Talent Labs

Talent Labs: Pionierarbeit im netzwerkzentrierten Talentmanagement

Talentmanagement ist in der heutigen Geschäftswelt für fast jedes Unternehmen zu einer entscheidenden strategischen Priorität geworden. Der rasante technologische Fortschritt, der demografische Wandel und die sich ändernden Erwartungen an den Arbeitsplatz transformieren die Arbeitswelt. Diese Entwicklungen zwingen die Unternehmen dazu, Talente zu gewinnen, zu halten und zu entwickeln, die den heutigen Anforderungen entsprechen und sich auf zukünftige Herausforderungen einzustellen. Mit der steigenden Nachfrage nach qualifizierten, anpassungsfähigen Arbeitskräften nimmt auch die Komplexität der Suche, Förderung und Bindung geeigneter Mitarbeiter zu, sagt Gastautor Jeffrey Beeson. Zeit für Talent Labs.

Die aktuelle Herausforderung für Talentmanager

Ein Haupthindernis ist der rasche technologische Wandel, der unaufhaltsam voranschreitet. Automatisierung, künstliche Intelligenz und Digitalisierung verändern Aufgaben und Fähigkeiten in einem noch nie dagewesenen Tempo.

Die Deutsche Bank ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das eine bedeutende digitale Transformation durchlaufen hat. Um in einer technologiegetriebenen Finanzlandschaft wettbewerbsfähig zu bleiben, hat sie in KI-Kapazitäten investiert und ihre Mitarbeitenden gezielt weitergebildet. Die sich schnell ändernden Qualifikationsanforderungen in dieser Branche unterstreichen die dringende Notwendigkeit kontinuierlichen Lernens in allen Unternehmen. Der Geschäftserfolg hängt von der Rekrutierung von Spitzentalenten und der Förderung einer Kultur der Anpassungsfähigkeit ab, um drohende Qualifikationslücken zu überbrücken.

Der tiefgreifende demografische Wandel verschärft die Herausforderung für Talente.

Mit der zunehmenden Alterung ihrer Belegschaften sehen sich Unternehmen mit Wissenslücken konfrontiert, die durch das Ausscheiden von Mitarbeitern in den Ruhestand entstehen.

SAP hat auf dem Weg zu cloudbasierten Diensten und künstlicher Intelligenz erfolgreich einen bedeutenden Wandel in seiner Belegschaft bewältigt. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, wirbt das Unternehmen jüngere Talente an und qualifiziert gleichzeitig bestehende Mitarbeiter neu, um die digitale Transformation und die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu unterstützen.

Dieser Ansatz steht im Einklang mit den Erwartungen der jüngeren Generationen an den Arbeitsplatz: Flexibilität, sinnstiftende Arbeit und eine wertebasierte Unternehmenskultur sind die wichtigsten Faktoren für eine generationsübergreifende Mitarbeiterbindung. SAP geht noch einen Schritt weiter und fördert das Wohlbefinden der Mitarbeiter durch eine globale Achtsamkeitspraxis. Das Unternehmen hat erkannt, dass eine ganzheitliche Unterstützung unerlässlich ist, um das Engagement der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten.

Diese Art von effektivem Management einer mehrere Generationen umfassenden Belegschaft erfordert moderne und innovative Ansätze für die Entwicklung, die Engagementförderung und die Bindung der Mitarbeitenden.

Angesichts dieser Erfordernisse stellt sich eine dringende Frage: Wie können Unternehmen diese Herausforderungen im Bereich des Talentmanagements nicht nur meistern, sondern auch wirtschaftlich gedeihen?

Die Bewältigung dieser neuen Führungsaufgaben erfordert ein frisches Denken, mutige Strategien und die Bereitschaft, konventionelle Praktiken aus einer Netzwerkperspektive neu zu definieren.

Warum die Talent-Challenge eine Netzwerkfrage ist

Alle Organisationen sind Netzwerke

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Netzwerkwissenschaft gezeigt, dass alle komplexen Systeme − einschließlich Unternehmen und Organisationen − als Netzwerke strukturiert sind. Im organisationalen Kontext bestehen die Netzwerke aus Einzelpersonen, die durch Informationsflüsse, Wissensaustausch und wechselseitige Beeinflussung mit- und untereinander verbunden sind.

Viele der heutigen Herausforderungen im Talentbereich sind auf Netzwerkeffekte zurückzuführen. Um diese Herausforderungen effektiv anzupacken, müssen Unternehmen mehr als nur die Symptome angehen, sondern die eigentlichen Ursachen untersuchen. Die heutige, beispiellose Konnektivität erzeugt einen kontinuierlichen Informationsfluss zwischen Personen und Abteilungen. Dies schafft sowohl Chancen als auch Komplexität.

Herausforderung Personalgewinnung und Retention

Die aktuelle Herausforderung der Personalgewinnung und -sicherung  ist ein Beispiel für die Auswirkungen der Informationsflüsse. Die Suche nach einer neuen Stelle ist heute einfacher als je zuvor. Auf Plattformen wie LinkedIn werden Stellenangebote sofort angezeigt. Diese einfache Vernetzung deutet darauf hin, dass Unternehmen aufgrund der größeren Sichtbarkeit von externen Beschäftigungsmöglichkeiten noch härter daran arbeiten müssen, Talente zu halten.

Die Bindung von Talenten hängt auch mit der Stärke von Netzwerken zusammen. Untersuchungen der Society of Human Resource Management zeigen, dass 76 % der Mitarbeitenden, die enge Freunde am Arbeitsplatz haben, eher bei ihrem Arbeitgeber bleiben. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, in einem Unternehmen starke zwischenmenschliche Verbindungen zu pflegen.

Netzwerke fördern lebenslanges Lernen

Kooperatives Lernen, das heißt Lernen innerhalb von Netzwerken, ist unerlässlich für den Aufbau eines kontinuierlichen Lernumfelds, das zu sinnvollen Ergebnissen führt. Studien von Johnson, D. W., & Johnson, R. T. (1989) haben gezeigt, dass Lernen in der Gruppe die Leistung steigert, die sozialen Kompetenzen stärkt und erlerntes Wissen besser im Gedächtnis verankert. Zudem machen soziale Interaktionen das Lernen angenehmer und schaffen so eine lohnende Erfahrung, die die Mitarbeiter motiviert und gleichzeitig eine positive Lernkultur fördert.

Wenn die Herausforderungen bei der Gewinnung, Entwicklung und Bindung von Talenten in der Dynamik von Netzwerken begründet sind, müssen die Lösungen für diese Probleme also gleichzeitig auch die Netzwerkeffekte berücksichtigen.

Rolle der Talent Labs: Brücke zum netzwerkzentrierten Talentmanagement

Talent Labs dienen als ein experimentelles Umfeld, in dem Unternehmen netzwerkbasierte Ansätze für das Talentmanagement erforschen, testen und weiterentwickeln können. Diese Labs ermöglichen es Führungskräften, innovative Strategien für neue Ansätze zur Talentgewinnung, -entwicklung und -bindung zu erproben. Talent Labs sind auf die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens und seiner Belegschaft zugeschnitten.

Talent Labs bieten einen sicheren, flexiblen Raum zum Experimentieren. Sie ermöglichen es Unternehmen, die Auswirkungen einer Initiative zu prüfen und ggf. eine Feinabstimmung vorzunehmen, bevor sie unternehmensweit eingeführt wird.

Durch die Kombination traditioneller und netzwerkorientierter Talentmanagement-Praktiken befähigen Talent Labs Unternehmen dazu, eine belastbare, vernetzte Belegschaft aufzubauen, die in der Lage ist, inmitten sich ständig verändernder Herausforderungen erfolgreich zu agieren.

Talent Labs setzt hierzu eine Reihe innovativer, netzwerkbasierter Strategien ein, darunter:

Relationship Mapping (Beziehungs-Mapping)

Mit Relationship Mapping lassen sich die Verbindungen zwischen Einzelpersonen oder Gruppen innerhalb eines Netzwerks visualisieren, wobei wichtige Einflussfaktoren, Kommunikationsmuster und Möglichkeiten der Zusammenarbeit identifiziert werden. Diese strategische Visualisierung hilft Organisationen, ihre bestehenden Netzwerke zu nutzen, um die interne Konnektivität zu stärken und den Ressourcenfluss zwischen ihren Mitarbeitern zu optimieren.

Strengh-based Assessment (Stärkenbasierte Assessments)

Die Energie in Netzwerken fließt durch die Stärken des Einzelnen − daher unterstützen stärkenbasierte Assessments die Führungskräfte dabei, die natürlichen Energiekanäle im gesamten Unternehmen zu aktivieren. Durch die Konzentration auf das, was Menschen gut können, verbessern stärkenbasierte Assessments die Qualität der Zusammenarbeit und fördern eine vertiefte und engagierte Teamarbeit.

Vermittlung sozialer und emotionaler Kompetenzen

Die Qualität der Verbindungen in einem menschlichen Netzwerk hängt stark von den vorhandenen sozialen und emotionalen Fähigkeiten seiner Nutzer ab. Die Vermittlung sozialer und emotionaler Kompetenzen ist ein strukturierter Ansatz, um die Qualität der Beziehungen innerhalb des Netzwerks zu optimieren, Stress abzubauen und die Kommunikation zu verbessern. Durch die Förderung dieser Kompetenzen können Unternehmen die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ihres Netzwerks stärken und eine unterstützende, gut vernetzte Unternehmenskultur herbeiführen.

Network Connection Modules (Module für kollaboratives Lernen und Netzwerkaufbau)

In diesen virtuellen Sitzungen in kleinem Format liegt der Schwerpunkt auf sozialem Lernen (Peer-to-Peer) unter den Teilnehmern und dem Aufbau von Netzwerken. Dieses Gruppenlernen ist durch einen strukturierten Inhaltsplan gekennzeichnet. Die Sitzungen sind für 10-25 Teilnehmer ausgelegt. Sie dauern ca. 90 Minuten und werden von einem „Lernbotschafter“ moderiert und geleitet. Die Rolle dieser Person besteht darin, das aktive Engagement zu fördern und einen sinnvollen Wissensaustausch unter den Teilnehmern anzuregen.

Community Learning Event (gemeinschaftliches Lern-Event)

Diese Großveranstaltung ist für bis zu 200 Teilnehmer konzipiert. Sie kann wahlweise in einem kompakten Zeitrahmen von 90 Minuten oder als ein vertieftes halbtägiges Gruppen-Lernerlebnis konzipiert werden. Das anpassungsfähige Design ermöglicht mehrere Formate, so dass ein solcher Event persönlich, hybrid oder virtuell stattfinden kann.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau einer Community, also dem gemeinsamen Austausch kollektiver Erkenntnisse, Best Practices und Ideen für ein Unternehmen. Diese groß angelegten Events spielen eine entscheidende Rolle bei der Stärkung einer vernetzten Lernkultur, der Förderung der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit sowie der Vertiefung der Verbindungen innerhalb der Organisation.

Fazit zu Talent Labs

Talent Labs bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich die notwendigen Werkzeuge anzueignen, um sich den heutigen Herausforderungen im Bereich des Talentmanagements erfolgreich zu stellen und für dieses gleichzeitig einen netzwerkzentrierten Ansatz zu finden.

Durch die Förderung von Anpassungsfähigkeit, Belastbarkeit und langfristigem Engagement versetzen Talent Labs Unternehmen in die Lage, den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden und sich gleichzeitig für zukünftige neue Chancen zu positionieren.

Diese Verlagerung hin zu einem netzwerkzentrierten Talentmanagement erfüllt die unmittelbaren Bedürfnisse moderner Arbeitskräfte – und bereitet die Unternehmen darauf vor, in einer von schnellem Wandel und vernetzten Herausforderungen geprägten Landschaft erfolgreich zu handeln.

Jeffrey Beeson

 

Jeffrey Beeson ist Pionier für Network Leadership – ein Führungsansatz, der auf die Kraft der Verknüpfungen setzt. Als Gründer von Ensemble Enabler befähigt er heute Unternehmen, die Stärken ihrer Mitarbeiter zu nutzen und sich Schritt für Schritt in eine Netzwerkorganisation zu überführen. Er ist Autor von „Network Leadership“, erschienen bei Cambridge University Press (2024).

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