Sie tragen Verantwortung für Mitarbeitende, leiten Teams und Projekte – und sind einsam. Eine aktuelle Umfrage von Indeed zeigt: 36% der Angestellten in Deutschland fühlen sich während der Arbeit allein. Besonders betroffen sind die Chefs: Jede:r Zweite (50%) mit Führungsverantwortung berichtet von Einsamkeit im Job. Je höher es auf der Karriereleiter geht, desto einsamer wird es: Im Top-Management steigt der Anteil der Betroffenen auf 75%. Aber auch ohne Führungsverantwortung fühlt sicher jede:r Vierte (25 %) allein am Arbeitsplatz.
Bislang richtete sich die öffentliche Debatte vor allem auf Einsamkeit im Privatleben. Doch auch im beruflichen Umfeld hat Einsamkeit Folgen. Wer sich allein fühlt, ist weniger produktiv, weniger resilient gegenüber Veränderungen und häufiger krank. Einsamkeit ist kein individuelles Problem, sie ist schlecht fürs Geschäft.
Macht das Homeoffice einsam?
Das Gefühl der Isolation entsteht vor allem, wenn vertrauensvolle und wertschätzende Beziehungen fehlen; reine Anwesenheit im selben Raum reicht nicht aus. Das spiegelt sich auch in der Befragung: Zwar fühlen sich Mitarbeitende im Homeoffice insgesamt einsamer (48 %) als jene im Büro (30 %). Gleichzeitig gibt aber fast die Hälfte der Befragten (45 %) mit Präsenzarbeitsplatz an, sich auch inmitten von Kolleg:innen allein zu fühlen.
Die Anzahl der Kontakte scheint damit kein Garant für Verbundenheit zu sein; aber auch Heimarbeit kann das Einsamkeitsgefühl verstärken. Bei der besonders betroffenen Gruppe der Führungskräfte steigt der Anteil derer, die sich allein fühlen, auf 73%, wenn im Homeoffice gearbeitet wird. Auch das Gefühl, unter Kolleg:innen trotzdem einsam zu sein, ist beim Management (60 %) ausgeprägter als bei Menschen ohne Führungsverantwortung (42 %).
Trotz Einsamkeit: Starke Bindung und großes Vertrauen bei Führungskräften
Die Zahlen der Umfrage zeigen aber auch: Es gibt Ressourcen, auf die sich aufbauen lässt. Demnach vertrauen 85% der Führungskräfte ihren direkten Vorgesetzten und 83% der Unternehmensleitung. Mehr als drei Viertel fühlen sich stark (45 %) bis sehr stark (32 %) mit der Firma verbunden, für die sie arbeiten. Bei den Angestellten ohne Führungsverantwortung sagen das lediglich vier von zehn Befragten (27 % stark, 14 % sehr stark).
Interessant auch im Hinblick auf die Debatte rund um die Rückkehr aus dem Homeoffice: 88% der Führungskräfte mit Präsenzarbeitsplatz geben an, dass sie sich auf ihre Kolleg:innen verlassen können, wenn es um die Erledigung von Arbeitsaufgaben geht. Bei Führungskräften im Homeoffice sind es sogar 91%.
Eine Vertrauenskrise in deutschen Büros lässt sich aus den Zahlen nicht ableiten. Im Hinblick auf die gesamte Belegschaft ist aber bemerkenswert, dass sich ein Fünftel (21 %) unwohl fühlt, im Team über berufliche Konflikte zu sprechen und 28% ungern persönliche Themen mit Kolleg:innen teilen.
Einsamkeit am Arbeitsplatz verdient mehr Aufmerksamkeit. Unternehmen sollten insbesondere ihre Führungskräfte in den Blick nehmen. Diese Gruppe ist nicht nur stark gefährdet; sie prägt auch maßgeblich die Unternehmenskultur. Wer Personen mit Personalverantwortung im Umgang mit Einsamkeit stärkt, verbessert das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden. Gefragt sind differenzierte Lösungen von einer offenen Kommunikationskultur über Arbeitsmodelle, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind, bis hin zu bewusst gestalteten Beziehungsmomenten jenseits klassischer Meetings.
Quelle: Pressemitteilung von indeed
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