Die jüngste Studie von Culture Amp zum Engagement von Mitarbeitenden mit Behinderung belegt: Mitarbeitende mit einer Behinderung schätzen ihre eigene Produktivität um 10% niedriger ein als ihre Kolleg:Innen ohne Behinderung.
Erfassung der Daten über Mitarbeitende mit Behinderung
Von 6.500 Unternehmen, die Culture Amp nutzen, sammeln 400 (7,6%) Daten über die Erfahrung von Mitarbeitenden mit einer Behinderung, welche in dieser Studie berücksichtigt wurden. Zwar hat sich die Anzahl der Organisationen, die dazu Daten sammeln, seit 2019 verdoppelt, doch bleibt der Anteil immer noch gering.
Führungskräfte können diese Erkenntnisse nutzen, um die Employee Experience der Mitarbeitenden im Unternehmen zu verbessern. Dazu sollten sie sich verstärkt für die Erfassung von Daten und Informationen zum Thema Behinderung unter der Arbeitnehmerschaft einsetzen.
Barrieren am Arbeitsplatz sind Hauptgrund für schlechter eingeschätzte Produktivität
Die Daten der Studie zeigen: Menschen mit Behinderung schätzen sich selbst in puncto Produktivität um 10% schlechter ein als ihre Kollegen ohne Behinderung. Dies lässt sich auf räumliche Barrieren am Arbeitsplatz, aber auch auf systemische Faktoren zurückführen. Insgesamt weist die Datenanalyse ein niedriges Engagement auf bezüglich der Arbeit von Mitarbeitenden mit Behinderungen:
- Mitarbeitende mit Behinderung gaben an, weniger Anerkennung als Mitarbeitende ohne Behinderung zu bekommen: „Ich finde, dass mein Beitrag zum Unternehmen geschätzt wird„. Männer mit Behinderung stimmten hier mit 72% (6% weniger als Männer ohne Behinderung), Frauen mit Behinderung stimmten mit nur 62% zu (4% weniger als Frauen ohne Behinderung).
- Mitarbeitende mit Behinderung gaben an, weniger bei flexiblen Arbeitsmodellen unterstützt zu werden: „Wir werden grundsätzlich bei der Wahl für flexible Arbeitsformen unterstützt„. Männer mit Behinderung stimmten mit 83% und Frauen mit Behinderung mit 77% zu – das sind 12% und 9% weniger, als Mitarbeitende gleichen Geschlechts ohne Behinderung.
- Mitarbeitende mit Behinderung geben deutlich weniger an, über Karrieremöglichkeiten in ihrem Unternehmen informiert zu sein, als Mitarbeitende ohne Behinderung: „Wenn es Karrieremöglichkeiten in meinem Unternehmen gibt, bin ich darüber informiert„. Lediglich 44% der Männer mit Behinderung stimmten zu – das sind 18% weniger als Männer ohne Behinderung. 58% der Frauen mit Behinderung stimmten zu – das sind 4% weniger, als Frauen ohne Behinderung.
- Mitarbeitende mit Behinderung geben tendenziell weniger an, dass ihre Vorgesetzten echtes Interesse an ihren Karrierewünschen zeigen: „Mein/e Vorgesetze/r (oder Management) zeigen ehrliches Interesse an meinen Karrierewünschen„. Männer mit Behinderung stimmten mit 76% und Frauen mit Behinderung mit 70% zu – das sind 1% und 3% weniger, als Mitarbeitende gleichen Geschlechts ohne Behinderung.
Unterschied ist auf Selbstwahrnehmung zurückzuführen
Es ist dieser Mangel an Unterstützung, Anerkennung und Möglichkeiten, der zu einer geringeren Selbstwahrnehmung der Produktivität führen kann. Das bedeutet, dass die Ergebnisse auch zu großen Teilen auf das kulturelle Narrativ und Barrieren am Arbeitsplatz zurückzuführen sind, als auf einen tatsächlichen Unterschied in der Produktivität. Auch wenn die Daten zeigen, dass es in den Organisationen erhebliche Unterschiede bei den Erfahrungen der Mitarbeitenden mit Behinderung gibt, so ist es für Führungskräfte wichtig, die Erfahrungen dieser Mitarbeitergruppe im Kontext ihrer Organisation zu verstehen.
Entscheidend ist auch, dass sich Führungskräfte nicht allein mit der Erfassung begnügen. In einem zweiten Schritt müssen zielgerichtete Maßnahmen ergriffen werden, um eventuell aufgedeckte Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Gleichzeitig sollte die Wirksamkeit der Maßnahmen im Laufe der Zeit evaluiert werden.
Stand der Inklusion im Unternehmen muss regelmäßig überprüft werden
Die Beseitigung von Diskriminierung und Ausgrenzung ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und die Abschaffung dieser Ungerechtigkeiten muss auch am Arbeitsplatz gelingen. Für Organisationen, die sich zur Gleichberechtigung und Inklusion verpflichtet haben, ist die regelmäßige Erfassung und kontinuierliche Überprüfung der Erfahrungen, die Menschen mit Behinderung machen, mittels Mitarbeiterbefragungen daher unverzichtbar.
Quelle: Pressemitteilung Culture Amp
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