Frauen leben länger als Männer – doch ihre gesundheitliche Versorgung ist häufig schlechter. Eine Ursache dafür ist der sogenannte Gender Health Gap: Viele Gesundheitsrisiken wirken sich bei Frauen anders aus als bei Männern, doch Diagnostik, Therapie und Prävention sind oft auf den männlichen Körper ausgerichtet. Das hat zur Folge, dass beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die mit 33,9% die häufigste Todesursache in Deutschland sind, bei Frauen oft zu spät erkannt werden. Zum Weltfrauentag zeigt Frau Dr. med. Anne-Kathrin Collisi, Leitende Ärztin der ias PREVENT Berlin, was die häufigsten Risikofaktoren für diese Krankheiten sind und wie unterschiedlich sich diese bei Frauen auswirken.
Die größten Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind:
- Rauchen: Frauen sind biologisch vulnerabler für Nikotin und andere Rauchinhaltsstoffe. Raucherinnen haben ein dreifach erhöhtes Herzinfarktrisiko gegenüber nicht rauchenden Frauen. Wird zusätzliche hormonell verhütet, erhöht sich das Risiko weiter. Im Vergleich: Bei rauchenden Männern besteht „nur“ ein doppelt so hohes Risiko.
- Bluthochdruck: Mehr als 50% der Frauen entwickeln nach den Wechseljahren Bluthochdruck und wähnen sich aufgrund der bislang meist niedrigen Werte sicher. Doch im mittleren Alter sind Frauen selbst bei nur gering erhöhtem Blutdruck im Vergleich zu Männern dem doppelten Risiko einer akuten Herzkranzgefäßerkrankung ausgesetzt.
- Diabetes: Je nach Alter erhöht Diabetes bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das 5 bis 7-fache, bei Männern um das 3 bis 4-fache. Auch Frühstadien von Diabetes (Prädiabetes), die bereits mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen, unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen.
- Fettstoffwechselstörungen: Fettstoffwechselstörungen bei Frauen sind durch eine Vielzahl hormoneller, genetischer und umweltbedingter Faktoren geprägt. Frauen mit Fettstoffwechselstörungen haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere nach der Menopause.
- Bauchbetonte Adipositas (Viszerales Fett): Bei Frauen spielt die viszerale Fettspeicherung eine besondere Rolle, da sich bei ihnen die Fettverteilung und die Entstehung von viszeralem Fett durch hormonelle, genetische und soziale Faktoren unterscheiden.
- Stress: Das weibliche Herz-Kreislauf-System reagiert empfindlicher auf Stress als das männliche. Ein Beispiel ist das „Broken-Heart-Syndrom“, das durch starken emotionalen Stress ausgelöst werden kann und fast ausschließlich Frauen betrifft. Chronischer psychosozialer Stress führt bei Frauen zudem häufiger zu Depressionen, die das Herzinfarktrisiko weiter erhöhen.
Obwohl diese Risikofaktoren allgemein bekannt sind, werden ihre geschlechtsspezifischen Unterschiede häufig übersehen. Sie werden zu spät erkannt und zielgerichtet behandelt. Eine geschlechtersensible, personalisierte Prävention trägt entscheidend dazu bei, den Gender Health Gap frühzeitig zu reduzieren und die Gesundheitsversorgung gerechter zu gestalten. Unternehmen können diesen Wandel aktiv unterstützen, indem sie ihren Mitarbeiterinnen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements gezielte Lösungen zur Verfügung stellen und so langfristig Gesundheit und Chancengleichheit stärken.
Quelle: Pressemitteilung von ias-Gruppe
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