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Hat die Probezeit ihren Schrecken verloren?

Die Probezeit gilt als Gradmesser für die Passgenauigkeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden. Doch hat sie in der heutigen Arbeitswelt noch ihren Platz? Eine repräsentative Umfrage von Indeed (durchgeführt von Appinio) unter deutschen Beschäftigten offenbart ein ambivalentes Bild: Während 50% der Befragten angaben, eher eine Stelle ohne Probezeit anzunehmen, hat bereits ein Drittel der Befragten (34%) eine Probezeit genutzt, um eine Anstellung zu beenden.

Trotz vermehrter Flexibilität wird die Probezeit nicht nur positiv gesehen

Viele Arbeitnehmer:innen nutzen vermehrt die Flexibilität der Probezeit, um sich neu zu orientieren, wenn ihnen der neue Job und das Arbeitsumfeld nicht zusagen. Das zeigt, dass sie sich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt ausrechnen.

Allerdings wird die Probezeit nicht als durchweg positiv betrachtet. Nur 7% der Befragten finden, Beschäftigte würden stärker von ihr profitieren als Unternehmen. Mehr als zwei Drittel (38%) sehen die Arbeitgeber im Vorteil. Rund die Hälfte (53%) glaubt, sie würde beiden Seiten nutzen.

In der Praxis stellt sich die Probezeit für Jobsuchende oft als Hemmnis dar. Für die Hälfte der Befragten ist eine zu lange Probezeit sogar ein Ausschlusskriterium, einen neuen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Etwas mehr (52%) geben an, sich eher auf eine Stelle zu bewerben, wenn sie ohne Probezeit ausgeschrieben wäre. Gerade ältere Menschen sind hier besonders kritisch: Von den 45- bis 65-Jährigen hat die Mehrheit (29%) hier mit „Ja“ geantwortet. Bei den Befragten aus der GenZ (zwischen 18 und 29 Jahren) waren es nur 20%.

Probezeit als Stressfaktor

Jede:r dritte Deutsche (34%) hat den Job schon mal während der Probezeit gekündigt. Die meisten davon (33%) innerhalb der vergangenen drei Jahre. Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt scheint diesen Trend zu bestärken. So würden 52% derjenigen, die die Arbeitsmarktlage derzeit positiv bewerten, aktuell die Entscheidung leichter fallen, während der Probezeit zu kündigen. Nur einem Fünftel der Befragten geht es da derzeit anders.

Allerdings gibt es auch noch einen weiteren Aspekt der Probezeit, der erwähnenswert ist: Knapp die Hälfte der Befragten (49%) fühlte sich während dieser Phase verstärkt unter Beobachtung – und dadurch gestresst. Besonders interessant ist, dass Frauen diesen Stress häufiger erleben als Männer. 55% der befragten Frauen berichteten von einem erhöhten Gefühl der Beobachtung und dementsprechendem Stress, verglichen mit nur 49% der Männer.

Eine Tatsache, die insbesondere auf jüngere Arbeitnehmende zutrifft: Während der Anteil derjenigen, die sich in der Probezeit beobachtet und dadurch gestresst fühlten, bei der Generation Z bei 51% lag, machten bei den 45- bis 65-Jährigen nur 46% der Befragten entsprechende Angaben. Darüber hinaus vermisste etwa jede:r Fünfte (21%) klare Erwartungen und Ziele seitens der Arbeitgeber. Allerdings gab auch fast ein Drittel der Befragten (31%) an, sich in dieser Phase nicht beobachtet gefühlt zu haben. Mehr als die Hälfte (53%) hätten Ziele und Erwartungen genau gekannt.

Klare Mehrheit für Veränderung

Für Arbeitgeber ist eine Kündigung während der Probezeit dennoch der Worst Case: Für Arbeitgeber ist eine Kündigung in der Probezeit ein herber Schlag. Die Talente verlassen das Unternehmen, bevor sie sich richtig eingelebt haben. Das ist nicht nur frustrierend, sondern auch kostspielig. Eine sorgfältige Einarbeitung ist daher essentiell – sie ist ein integraler Bestandteil der Probezeit und die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit.

Auch die Dauer der Probezeit ist ein Hebel, den Arbeitgeber und Angestellte in den Händen halten. In Deutschland gibt es kein Gesetz, das eine Eingewöhnungsphase vorschreibt. Sie darf allerdings nicht länger als sechs Monate dauern. Oft reizen Unternehmen diese Frist jedoch aus. Nicht immer zur Freude der Arbeitnehmenden.

Laut Umfrage halten die meisten Befragten (42%) eine Dauer von drei Monaten für angemessen und sinnvoll, um herauszufinden, ob es zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmendem passt. Für sechs Monate haben sich dabei gerade einmal 22% der Befragten ausgesprochen. Damit stimmt eine große Mehrheit gegen die verbreitete Praxis von sechs Monaten.

Über die Studie

Indeed hat gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Appinio im Rahmen einer repräsentativen Umfrage** am 07.02.2024 insgesamt 1.000 Personen (Frauen/Männer je 50%) zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland zu deren Haltung gegenüber der Probezeit befragt.

Quelle: Pressemitteilung Indeed

Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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