Die Anzahl der Remote Teams weltweit steigt mit der Verbreitung von virtuellen Teams sowie hybrider Arbeit stark an. Das Startup Gomada hat sich zum Ziel gesetzt, das Teambuilding für diese Zielgruppe zu digitalisieren und zu optimieren. Mitgründer Alexander Spahn gibt Einblicke im Interview mit mir.
Was bietet Gomada?
Hallo Alex, magst Du Dich und das Startup Gomada bitte kurz vorstellen?
Hi, ich bin Alex, einer der drei Gründern von Gomada. Ich habe mit 18 Jahren meine ersten kleinen Schritte als Unternehmer mit einer Eventagentur gemacht und mich klassisch für ein BWL-Studium entschieden. Nach der Zwischenstation bei einer Digitalagentur in den USA und ein paar Jahren in der Unternehmensberatung hatte ich mich wieder nach einer unternehmerischen Tätigkeit gesehnt. Über kleinere Umwege ist letztendlich Gomada entstanden.
Gomada macht Teambildung zu einer effektiven Gewohnheit für Remote- und Hybrid-Teams. Unsere digitale Plattform unterstützt Teams dabei, das Engagement und die Zufriedenheit ihrer Teammitglieder zu steigern und den Verlust von Talenten zu vermeiden.
Teambuilding im Autopilot
Der Ansatz, den vermutlich immer mehr werdenden virtuellen und remote Teams ein Tool für Teambuilding an die Hand zu geben, ist spannend. Nach welchen Dimensionen bewerten sich die Teams und woran machen sie den erfolgreichen Einsatz Eurer Software fest?
Wir entwickeln derzeit gemeinsam mit der Coventry Universität aus England an einem psychometrischen Modell, um diese Dimensionen wissenschaftlich abzuleiten. Vorläufig haben wir uns an einer Untersuchung aus dem Harvard Business Review von T. Butler und J. Waldroop orientiert. Wichtig ist uns, dass wir die Dimensionen direkt beeinflussen können. Folgende Dimensionen haben wir herausgearbeitet:
- Vertraulichkeit und Beziehungen
- Kreativität
- und Wohlbefinden
Mit Gomada haben wir einen Teambuilding-Kreislauf entwickelt, der aus Datenerhebung und Analyse, zielgerichteten Empfehlungen und der Umsetzung von konkreten Optimierungsmaßnahmen besteht. Demnach wird die Veränderung der Team-Dimensionen auch nach den Aktivitäten gemessen und die Wirksamkeit der Maßnahme evaluiert.
Teamaktivitäten – vorerst nur virtuell
Welche Aktivitäten zur Verbesserung der genannten Dimensionen bietet Ihr aktuell an?
Es gibt bereits sechs Aktivitäten auf Gomada, welche wir mit Teambuilding Experten und Coaches eigenständig entwickelt haben. Davon sind vier Aktivitäten wie eine Art Quiz aufgebaut, mit unterschiedlichen Zielen, zum Beispiel sich gegenseitig auf persönlicher Ebene besser kennenlernen, mehr über die Arbeitspräferenzen der Kolleg:innen erfahren oder verstehen was das Team motiviert und demotiviert.
Bei der sogenannten „Appreciation Shower“ Aktivität ist das Ziel die Mitarbeitenden durch gegenseitige Anerkennung zu motivieren. Um die Kreativität im Team anzuregen ist die „Random Fairytales“ Aktivität ideal geeignet. Es ist eine Art digitale Flüsterpost mit einem überraschenden Ende. Aber Achtung, die Bauchmuskeln könnten durch Lachanfälle stark beansprucht werden.
Ein wichtiger Baustein von Gomada ist auch die direkte Integration eines Bots in Kommunikationstools wie Slack, um das Engagement im Team zu erhöhen.
Impact von virtuellen Games auf die Zusammenarbeit
Wenn Teammitglieder zusammen Eure virtuellen Games und sonstigen Aktivitäten durchlaufen, welchen tatsächlichen Impact hat das am Ende auf das im Alltag gefühlte Vertrauen und den Teamzusammenhalt?
Da wir Gomada erst vor zwei Monaten für Beta User gelaunched haben und wir uns bei der Messung der Dimensionen noch in einem frühen Stadium befinden, können wir noch keine daten-fundierten Aussagen dazu treffen. Zudem sind wir davon überzeugt, dass Teambuildings nicht einmalige Events sein sollten, sondern es einer Regelmäßigkeit bedarf, um wirklich einen nachhaltigen Impact zu haben.
Die intern erhobenen Daten sowie die qualitativen Aussagen der Nutzer lassen erahnen, dass Gomada tatsächlich zu besseren Beziehungen unter den Mitarbeitenden führt, was sich positiv auf den Teamzusammenhalt sowie das gegenseitige Vertrauen auswirkt.
Sind soziale Gefüge und Systeme wie Teams nicht deutlich komplexer, als dass sie mit den von Eurem Algorithmus vorgeschlagenen Aktivitäten maßgeblich beeinflusst werden können? Oder anders: Kurieren die Aktivitäten nicht eher Symptome, lassen aber die Ursache für Missstände oder Impediments außen vor?
Menschen, insbesondere unsere Gehirne, sind in der Tat hochkomplex. Allerdings sind die grundlegenden Bedürfnisse eines jeden Menschen relativ ähnlich, zum Beispiel das Bedürfnis nach Kontakt und Zugehörigkeit oder nach Anerkennung. Wichtig ist, dass Gomada nicht per Algorithmus diese Wertschätzung ausdrückt oder als „digitaler Freund“ auftritt. Dies geschieht weiterhin von Mensch zu Mensch. Gomada ist vielmehr die helfende Hand, um zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen zusammenzubringen und die richtigen Themen mitzugeben.
Daher bin ich überzeugt, dass Gomada nicht nur die Symptome kuriert, sondern eine nachhaltige Verbesserung im Team bewirken wird.
Auswirkungen auf die Rolle Führungskraft
Wenn das Teambuilding auf Autopilot geschaltet wird, welchen Stellenwert hat dann noch Beziehungsarbeit durch Führungskräfte?
Insbesondere in einem hybriden oder remote Setup müssen Führungskräfte andere Fähigkeiten, verglichen zu ein vor-Ort-Team, vorweisen. Wir möchten Führungskräfte bei dieser Transformation zu modernen Arbeitsweisen unterstützen. Auch hier gilt: Wir ersetzen keineswegs die Beziehungsarbeit, sondern geben die richtigen Impulse zur richtigen Zeit. Die wertvolle Arbeit des Austausches der Führungskraft können wir nicht ersetzen. Zudem entsteht ein starkes Teamgefühl auch dann, wenn die Teammitglieder sich untereinander austauschen und gemeinsame Momente erleben.
Wer kann in Eurem Tool auf welche Daten und Informationen zugreifen? Wie vermeidet Ihr, dass Führungskräfte und Teams viel Energie in die Erzielung hoher Punktwerte stecken, die tatsächliche „Arbeit“ beziehungsweise „Führungsarbeit“ aber zu kurz kommt?
Das Thema Datenschutz und Datensicherheit haben bei uns oberste Priorität. Aktuell werden die Daten zur Empfehlung der entsprechenden Aktivitäten genutzt. Im nächsten Schritt wollen wir der Führungskraft Zugang zu den aggregierten Team-Daten geben, sodass es nicht möglich ist auf individuelle Personen Rückschlüsse zu führen.
Wir sind davon überzeugt, dass es einen großen Mehrwert bringt, wenn das gesamte Team Einsicht in diese aggregierten Daten bekommt sowie jedes Teammitglied detailliertere Daten über sich zur Selbstreflexion einsehen kann.
Wie sich Gomada weiterentwickelt
Welche Weiterentwicklungen habt Ihr für Gomada geplant?
In den kommenden Wochen werden wir unsere Analyse-Fähigkeiten weiter ausbauen, um den Teams relevante Insights zur Verfügung stellen zu können, und um noch bessere Empfehlungen für Aktivitäten zu machen. Des Weiteren entwickeln wir stets an neuen Aktivitäten und planen den Onboarding Prozess noch intuitiver zu gestalten.
Langfristig steht noch viel an. Wir haben eine große Vision, die lautet “Jeder kann glücklich sein bei der Arbeit”. Es gibt Studien die aussagen, dass bis zu 85% aller Angestellten nicht gerne ihrer Tätigkeit nachgehen. Die meisten Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens mit Arbeit. Wir sind überzeugt, dass wir eine bessere Welt haben, wenn Menschen mehr positive Assoziationen mit ihrer Arbeit haben.
Vielen Dank für Deine Antworten, Alex. Für Euer Startup Gomada drücke ich Euch alle Daumen!
Über den Interviewten
Alexander Spahn ist Mitgründer von Gomada. Bereits mit 18 Jahren machte er erste Erfahrungen als Unternehmer mit einer Eventagentur. Nach dem BWL-Studium ging er zu Digitalagentur in die USA. Nach ein paar Jahren in der Unternehmensberatung wollte er zurück ins Unternehmertum. Letztlich ist dabei das HR-Startup Gomada entstanden.
>> zum LinkedIn-Profil von Alexander Spahn