegt es auf der Hand, dass Unternehmen regelmäßig ihre Onlinepräsenz für diese Zielgruppe prüfen und ggf. ausbauen sollten.

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Die eigene Karriereseite in den Fokus nehmen

Ein wichtiger Baustein ist die eigene Karriereseite. Hier haben Betriebe die Möglichkeit, Jugendliche z. B. durch eine eigene Landingpage bestmöglich über ihre Ausbildungsberufe zu informieren. Neben den wichtigsten Infos sollte diese mobil optimiert sein und möglichst auch ansprechenden und zielgruppenorientierten Content liefern. Anstatt langen Texten bieten kurze Videos mit den eigenen Auszubildenden eine kurzweilige Alternative.

Auch die Bewerbungsmöglichkeiten können an dieser Stelle noch mal überdacht werden. Müssen die Bewerbungen tatsächlich ein Motivationsschreiben enthalten und nur per E-Mail oder das eigene Jobportal eingehen? Oder können Bewerbungen auch über WhatsApp gesendet werden? Verschiedene Bewerbungssoftwareanbieter bieten hier attraktive Lösungen.

Jugendliche: 95 Minuten Social Media Nutzung täglich

Die Zahlen sprechen für sich: Egal welche Studien man sich zur Onlinenutzung von Jugendlichen anschaut, oft sind sie mehrere Stunden am Tag auf Sozialen Netzwerken aktiv. Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren verbringen täglich ca. 95 Minuten in Sozialen Medien.

Genau hier müssen Unternehmen ansetzen, um ihre Zielgruppe zu erreichen. Denn über spannende Inhalte auf TikTok und Co. gelangen Jugendliche schließlich auch auf die unternehmenseigene Karriereseite. Und auch bei Social Media gilt es, den Content auf die Zielgruppe auszurichten.

Warum nicht einen Instagram-Kanal von Azubis für Azubis? Also ein Kanal, den die Auszubildenden aktiv mitgestalten können. Oft wissen die eigenen Auszubildenden besser, was Ihre Zielgruppe anspricht, als z. B. die Social Media Expert:innen des Unternehmens.

Eltern und Schule als wichtige Bausteine einer ganzheitlichen Betrachtung

Neben der eigentlichen Zielgruppe sollten auch die Eltern als „ergänzende“ Zielgruppe bei erfolgreichem Azubimarketing mitgedacht werden. Es sollte nicht unterschätzt werden, dass Eltern oft Einfluss auf die Entscheidungen Ihrer Kinder haben oder Kinder Ihre Eltern nach Rat oder deren Meinung fragen. Insofern sind Unternehmen gut beraten, auch beliebte Medien der Elterngeneration im Azubimarketing zu berücksichtigen. So können auch Facebook oder die regionale Tageszeitung ergänzende Werbeträger im Azubimarketing sein.

Auch Schulen im Umkreis und ein gutes Netzwerk zu entsprechenden Lehrkräften sollten unbedingt genutzt werden. Hier gibt es unterschiedliche Formate, die im Rahmen von Schulkooperationen möglich sind, wie z. B.:

  • Besuch von Unterrichtseinheiten z. B. den Sozialkundeunterricht, in dem Betriebe sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten vorstellen können
  • Schulprojekte können z.B. im Rahmen einer Projektwoche zusammen mit Unternehmen durchgeführt werden
  • Besuch von Berufsorientierungsmessen
  • Schüler:innen zu Karrieretagen oder Future Days ins Unternehmen einladen

Die Zusammenarbeit mit Schulen bietet für Unternehmen viele Vorteile. So sind es meistens sehr kostengünstige Maßnahmen, bei denen auch Unternehmen mit geringerem finanziellen Spielraum Ihre Chancen nutzen können. Gleichzeitig kommt man direkt mit den Schüler:innen in Kontakt und kann in den Austausch gehen.

Von Vorteil kann es sein, Auszubildende des Unternehmens in diese Veranstaltungen miteinzubinden. Interessierte Schüler:innen kommen mit Gleichaltrigen oft besser ins Gespräch, da die Hemmschwelle niedriger ist. So kann zwischen den Auszubildenden und den Schüler:innen ein Austausch auf Augenhöhe stattfinden.

Mitmachangebote, die die Neugierde wecken und bei denen Schüler:innen sich oder etwas ausprobieren können, sollten, wenn möglich, bei Veranstaltungen dieser Art stets angeboten werden. So wird das Interesse geweckt und Unternehmen bleiben in Erinnerung.

Über den Tellerrand schauen, kann neue Chancen ermöglichen

Die bisher beschriebenen Maßnahmen zielen stark auf junge Menschen, die noch zur Schule gehen oder diese gerade beendet haben, ab. Die Zielgruppe zu erweitern, kann jedoch ein weiterer Ansatzpunkt im Azubimarketing sein. Unternehmen sollten prüfen, ob es weitere interessante Zielgruppen gibt, die für eine Ausbildung in Frage kommen – oder diese Prüfung zumindest in Betracht ziehen.

So können z. B. Studienabbrecher oder Quereinsteigende, die sich beruflich neu ausrichten möchten oder sich aus gesundheitlichen Gründen neu orientieren müssen, interessante Kandidat:innen sein. Selbstverständlich müssen diese Zielgruppen neu evaluiert werden, um z. B. die richtigen Kanäle oder Ansprachen zu wählen. Gerade im Rahmen von Quereinsteigern lohnt sich oft eine enge Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und deren Förderungsprogrammen. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe können hier stark profitieren.

Gutes Azubimarketing bedarf Selbstreflexion

Doch nicht nur Maßnahmen nach außen sollten beim Azubimarketing berücksichtigt werden, auch der Blick nach innen sollte geschärft werden. So sind zentrale Fragen bei der Suche nach Nachwuchstalenten:

  • Wie attraktiv ist die Ausbildung in unserem Unternehmen im Vergleich zu anderen?
  • Wo liegen unsere Stärken und welchen Mehrwert bieten wir im Vergleich zu anderen?
  • Was macht unsere Ausbildung für die Zielgruppe attraktiv?

All dies sind Fragen, die man sich im Rahmen eines ganzheitlichen Azubimarketings stellen sollte. Je nachdem, was die Analyse dieser Fragen ergibt, sollten entsprechende Anpassungen oder Umstrukturierungen der Ausbildung vorgenommen werden. So kann es z. B. eine Maßnahme sein, die Ausbildung an mehreren Unternehmensstandorten oder in verschiedenen Abteilungen im Wechsel stattfinden zu lassen.

Dadurch bekommen Auszubildende einen besseren Überblick über das Unternehmen, können Zusammenhänge oft besser einordnen und sie bauen sich bereits in der Ausbildung ein unternehmensweites Netzwerk auf. Leider sind Ausbildungen oftmals sehr starr und finden nur an einem Standort oder sogar über 3 Jahre in derselben Abteilung statt, aber diese Starrheit aufzubrechen, kann viel breiter aufgestellte Auszubildende zur Folge haben, die nach der Ausbildung auch flexibler einzusetzen sind.

Weitere Möglichkeiten, die Auszubildenden einen Mehrwert bieten, sind u. a.:

  • Lerninhalte der Berufsschule durch die eigenen Mitarbeitenden zu vertiefen (z. B. im Rahmen eines ergänzenden betrieblichen Unterrichts)
  • Das Netzwerk unter den Auszubildenden durch Azubiausflüge, gemeinsame Firmenevents oder regelmäßigen Azubistammtischen zu stärken

Unternehmen, die nur wenige Auszubildende haben, können von solchen Maßnahmen profitieren, wenn sie an dieser Stelle ggf. mit anderen Unternehmen derselben Branche oder der Region im Rahmen einer Kooperation zusammenarbeiten.

Ebenso sollte man bei möglichen Anpassungen und Umstrukturierungen auch immer die aktuellen Azubis einbinden und deren Sichtweisen berücksichtigen. Denn auch hier weiß die Zielgruppe oft am besten, was den Unterschied macht.

Fazit: erfolgreiches Azubimarketing hat viele Facetten

Azubimarketing hat viele Facetten. Unternehmen sollten stets mehrere Bausteine zusammensetzen und eine möglichst ganzheitliche Betrachtung vornehmen. Dabei müssen nicht immer teure Stellenanzeigen auf Stellenbörsen zum Einsatz kommen. Gute Kontakte zu Schulen sowie eine gut durchdachte Onlinepräsenz können Alternativen sein. Ebenso sollte man sich nie nur auf eine Zielgruppe fokussieren oder zumindest offen sein, auch hier neue Wege zu gehen.

Neben dem „klassischen Azubi“ bietet der Arbeitnehmermarkt weitere vielversprechende Zielgruppen. Ein guter Mix aus verschiedenen Maßnahmen kann so auch kleineren Betrieben gute Möglichkeiten im „Kampf“ um die Talente von morgen ermöglichen.

Laura Begander

Laura Begander

 

Laura Begander ist seit mehreren Jahren im Bereich Recruiting, Personalmarketing und Personalentwicklung unterwegs. Zuerst bei einem Softwareanbieter und nun seit über 5 Jahren in einem sozialen Unternehmen.

Studiert hat sie Mittelstandsökonomie (Bachelor) und danach im Master Mittelstandsmanagement, zuvor hat sie eine Ausbildung als Bankkauffrau gemacht.

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