Mit dem Startup Xeem ist eine weitere Plattform am Start im gefühlt immer größer werdenden Recruiting-Markt. Sie verbindet Employer Branding mit Open Innovation Elementen in Form von Challenges. Berufseinsteigende Jobsuchende und Arbeitgeber erleben einander bei Live-Pitches. Wie Xeem den Weg hin zum effektiven Hochschulmarketing ebnet, erzählt Co-Founderin Janine Weirich im Interview.
Was bietet Xeem?
Hallo Janine, magst Du Dich und Euer Startup Xeem bitte kurz vorstellen?
Hi Stefan, klar! Mein Name ist Janine Weirich, ich bin 27 Jahre alt und Gründerin aus Darmstadt.
Gemeinsam mit Géraldine Ulrichs habe ich Xeem neben dem Studium auf den Markt gebracht. Dabei wurden wir durch das Gründerstipendium „Hessen Ideen“ und „EXIST“ unterstützt.
Xeem ist eine Online-Plattform, auf der Unternehmen spannende Challenges zu verschiedenen Business Cases durchführen, an denen daraufhin junge Talente und Studierende teilnehmen. Zum Beispiel: IKEA – Wie kann man Kindern eine Bühne für ihre Ideen und Visionen geben? Oder: SAP – Überlegt Euch im Team Ideen zu einem virtuellen Kollaborations-Tool der Zukunft. Am Ende können die Teams ihre Ideen vor dem Unternehmen vorstellen und in den gemeinsamen Austausch gehen. Eine Win-Win-Situation, denn die jungen Talente profitieren ebenfalls durch die Teilnahme:
Sie sammeln neben dem Studium wertvolle Praxiserfahrung, Business-Kontakte, Zertifikate für den Lebenslauf und haben zusätzlich noch die Chance auf Preisgelder oder das Traum-Praktikum. Somit bilden wir eine Brücke zwischen jungen Erwachsenen und der Wirtschaft und gestalten gemeinsam die Zukunft.
Employer Branding und Hochschulmarketing
Der Werbe-Druck bei der Ansprache von Studierenden und Absolventen ist extrem hoch. Manchmal erscheint mir gar der Hochschulmarketing-Markt überhitzt. Warum noch eine neue Plattform?
Die Zukunft bringt stets Veränderungen und einen stetigen Wandel mit sich. Nicht nur der Arbeitsmarkt wandelt sich, sondern eben auch die Generationen und Ansprache der jungen Talente. Online-Challenges auf Xeem haben einen spielerischen Charakter, da intrinsisch motivierte Talente sich herausgefordert (#challengeAccepted) fühlen und zeigen, welche kreative Ideen und Lösungsansätze in ihnen stecken.
Es ist eigentlich wie mit Schuhen. Für verschiedene Anlässe eignen sich auch verschiedene Schuhe, wie zum Beispiel Wander-, Sport- oder schicke Ausgehschuhe. Warum also nur eine Plattform für die Ansprache von verschiedenen Talenten?
Unternehmens-Challenges für Studierende
Studierende können über Challenges mit Arbeitgebern in Kontakt treten. Wie viel Motivation spürt Ihr bei den Studis, neben dem Studium und den dort üblichen Gruppen- und Praxisaufgaben und Arbeiten weitere solche Teamarbeiten anzunehmen?
Die Nachfrage ist enorm! Teilweise bekommen wir Anfragen, wann beispielsweise wieder eine „Finance-Challenge“ am Start ist. Über den klassischen Lebenslauf hinaus können sie bei Challenges nämlich ihre eigenen Ideen einbringen. Besonders die GenZ beweist immer wieder aufs Neue, dass sie Macherinnen und Macher sind: Nicht nur trockene Theorie, sondern gemeinsam, im Team, anpacken und etwas bewegen wollen. Challenges auf Xeem sind hierfür das optimale Format.
Live-Pitches der Ergebnisse durch die Teams
Die Teams stellen in Live-Pitches ihre Lösungsideen für die von den Arbeitgebern gestellten Challenges vor. Was waren denn besonders bemerkenswerte Challenges oder außergewöhnliche Lösungen, die Ihr so mitbekommen habt?
Puh, das ist eine schwierige Frage! Jede Challenge hat an sich etwas Einzigartiges.
Auf eine bestimmte Challenge kann ich mich nicht festlegen, doch besonders gut gefallen haben mir drei ganz besondere Challenges. Die belegen bei mir bisher alle den ersten Platz, da ich sowohl von der Zusammenarbeit als auch vom Thema super begeistert war:
Einmal von CBC, Commerz Business Consulting, denn dort wurde gefragt: „How to Love a Bank?“. Die Teams konnten ihre Ideen vom Bankerlebnis der Zukunft einbringen, Verbesserungsvorschläge und welche Emotionen geweckt werden sollen. Denn eine Bank ist mehr als nur ein Finanzdienstleister. Das Gewinnerteam durfte seine Idee am Ende vor ca. 300 Mitarbeitenden von Commerzbank und CBC vorstellen. Eine riesengroße Ehre und Chance für das Siegerteam. Zwei von drei Teammitgliedern haben im Anschluss eine Festanstellung angeboten bekommen.
Ebenfalls hat mich die Zusammenarbeit mit ERGO sehr begeistert, die bereits die zweite Challenge bei uns gebucht haben. Nun sind wir in Gesprächen für ein drittes Projekt. Ich finde es klasse, wenn es auf der einen Seite zwischenmenschlich sehr gut harmoniert und auf der anderen Seite das Projekt einen tollen und beidseitigen Mehrwert erschafft.
Die dritte Challenge, die mir sehr am Herzen lag, ist die Challenge „Zentis | Fair to Nature“. Nicht nur das Thema, auch die Zusammenarbeit empfand ich als Musterbeispiel einer Xeem-Challenge. Bei dem Ideen-Pitch war sogar der Geschäftsführer von Zentis, Norbert Weichele, dabei und hat sich Zeit genommen, den Präsentationen der sechs Teams zu lauschen. Am Ende gab es für alle Teams über das Preisgeld hinaus noch ein süßes Zentis-Paket mit Konfitüre.
Am Liebsten würde ich jeden Challenge-Partner aufzählen, da jede Challenge und jede Zusammenarbeit an sich total schön war, uns bei der Weiterentwicklung extrem geholfen hat und mir in toller Erinnerung geblieben ist.
Einfluss auf die Zielgruppe im Employer Branding?
Welche Möglichkeiten haben denn Eure Unternehmenskunden, die anzusprechende Zielgruppe im Employer Branding und Recruiting zu beeinflussen (Studiengänge)? Und auch: Wie können reine „Preisgeld“-Jäger:innen“ außen vor gelassen werden?
Unternehmen machen auf Xeem durch eigene Challenges auf verschiedene Bereiche aufmerksam. So hatte beispielsweise Merck am „Merck Discovery Day (MDD)“ mit uns zusammengearbeitet. In Corona-Zeiten konnte der MDD nicht, wie gewohnt, vor Ort stattfinden. Somit konnte Merck online in sechs Challenges auf Xeem verdeutlichen, dass das Unternehmen „mehr ist als nur ein Pharma-Konzern“, sondern super vielfältig und für Talente aus verschiedene Studiengängen ein Top-Arbeitgeber. Die sechs Challenges ermöglichten es den jungen Talenten in verschiedene Bereiche von Merck, darunter Marketing und Finance, einzutauchen. Am Ende des MDD präsentierten die Teams vor einer Merck-Jury.
Ob es „Preisgeld-Jägerinnen“ auf Xeem gibt? Diese Frage würden wir eher verneinen. Die Teilnahme ist schließlich mit einem (zeitlichen) Aufwand verbunden. Außerdem muss die Firma und das Challenge-Thema auch die Teilnehmenden ansprechen. Die Preisgelder rücken dabei eher in den Hintergrund. Es ist einfach eine wertschätzende Art aus Sicht des Unternehmens, das Siegerteam mit einem Preisgeld zu küren. Zentis hatte beispielsweise über das Preisgeld hinaus allen Teilnehmenden ein tolles und süßes Zentis-Care Paket zugesendet. Im Nachgang bekamen wir einige Mails von Teilnehmenden, dass wenn sie nun durch den Supermarkt gehen, springen ihnen deren Produkte viel schneller ins Auge und sie nehmen die Marke mit ganz anderen Augen wahr.
Ähnlichkeiten mit dem Konzept von whyapply
Mir ist aufgefallen, dass Euer Xeem-Konzept Ähnlichkeiten hat mit der anfänglichen Ausrichtung von whyapply. Dort ist man aber jetzt von Challenges als eine Art „Arbeitsprobe“ deutlich abgerückt und nutzt diese nur noch als Honeypot. Wie seht Ihr Eure Lage im Mitbewerb?
Es gibt so viele Firmen und so viele Unis. So viele Studierende und junge Talente, die auf der Suche nach dem passenden Job sind. Eine einzige „Challenge-Plattform“ auf dem Markt wäre vermutlich, jedenfalls meiner Meinung nach, vieeeeel zu wenig.
Daher ist es gut, dass es verschiedene Anbieter und Alternativen gibt. Wie bei Instagram, TikTok, Twitter oder Jodel – am Ende hat jeder seine Lieblingsplattform und jede seine Daseinsberechtigung, in diesem Beispiel für Social Media. Ich bin dankbar, in einer Branche zu arbeiten, in der wir allen Talenten helfen und auch die Zukunft mitgestalten wollen. Ich hoffe und wünsche mir, dass es auch zukünftiger weniger in Richtung „Ellenbogen-Gesellschaft“ und krassem Konkurrenzdenken geht und mehr in Richtung: Wir leben alle auf dem selben Planeten, wir sind alle Menschen und wir wollen etwas Wunderbares bewegen.
Frei nach dem Motto: Lasst uns gemeinsam Großartiges anpacken und an einer erstrebenswerten Zukunft arbeiten. An unser gemeinsamen Zukunft, Hand in Hand und nicht gegeneinander.
Wie sich Xeem weiterentwickelt
Welche Weiterentwicklungen habt Ihr für Xeem geplant?
Eine ganze Menge! Wir optimieren natürlich kontinuierlich unsere Plattform und suchen nach spannenden Wegen, um die Zielgruppe noch besser anzusprechen und das Challenge-Erlebnis noch cooler zu gestalten. Unser Team soll natürlich noch weiter wachsen, damit wir uns in gewisse Richtungen noch weiter ausdehnen und vielleicht in Zukunft ja sogar internationale Challenges auf Xeem anbieten können.
Vielen Dank für Deine Antworten, Janine. Für Euer Startup Xeem drücke ich Euch alle Daumen!
Dankeschön, Stefan!
Über die Interviewten
Janine Weirich und Géraldine Ulrichs haben 2021 das Start-up Xeem gegründet. Das Unternehmen basiert auf ihrer gemeinsamen Bachelor-Arbeit zum Thema „Digitale Transformation des Arbeitsmarktes“ und wurde u.a. durch das EXIST-Gründerstipendium gefördert.Neben ihrem Master-Studium haben die beiden Studentinnen die Challenge-Plattform für Open Innovation, Digital Recruiting und Employer Branding auf den Markt gebracht.
Seitdem haben sie namhafte Firmen, wie z.B. SAP, Red Bull Basement oder Volksbank, für eine Zusammenarbeit begeistert und zahlreiche Talente in Deutschland gefördert.