Hybride Arbeitsmodell für mehr Inklusion

Hybride Modelle: Chance für inklusivere Arbeitswelt

Hybride Modelle des Arbeitens sind weit verbreitet, aber noch lange nicht systematisch etabliert. Dabei sprechen viele Gründe dafür, eine strikte Back-to-Office-Policy zu überdenken. Einer davon ist die bessere Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Echte Inklusion wird so erst möglich, sagt Gastautorin Kate Field und verweist auf eine weltweite Studie des British Standard Instituts BSI.

Weltweite Befragung des BSI

Nicht alle Menschen möchten remote arbeiten – und nicht alle können es. Es gibt Tätigkeiten, die vor Ort erledigt werden müssen, einige Menschen verfügen nicht über die nötige Ausstattung, um effektiv von zu Hause aus zu arbeiten, und andere kommen einfach besser mit einem Alltag zurecht, in dem sie regelmäßig zur Arbeit pendeln.

Die von der internationalen Normierungsorganisation BSI (British Standards Institution) weltweit angelegte Befragung zu gewünschten Arbeitsmodellen von Berufseinsteiger:innen (Personen, die seit 2019 ins Berufsleben gestartet sind), zeigte ein gemischtes Bild: In Deutschland waren hybride Modelle und überwiegend standortgebundene Arbeit am beliebtesten (29 % bzw. 30 % nannten dies als ihre bevorzugte Arbeitsform). Etwas mehr als ein Viertel (27%) der Befragten wollte vollständig vor Ort am Arbeitsplatz tätig sein, während 15% eine reine Remote-Tätigkeit von zu Hause oder einem anderen Ort aus bevorzugten.

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Häufige Strategie: Back to Office

Fünf Jahre nach der Covid-19 Pandemie lässt sich beobachten, dass viele Arbeitgeber wieder eine Rückkehr ins Büro fordern – begleitet von andauernden Debatten über Produktivität und die Frage, ob Remote-Arbeit effizienter ist oder nicht. Gleichzeitig lehnen viele Beschäftigte diese Entwicklung ab und betonen, dass sie nicht in die Zeit vor 2020 zurückkehren wollen.

Letztlich hängt vieles von den individuellen Vorlieben der Arbeitnehmer:innen und den Anforderungen der Arbeitgeber ab – Unternehmen müssen hier eine Balance finden, die beiden Anforderungen gerecht wird und sowohl die Bedürfnisse der Beschäftigten als auch die betrieblichen Notwendigkeiten berücksichtigt.

Was in dieser Debatte jedoch häufig untergeht: Überall dort, wo hybride oder Remote-Modelle funktionieren, sollten sie als Chance verstanden werden.

Chancen für mehr Teilhabe und wirtschaftliche Stabilität

Viele Menschen sind vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen – sei es durch ihren Wohnort, die hohen Lebenshaltungskosten in bestimmten Regionen, lange Pendelzeiten oder familiäre Verpflichtungen. Hinzu kommen Menschen mit Behinderungen, psychischen Belastungen oder neurodiversen Bedürfnissen, für die eine dauerhafte Präsenzpflicht am Arbeitsplatz eine erhebliche Hürde darstellt und die von flexibleren Arbeitsmodellen profitieren könnten.

Darüber hinaus führt schlechte Gesundheit zu geringerer Produktivität und hat weitreichende gesellschaftliche Folgen. Weltweit liegt der Durchschnitt bei etwa 7,8 Krankheitstagen pro Jahr und Arbeitnehmer:in – wobei es starke Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Branchen gibt. Laut einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse (TK) fielen allein in den ersten neun Monaten 2024 in Deutschland durchschnittlich 14,3 Krankheitstage pro Arbeitnehmer:in an – ein Niveau, das der Volkswirtschaft laut VFA rund 26 Milliarden Euro im Jahr kostet.

Menschen zurück in die Arbeit bringen

Diesen Menschen die Rückkehr ins Arbeitsleben zu ermöglichen, bringt nicht nur wirtschaftlichen Nutzen, sondern kann auch das Leben der Betroffenen verbessern. Damit das gelingt, muss die Gesellschaft Zugänge schaffen – vor allem für jene, für die die bestehenden Hürden derzeit zu hoch oder unüberwindbar erscheinen. Im Rahmen der BSI-Studie zu Berufseinsteiger:innen 2025 sprachen Teilnehmer:innen in Fokusgruppen über ihre Erfahrungen. Eine Teilnehmerin gab beispielsweise an, dass sie sich „durch die Pandemie auf Jobs an anderen Orten bewerben konnte – das hätte ich mir sonst finanziell nicht leisten können.“

Die Ergebnisse der Studie bestätigen folgende Aussage: Fast die Hälfte (47 %) der Deutschen, die aktuell im Home-Office oder in einem hybriden Arbeitsmodell tätig sind und deren Wohnort mehr als eine Stunde vom Büro entfernt liegt, berichten von Einsparungen aufgrund des entfallenen Arbeitsweges.

Flexibilität als Schlüssel für Gesundheit und Motivation

Ein anderer Teilnehmer, der neurodiverse Bedürfnisse hat, berichtete, dass ihn die sensorischen Reize im Büro schnell überfordern – für ihn sei Remote-Arbeit entscheidend, um konzentriert arbeiten zu können. In früheren Studien hatte die BSI zudem festgestellt, dass Flexibilität ein Schlüsselfaktor sein kann, damit Menschen länger erwerbstätig bleiben und ihre psychische wie körperliche Gesundheit unterstützt wird. Für viele erfahrene Frauen in der Menopause war Flexibilität beispielsweise essenziell.

Auch aus Sicht der psychischen Gesundheit kann Remote- oder Hybridarbeit vorteilhaft sein – allerdings nicht immer. Rund ein Drittel (36 %) der hybrid tätigen Arbeitnehmer:innen in Deutschland berichtete, dass sich ihre mentale Gesundheit während der Pandemie durch Remote-Arbeit verschlechtert habe.

Es gibt Hinweise darauf, dass hybride Rollen ein Gefühl von Isolation oder Unsicherheit verstärken können. Ein Fünftel (20 %) der aktuell in hybriden oder Remote-Rollen tätigen Personen gab an, dass soziale Ängste, wie die Furcht vor Interaktionen mit Kolleg:innen oder die Anpassung an eine neue Arbeitsumgebung, ihre Entscheidung beeinflussen würden, ob sie eine Stelle mit Präsenzpflicht annehmen.

Psychische Gesundheit braucht passende Arbeitsmodelle

Gleichzeitig sagten fast die Hälfte (47 %), dass sich ihre mentale Gesundheit durch die hybride Arbeitsweise verbessert habe. Viele nannten hier die gewonnene Zeit für körperliche Aktivität. Zwar unterstützt hybrides Arbeiten nicht jede Person in gleichem Maße, die Forschung deutet aber darauf hin, dass es sich insgesamt positiv auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt.

Angesichts zunehmender chronischer Erkrankungen und psychischer Belastungen – einer Art „unsichtbarer Pandemie“ – könnten flexiblere Arbeitsmodelle einen wichtigen Beitrag leisten, um mehr Menschen gesund und arbeitsfähig zu halten. Entscheidend ist, dass Menschen wissen, in welchem Umfeld sie am besten arbeiten können.

Wirtschaftliche Vorteile durch Remote- und Hybridarbeit

Die Hälfte der Berufseinsteiger:innen (51 %) glaubt zudem, dass Remote- und Hybridarbeit wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen kann. Um eine starke Arbeitswelt der Zukunft aufzubauen, braucht es den Zugang zu möglichst vielen Talenten – heute und in Zukunft.

Hybride Modelle können dabei helfen, das Potenzial der gesamten Bevölkerung besser zu nutzen. Denn hybride Arbeitsmodelle binden auch Menschen in die Arbeitswelt ein, die aufgrund eines abgelegenen Wohnorts, gesundheitlicher Einschränkungen oder neurodiverser Bedürfnisse bislang oft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen waren.

Dies wird nicht immer möglich sein – doch überall dort, wo es geht oder wo eine Umgestaltung der Arbeitsstruktur denkbar ist, sollten deutsche Unternehmen dies in ihre langfristige Strategie integrieren, um die besten Köpfe zu gewinnen und zu halten – egal, von wo aus sie arbeiten.

Kate Field

Kate Field

 

Kate Field ist eine preisgekrönte Vordenkerin, Autorin und Keynote-Speakerin, die sich mit allen Aspekten der Nachhaltigkeit im Hinblick auf Mensch und Gesellschaft auseinandersetzt.

Mit über 20 Jahren Erfahrung in allen Sektoren, von der Regulierungsbehörde bis zur Unternehmensberatung, leitet Field die globale Strategie von BSI zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Gemeinschaften, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

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