Mitarbeiterbefragungen, Feedback, Performancemanagement, OKR, Mitarbeiterbindung und Weiterbildung – Komponenten, die das HR-Startup Bonrepublic mit seiner Plattform voranbringen will. Mitgründer Jakob Fiegl gibt spannende Einblicke im Interview mit mir.
Was bietet Bonrepublic?
Hallo Jakob, magst Du Dich und Euer Startup Bonrepublic bitte kurz vorstellen?
Sehr gerne! Ich bin Mitgründer und Geschäftsführer von Bonrepublic. Bonrepublic ist eine Talent-Management-Plattform, die Unternehmen dabei unterstützt, das Mitarbeiter-Engagement zu steigern, Leistung zu fördern und gleichzeitig ihre besten Talente zu erkennen und zu halten.
Zu unseren Kunden zählen führende europäische Unternehmen wie Waterdrop, FischerAppelt, Styria Media Gruppe, Planradar oder Temedica.
Mitarbeiterbindung vs. Fachkräftemangel
Welche Herausforderungen löst Ihr damit konkret?
Erstens kämpfen Unternehmen mit einem drohenden Fachkräftemangel. Laut statistischem Bundesamt in Deutschland könnten 2030 bis zu fünf Millionen Fachkräfte fehlen. Zweitens erleben wir einen Trend, bei dem ein großer Teil der Belegschaft – 40% laut einer McKinsey-Studie – plant, ihr aktuelles Unternehmen in der nahen Zukunft zu verlassen.
Der Schlüssel zu diesen Herausforderungen ist das Mitarbeiterengagement, das einen direkten Einfluss auf die Produktivität und Bindung an das Unternehmen hat. Trotzdem zeigt eine Gallup-Studie, dass 83% der Mitarbeiter nicht vollständig engagiert sind.
Welche Ursachen stecken hinter diesem mangelnden Engagement?
Die Hauptursachen für das mangelnde Engagement liegen in der fehlenden Anerkennung der Mitarbeiterleistungen, im Gefühl, nicht wahrgenommen zu werden und in unzureichenden Möglichkeiten für persönliches Wachstum und berufliche Entwicklung.
Bonrepublic entstand aus diesem Bedarf und bietet eine Plattform, die auf die Wertschätzung und das Leistungsmanagement aus einer mitarbeiterzentrierten Perspektive ausgerichtet ist. Bonrepublic bietet Unternehmen neue Instrumente, um Mitarbeiter zu binden, Engagement zu erhöhen und Leistung zu fördern, was besonders für KMUs von Bedeutung ist.
Mitarbeiterbefragungsergebnisse verpuffen häufig
Die Ergebnisse aus Mitarbeiterbefragungen werden häufig nicht genutzt, um konkret an Verbesserungen zu arbeiten. Wie kann da ein Tool helfen, wenn es in der Praxis eher am mangelnden Veränderungswillen der Verantwortlichen scheitert?
Absolut! Das Problem liegt oft nicht in den Umfragen selbst, sondern darin, die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Genau hier kann ein Tool wie Bonrepublic den Unterschied machen. Es geht nicht nur darum, Feedback zu sammeln und Engagement-Probleme zu identifizieren, sondern auch darum, auf Grundlage dieser Erkenntnisse handlungsfähig zu werden.
Unsere „Challenges“-Funktion erlaubt es Unternehmen, interaktive Ideenwettbewerbe zu veranstalten. Mitarbeitende können eigene Lösungen für identifizierte Problemstellen vorschlagen und für die besten Ideen belohnt werden. So entsteht ein kollaborativer und anerkennender Ansatz zur Problemlösung.
Ein Beispiel von einem unserer Kunden ist die Herausforderung, die Diversität und Inklusion in einem Unternehmen zu fördern. Nachdem dieses Problem in einer unserer Umfragen erkannt wurde, konnten die Mitarbeitenden über die „Diversity & Inclusion Challenge“ ihre eigenen Ideen einbringen. Die gewählte Lösung – monatliche Veranstaltungen, bei denen Mitarbeiter ihre kulturellen Bräuche und Gerichte vorstellen – war nicht nur effektiv, sondern auch motivierend und bindend für das Team.
Gemeinsam an Challenges arbeiten
Wie handhabt Ihr das Thema kollaboratives Ideenmanagement via Challenges in Eurer Software konkret?
Ein Paradebeispiel für die Anwendung dieser Funktion ist die Styria Media Group. Sie nutzen Challenges, um quartalsweise die Optimierung ihrer internen Prozesse anzugehen. Alle Mitarbeitenden können Verbesserungsvorschläge einbringen, die von der gesamten Belegschaft bewertet werden. Die drei besten Vorschläge werden mit Bons – unserer Plattform-Währung – belohnt, die auf unserem Marktplatz gegen diverse Benefits eingelöst werden können. Dieser Ansatz hat nicht nur die Anzahl der generierten Ideen erhöht, sondern auch deren Umsetzung beschleunigt.
Challenges können jedoch weit über Prozessoptimierung hinaus eingesetzt werden. Andere Unternehmen verwenden es, um Sales-Ziele zu erreichen oder teambildende Aktivitäten, wie Fitness-Challenges, zu fördern. Indem Benefits direkt an individuelle oder Teamziele gekoppelt werden, werden Mitarbeitende motiviert, ihr Bestes zu geben und das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Die Challenges-Funktion verwandelt eigentlich den Prozess des Ideenmanagements in ein motivierendes und wertschätzendes Erlebnis, das sowohl das Engagement der Mitarbeitenden als auch den Gesamterfolg des Unternehmens steigert.
Kompetenzerfassung und Tracking
Auf welcher Basis werden mit Eurer Plattform Kompetenzprofile erstellt und wie gehen Unternehmen damit um? Wie sieht der Usecase aus?
Um die Stärken oder Verbesserungsbereiche von Einzelpersonen oder Teams zu analysieren, ist der Ausgangspunkt auf unserer Plattform die Erstellung eines Kompetenzprofils. Unsere Kunden können entweder auf unsere Auswahl an Kompetenzen zurückgreifen, die wir als Vorlagen auf der Plattform anbieten, oder individuelle Kompetenzen erstellen.
Diese Kompetenzen können dann an bestimmte Rollen gekoppelt werden. Die für eine spezifische Rolle erforderlichen Kompetenzen werden ausgewählt und ein Erwartungsbereich definiert.
Die Bewertung dieser Kompetenzen erfolgt dann durch Selbstbewertung, Kollegen oder Vorgesetzte im Rahmen eines 270° oder 360° Feedbacks. Unternehmen verwenden hier vorwiegend unser Tool, um veraltete Feedback Prozesse zu verbessern und Führungskräften ein Tool an die Hand zu geben, um bessere Feedbackgespräche zu führen.
Nach der Bewertung ermöglicht unser Analyse-Dashboard das Benchmarking von Kompetenzen mit Erwartungen, um Stärken und Verbesserungsbereiche zu erkennen, diese auf Teamebene zu aggregieren und zwischen Mitarbeitenden zu vergleichen.
Eine unserer neuesten Funktionen und eines unserer Alleinstellungsmerkmale auf der Plattform ist nun die Verknüpfung von Kompetenzen mit Kursen auf unserem Marktplatz, die anderen Mitarbeitern statistisch gesehen bei der Entwicklung dieser Schlüsselkompetenzen geholfen haben.
Sich gegenseitig Wertschätzung schenken
Euer virtuelles „Währungssystem“ sind die Bons. Führungskräfte können Bons (z.B. in Höhe des Steuerfreibetrags) als Belohnung / Incentive ansetzen. Wie geht Ihr mit der Erfahrung um, dass extrinsische monetäre Leistungen die intrinsische Motivation eher schwächen als stärken kann?
Damit hast du völlig Recht, dass die alleinige Nutzung von extrinsischen, monetären Leistungen nicht ausreicht. Deshalb haben wir bei Bonrepublic das Bon-System flexibel gestaltet. Es kann, muss aber nicht ausschließlich monetär genutzt werden. Bons können einen virtuellen Wert haben und für andere individuelle Anreize, wie zusätzliche Urlaubstage oder sogar für Spenden an gemeinnützige Organisationen eingelöst werden.
Wichtig ist, dass die Bons lediglich ein Teil des Ganzen sind. Sie sind ein Werkzeug, das Unternehmen nutzen können, um ihre Wertschätzung auszudrücken und Erfolge zu feiern. Doch sie ersetzen nicht die fundamentalen Aspekte der Mitarbeiterbindung und -motivation.
Es ist unsere Überzeugung, dass die Bindung und Motivation von Mitarbeitenden auf mehr beruht als nur auf monetären Anreizen. Faktoren wie die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung, Anerkennung für die erbrachte Arbeit und eine starke Identifikation mit dem Unternehmen sind mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger.
Daher haben wir Bonrepublic als ganzheitliche Plattform konzipiert, die nicht nur den sinnvollen Umgang mit Benefits ermöglicht, sondern auch die Weiterentwicklung von Kompetenzen und die Stärkung der Mitarbeiterbindung fördert.
Mitarbeitende können sich auch untereinander Wertschätzung zeigen und werthaltige Bons verschenken. Wie häufig kommt das in der Praxis vor?
Wir sehen, dass diese Funktion gerade von Mitarbeitenden sehr oft und gerne verwendet wird. Besonders in Unternehmen, die stark remote arbeiten, bietet diese Funktion die Möglichkeit, auch mal ein Dankeschön auszusprechen und das auch mit allen in der Organisation zu teilen. Es macht Spaß zu sehen, wie das Feature für spürbar mehr Wertschätzung bei unseren Kunden sorgt.
Einbindung in die Unternehmensprozesse
Wie bindet Ihr Eure Services an klassische Unternehmensprozesse, insbesondere die Entgeltabrechnung an, z.B. mit Blick auf die zu versteuernden Bon-Leistungen?
Unsere Plattform ist so konzipiert, dass sie sich nahtlos in bestehende HRIS-Plattformen, wie beispielsweise Personio, integriert, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus ist Bonrepublic auch mit gängigen Kommunikationsplattformen wie Slack sowie mit Meeting-Tools wie Outlook oder Google Meet kompatibel. So passt sich unser System optimal in die bestehende Tool-Landschaft eines Unternehmens ein.
In Bezug auf die Entgeltabrechnung und die zu versteuernden Benefits haben wir eine Reporting-Funktion, die es Unternehmen ermöglicht, die Nutzung von Benefits genau nachzuverfolgen, sodass Kunden den steuerfreien Sachbezug optimal nutzen können.
Wie sich Bonrepublic weiterentwickelt
Welche Planungen habt Ihr für Bonrepublic in 2023 sowie in den kommenden Jahren?
Wir wollen dieses Jahr unser Wachstum weiter vorantreiben, und haben dafür auch bereits eine Finanzierungsrunde abgeschlossen mit Investoren wie zum Beispiel der VC Fonds APX (Axel Springer & Porsche) sowie HR-Experten und Business Angels wie Stefan Menden (ex XING Managing Director).
Auf der Produktseite launchen wir gerade unseren Kurs Marktplatz und werden hier in den nächsten Monaten mehrere Anbieter mit aufnehmen. Zudem entwickeln wir gerade ein KI-gestütztes Empfehlungssystem, das für die in den 360-Grad-Bewertungen identifizierten Kompetenzbereiche automatisierte Aufgaben und Kurse vorschlägt, die anderen Mitarbeitenden geholfen haben, diese Kompetenzen zu verbessern. Manager wissen dadurch sofort, welche Bereiche im Mittelpunkt des Feedbackgesprächs stehen, und haben Aufgaben und Kurse zur Hand, um alle Mitarbeitenden zu fördern.
Vielen Dank für Deine Antworten, Jakob. Ich drücke für Euer Startup Bonrepublic alle verfügbaren Daumen!
Über den Interviewten
Jakob Feigl bringt als Mitgründer und Geschäftsführer von Bonrepublic seine Erfahrung im Bereich Business Development, Fundraising und Management ein, um beim Aufbau und der Skalierung zu unterstützen. Ursprünglich stammt er aus Wien, wo auch vor 3 Jahren Bonrepublic gegründet wurde. Er hat einen Master in Finance & Entrepreneurship an der University of St. Andrews. Vor seiner Tätigkeit bei Bonrepublic hat er wertvolle berufliche Erfahrungen bei Rocket Internet und der Global Savings Group gesammelt und zuletzt bei Circ (Bird) gearbeitet.
>> LinkedIn-Profil von Jakob Feigl