Weiblichen Fachkräften ist eine gute Vertrauenskultur am Arbeitsplatz wichtiger als Männern. Auch die Aspekte Gehaltstransparenz und künstliche Intelligenz bewerten Frauen und Männer anders. Wenn Unternehmen gezielt mehr Frauen an Bord holen möchten, sollten sie dann nicht ihre Employer Branding Strategie anpassen? Darauf deutet eine repräsentative Studie des Jobportals meinestadt.de hin, für die das Marktforschungsinstitut Bilendi im Januar 2024 insgesamt 3.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung befragt hat.
Vertrauenskultur als wichtiger Faktor im Recruiting
76% der Frauen ist Vertrauen im beruflichen Umfeld sehr wichtig, während dies nur für 66% der Männer gilt. Eine gute Vertrauenskultur beginnt schon vor dem ersten Arbeitstag: 36% der Frauen finden es wichtig, dass Unternehmen klare Werte und Leitlinien kommunizieren – bei den Männern sind es 31%. Auch ein sympathisches Auftreten in Stellenanzeigen ist Frauen mit 44% wichtiger als Männern (35%). Und 6% mehr Frauen (36%) als Männer (30%) legen Wert auf einen Probearbeitstag.
Gehaltstransparenz als Magnet
Während sich 67% der Männer wohlfühlen, ihr Gehalt in der Bewerbung zu nennen, sind es bei den Frauen nur 55%. Auch für ihren Wert einzustehen und das Gehalt zu verhandeln, fällt Männern deutlich leichter als Frauen: 61% der Frauen geben an, sich in Gehaltsverhandlungen wohlzufühlen, bei Männern sind es 75%.
Unter Kolleg:innen offen über das Gehalt sprechen? 54% der Frauen tun das nicht, bei den Männern sind es 50%. Im Hinblick auf den Gender Pay Gap* fällt die Differenz in puncto Gehaltszufriedenheit verhältnismäßig gering aus: 48% der Frauen fühlen sich nicht angemessen bezahlt, bei den Männern sind es 43%. Welche Rolle aber spielt das Gehalt in puncto Mitarbeiterbindung? 26% würden ihren Arbeitgeber nicht für eine Gehaltssteigerung verlassen, bei den Männern sind es nur 21%.
Wertschätzung und Menschlichkeit weit vorne
Wertschätzung ist geschlechtsübergreifend der am häufigsten genannte Aspekt einer Vertrauenskultur, wobei er Frauen etwas wichtiger ist (55%) als Männern (52%). Außerdem legen 39% der Frauen Wert darauf, im Job so sein zu können, wie sie sind, und betonen damit deutlicher als Männer (30% ), dass ihnen Menschlichkeit am Arbeitsplatz wichtig ist. In puncto eigenständiges und selbstbestimmtes Arbeiten sieht es ähnlich aus: 41% der Frauen, aber nur 37% der Männer finden das wichtig. Themen, die Arbeitgeber auch in den nächsten Jahren beschäftigen werden, denn die Mehrheit von 72% der Fachkräfte sind der Ansicht, dass eine vertrauensvolle Kultur im Unternehmen in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.
Frauen haben mehr Angst vor Künstlicher Intelligenz
46% der Männer geben an, dass künstliche Intelligenz ihnen Angst mache, bei Frauen sind es 59%. Frauen geben zudem an, dass sie weniger vertraut sind mit KI: 63% sagen, dass sie zwar schon mal von KI gehört, es aber noch nicht angewendet haben (Männer: 59%). Regelmäßig nutzen 13% der Männer KI, im Vergleich zu 7% der Frauen. “Ich habe die notwendigen Fähigkeiten, um KI in meinem Job optimal nutzen zu können”: Frauen stimmen hier nur zu 33% zu, bei den Männern liegt der Anteil mit 46% deutlich höher.
Unternehmen müssen umdenken
Unternehmen, die aktiv an einer vertrauensvollen Unternehmenskultur arbeiten, werden es in Zukunft einfacher haben, qualifizierte Mitarbeiterinnen zu gewinnen. Dazu gehören auch Gehaltstransparenz und ein offener Umgang mit Sorgen und Ängsten der Mitarbeitenden.
Hintergrund: Frauenquote in deutschen Unternehmen
Der Frauenanteil in den Führungspositionen deutscher Unternehmen ist nach wie vor niedrig. In den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen lag der Frauenanteil im Jahr 2022 bei 15,6%. In den Aufsichtsräten lag der Anteil der Frauen im selben Jahr bei 34,7%.
* https://www.destatis.de/EN/Themes/Labour/Earnings/GenderPayGap/_node.html