Teamstaffing auf Basis von KI-basiertem Kompetenzmanagement. Eine Materie, an die sich das HR-Startup appose heranwagt. Dabei werden aus Millionen im Internet verfügbaren Daten Profile aktueller relevanter Skills angelegt. Diese gleich eine Software mit den Daten von Mitarbeitenden in Unternehmen oder Freelancern ab, um bestmöglich gestaffte Teams zusammenzustellen. Wie das konkret funktioniert und welche Systeme als Datenquellen angebunden werden können, erläutert Marko Albrecht, Gründer von appose.
Was macht das HR-Startup appose?
Hallo Marko, würdest Du Dich und appose bitte kurz selbst vorstellen?
Sehr gern. Nach meiner über 20 Jahren langen Karriere in der der Softwareentwicklung und IT-Managementberatung habe ich 2013 die Reutax AG, eine zu der Zeit größten deutschen Personalvermittlungen, nach der Insolvenz wieder aufgebaut. In dieser Phase habe ich sehr intensiv das Geschäft der Vermittlung von Fachkräften in verschiedenen Beschäftigungsformen kennengelernt. Von der Vermittlung von Freelancern im Projektgeschäft über die Arbeitnehmerüberlassung bis zur Vermittlung in Festanstellung hat Reutax seine Kunden in allen Bereichen unterstützt. Darüber hinaus bin ich seit 12 Jahren als systemischer Organisationsberater, Management und Leadership Coach aktiv und betreue namhafte Kunden aus Industrie und öffentlichem Dienst.
Die intensive Analyse des Geschäftsmodells der Personalvermittlung mit Kunden und Freelancern kombiniert mit meinen Erfahrungen aus der personennahen Beratung führten zur Idee von appose. Heute betreibt appose eine Data Science Plattform appose für HR und unterstützt Unternehmen die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der gesamten Belegschaft zu sichern. appose Kunden haben zu jedem Zeitpunkt die erforderliche Kompetenz für ihrer Geschäftsaktivitäten im Zugriff und können diese hochwirksam in Projektteams zum Einsatz bringen.
Was heißt das konkret?
Auf den Punkt gebracht:
- appose erfasst vorhandenen Kompetenzen in Soft und Hard Skill und hilft diese zielführend auf Basis generierter oder definierter Kompetenzmodelle zu entwickeln.
- Wir bringen die Kompetenzen in den am besten dafür geeigneten Teams zum Einsatz und berücksichtigen dabei sowohl Hard- als auch Soft-Skills.
Unsere Anwendungsbereiche nutzen auf Basis unser Data Science Plattform sowohl Computer Science als auch künstliche Intelligenz.
Wie die Idee zu appose entstand
Wie seid ihr auf die Idee für Eure Softwarelösung appose gekommen?
Unsere langjährige internationale Erfahrung in den Bereichen Personalentwicklung, Personalvermittlung, Recruiting von Projektteams sowie unser Wissen über die Bedeutung des Soft Skill für Karriereplanung und Zusammenarbeit in Teams treibt uns an eine Lösung zu entwickeln, welche messbaren Mehrwert für Unternehmen und Freelancer bietet. Wir konnten nichts anders machen als unsere Ideen in eine Konzeption zu gießen und appose entwickeln. Die Rückmeldungen von ersten Kunden und Interessenten bestätigen uns.
Was Nutzer von appose erwarten können
Welches Problem genau löst Ihr also mit Eurer Plattform?
Wenn wir aktuellen Studien Glauben schenken, fehlt es Unternehmen an Wissen über ihre Mitarbeiter: 40% fällen Geschäftsentscheidungen ohne objektive Talentdaten. 50% fehlen die richtigen Informationen für gute Personalentscheidungen und über 60% haben kein klares Verständnis vom Potenzial ihrer Mitarbeiter.
appose hilft genau dieses Wissen bereitzustellen, um die Unternehmen in die Lage zu versetzen zielgerichtet und zukunftssicher das Potential der Belegschaft zu maximieren.
Mit Big Data und KI zu einer fortschrittlichen Plattform
Ihr nutzt sowohl Big Data Ansätze als auch künstliche Intelligenz. Wie helfen Euch diese Technologien und Methoden beim Workforcemanagement konkret?
appose sammelt seit Anfang 2019 weltweit große Mengen an Job-, Projekt- und Profildaten. Sowohl öffentlich verfügbare Daten über Scraper, als auch Daten, die Partner und Kunden zur Verfügung stellen oder die im appose-System generiert werden. Aus diesen Daten werden per NLP (Natural Language Processing) Skills und deren Zusammenhänge in ihrem jeweiligen Umfeld extrahiert. Diese Skills und deren Verknüpfungen untereinander bieten die Basis für die Berechnung des Wertes eines Skills zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Zusammenhang. Damit auch für die Berechnung von Trends, Weiterbildungsempfehlungen und das Matching von Wissensarbeitern auf eine bestimmte Position in einem Projekt.
Unser Data-Science-Team verwendet sowohl klassische Algorithmen und experimentiert auch mit künstlichen neuronalen Netzen, um die Trend-Erkennung und die Matching-Ergebnisse permanent weiter zu verbessern und das System weiter lernen zu lassen.
Learningcoach für Freelancer auf Basis von Trenddaten
Wie ist es aus Eurer Erfahrung um die Weiterbildung der Freelancer bestellt? Welche Unterstützung leistet Ihr hier konkret für diese Zielgruppe?
Ein Freelancer ist auf eine herausragende Qualifikation angewiesen. Diese führt zu der erforderlichen Auslastung und ist Garant für den gewünschten Stundensatz. Bei einem starken Wandel der Kompetenzen wie beispielsweise in der IT bedeutet das: wer sich nicht weiterentwickelt landet schnell auf dem Abstellgleis.
Genau das verhindert appose. Denn appose ermittelt für das aktuelle Kompetenzprofil des Freelancers, wie attraktiv das Profil für den Arbeitsmarkt ist. Ist es nicht attraktiv genug (oft wird es dann immer schwerer passende Projekte zu bekommen), um eine bestimmte Auslastung sicherzustellen, ermittelt appose auf Basis von Markt und Trenddaten Weiterbildungsoptionen, um die Attraktivität zu steigern. Und zwar in Bereichen, in welchen zukünftig auch gute Projekte zu erwarten sind. Als weltweit bester MS DOS Experte ist heute beispielsweise leider kein einziges Projekt mehr zu gewinnen. appose steigert so sicher die Attraktivität der Freelancer für den aktuellen Markt.
Darüber hinaus zeigt appose jedem Freelancer regional aktuelle Projekte, welche appose auf den wichtigsten Ausschreibungsplattformen gefunden hat und bietet direkt die Verlinkung zum Projekt an.
Alle Freelancer werden, wenn gewünscht beim automatisierten Matching-Prozess von Kundenprojekten berücksichtigt. Die Kunden und die Freelancer kommen ohne Umwege und Zeitverlust direkt zusammen und kommunizieren miteinander. Das heißt, wir von appose erhalten keine prozentuale finanzielle Beteiligung am Projektvolumen.
Anbindung von Partnern über API und Microservices
Wenn Unternehmen Eure Lösung für das Staffing von Teams nutzen wollen, müssen sie dabei sowohl eigene Beschäftigte sowie möglicherweise ihre vertraglichen Rahmenvertragspartner (Preferred Supplier) einbinden. Wie läuft das konkret mit appose ab?
In der Regel verfügen die Unternehmen bereits über Systeme, in denen sie Profile von internen und externen Mitarbeitern verwalten und die dazugehörigen Workflows. Auch von ihren Suppliern gelieferte Profile stehen bereits in Systemen zur Verfügung.
Mit appose wollen wir diese Systeme nicht ablösen, sondern den Kunden die Möglichkeit geben, diese weiter als führendes System für die Profilpflege und Workflows zu nutzen. Über entsprechende Schnittstellen kann das appose-System die Profile der internen Mitarbeiter (beispielsweise aus Workday) und der externen Mitarbeiter (zum Beispiel aus Fieldglass) verarbeiten und – trotz der unterschiedlichen Quellsysteme – zu optimalen Teams zusammenführen.
Eine andere gern genutzte Möglichkeit ist es, einzelne Microservices von appose zu nutzen und in die bestehenden Anwendungen zu integrieren. So kann etwa die Attraktivität eines Skill-Profils in einem Projektmanagement System im Zeitverlauf dargestellt werden oder eine Kompetenz GAP-Analyse in einem LMS System. Wobei nur die Berechnungen bei appose erfolgen. Die Daten bleiben in diesen Fällen vollständig im Quellsystem.
Auch das Team-Matching können wir als Microservice externen Partnern über die API zur Verfügung stellen.
Wie bei appose mitmachen?
Ein solcher Service lebt von einer Vielzahl an Teilnehmern. Wie kommen die Daten von zu matchenden Menschen in Eure Datenbank?
Das sind zum einen die Mitarbeiter unserer Kunden, wenn es um die Personalentwicklung der internen Workforce geht. Und zum anderen sind dies externe Freelancer unserer Kunden oder Freelancer. Letztere wollen appose als Plattform für die Akquise interessanter Projekte nutzen. Da appose für alle Beteiligte spürbare Mehrwerte generiert, wächst unsere Community zu unserer Freude kontinuierlich.
Das Geschäftsmodell der HR-Plattform appose
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell, sprich: wie verdient Ihr Geld?
Die Unternehmenskunden und die Freelancer abonnieren eine Benutzerlizenz und bezahlen auf monatlicher oder jährlicher Basis. Bei den Unternehmenskunden richtet sich die Benutzerlizenz nach der erforderlichen Rolle des Anwenders.
Wie sich appose weiter entwickeln soll
Wie sehen Eure weiteren Pläne für appose aus?
Wir werden gemeinsam mit unseren Kunden den Funktionsumfang kontinuierlich erweitern. Dabei verbessern wir die bereits vorhandenen und von Kunden eingesetzten Anwendungsbereichen, entwickeln aber auch weitere Core-Komponenten im Zielkundenumfeld. Das Thema hat noch ein enormes Potential. Wir stehen gerade am Anfang.
Vielen Dank für die spannenden Antworten Marko und viel Erfolg mit Eurem HR-Startup appose!
Über den Interviewten
Marko Albrecht ist Gründer von appose. Vor der Gründung von appose 2013 hat er eine führende Personalvermittlungsagentur aus der Insolvenz wieder aufgebaut. Zuvor war er in verschiedenen Leitungsfunktionen in der IT-Managementberatung und Softwareentwicklung tätig.
Seit 12 Jahren ist er als gefragter Berater für Senior-Strategieprojekte und Change-Vorhaben im internationalen Umfeld sowie als Management und Leadership Coach tätig.
Marko ist ausgebildeter Diplom- Wirtschaftsingenieur, systemischer Berater sowie Diplom Leadership und Business Coach und Trainer.