HR-Startup Witty

Witty – Inklusives Schreiben in Echtzeit, nicht nur für HR

Inklusives Schreiben legt Wert darauf, Zielgruppen aller Diversity-Dimensionen gleichermaßen anzusprechen und Diskriminierungen durch Sprache zu vermeiden. Das Startup Witty bietet hierzu clevere Tools für Unternehmen – nicht nur gendergerechte Sprache per Autokorrektur, wie Mitgründerin Nadia Fischer mir im Interview verrät.

Was bietet Witty?

Hallo Nadia, mögen Sie sich und Ihr Startup Witty bitte kurz vorstellen?

Witty ist ein Software-Tool, das unbewusste Stereotypen in der Kommunikation erkennt. Es markiert die problematischen Begriffe und unterstützt dann die Schreibenden dabei, diese Begriffe mit inklusiver Sprache zu ersetzen. Es eignet sich vor allem für die Business Kommunikation und hilft so Unternehmen inklusive Sprache konsistent umzusetzen und eine inklusive “Brand Voice” durchzusetzen.

Der Antrieb zu Witty als Tool

Welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Thema Diversity & Inclusion?

Digitale Lösungen bestimmen mehr und mehr unser tägliches Leben. Selbst arbeite ich schon mehr als zehn Jahren im Tech-Bereich, meist als IT-Projektleiterin. Die Teams sind oft sehr homogen (jung, weiß, männlich). Das sieht man weltweit. Das ist jedoch gefährlich, weil damit sehr viele Bedürfnisse von Userinnen und Usern, die nicht diesem Bild entsprechen, vernachlässigt werden. Sprache ist ein sehr wichtiger Hebel, wie wir das Bewusstsein und unsere Realität ändern können. Denn Sprache formt Realität. Nutzen wir eine inklusive Sprache, entwickeln wir inklusivere Teams und damit diversere Organisationen.

Diversity & Inclusion bei HR

HR hat in den letzten Jahren die Themen Diversity & Inclusion für sich als Highlight-Themen erkannt und auf die Agenda gesetzt. Wie weit sind die Organisationen mit Blick auf inklusive Sprache aus Ihrer Sicht bislang gekommen?

Noch nicht so weit. Die meisten debattieren über Genderstern oder Genderdoppelpunkt. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Inklusive Sprache geht um viel mehr. In vielen typisch verwendeten Begriffen der Geschäftswelt verstecken sich alte Stereotypen, die ganz viele Menschen unbewusst gar nicht ansprechen. Inklusive Sprache versucht alle zu adressieren und zu involvieren und Zugehörigkeit zu schaffen.

Gendern ist ein hochemotionales Thema

Das Thema Gendern bewegt die Gemüter nicht nur im HR. Wie bringen Sie die unterschiedlichen Parteien mit Witty „an einen Tisch“?

Witty schlägt nur vor und ist keine Sprachpolizei. Schreibende können sich inspirieren lassen, aber werden zu nichts gezwungen. Zudem ist Witty ein ins tägliche Schreiben eingebautes Lernprogramm, da es auch jeweils erklärt, wieso ein Begriff problematisch ist. Wie gesagt: Gendern ist nur ein ganz kleiner Teil von inklusiver Sprache. Witty fokussiert auf ganz verschiedene Diversitätsdimensionen. In der deutschen Sprache haben wir schon rund 1.600 problematisch Begriffe hinterlegt. Gendern ist nur 1 von diesen 1.600.

Witty in Unternehmen einsetzen

Auf Ihrer Website sprechen Sie davon, dass Witty die Unternehmen schützt und optimiert. Wie ist das genau gemeint?

Wir sehen, dass den Unternehmen heutzutage vier Sachen wichtig sind in Bezug auf Diversität und Inklusion. Erstens möchten sie sicherstellen können, dass sie Sprache brauchen, die nicht diskriminiert. Soziale Bewegungen wie #meToo, LGBTQIA+ oder Black Lives Matter haben neue Vokabeln aufgebraucht, die wir alle nutzen sollten. Es ist schwierig für Unternehmen hier stets auf dem Laufenden zu sein. So schützt sie Witty also davor, ädaquate Begriffe zu brauchen.

Zweitens möchten Unternehmen sicherstellen, dass in ihrer Kommunikation auch wirklich alle Zielgruppen ansprechen, eben auch die mit diversem Hintergrund. Denn daraus ergibt sich ja auch ein wirtschaftlicher Gewinn. Plötzlich kommt man im Marketing oder im Employer Branding an ganz andere Zielgruppen ran.

Drittens investieren Unternehmen heute viel in “Unconscious Bias” oder Diversitäts-Trainings. Das ist aber bei einem großen Unternehmen sehr teuer. Und Studien haben gezeigt, dass das gar nicht effektiv ist. Witty kann aber genau diese Lerneffekte nachhaltig verursachen, da das Wissen über den täglichen Gebrauch der Sprache vermittelt wird.

Viertens haben viele Unternehmen Vorgaben in Bezug auf die ESG oder die UNSDG Kriterien. Witty ist ein ganz konkretes Tool, dass sie einsetzen können, um diesen Kriterien gerecht zu werden.

Abstimmungen über neue Features – die Weiterentwicklung

Welche Weiterentwicklungen haben Sie in nächster Zeit für Witty geplant? Inwieweit können User über neue Features mit abstimmen?

Wir bauen das Vokabular kontinuierlich aus zusammen mit spezialisierten Verbänden. Natürlich verbessern wir auch stets das Design. Die nächsten großen Entwicklungen sind: Sentiment Analyis, damit Witty Feedback gibt über die Emotionalität in einem Text; Image Analysis – Witty analysiert hier, ob ein Bild inklusiv ist oder nicht; Witty für Microsoft Word Desktop und Spanisch als weitere Sprache. Unter diesem Link kann abgestimmt werden.

Vielen Dank für Ihre Antworten, liebe Nadia. Ich bin gespannt, wie sich Ihr Startup Witty weiterentwickelt!

Weitere HR-Startups kennenlernen

Über die Interviewte

Nadia Fischer vom Startup Witty

 

Nadia Fischer ist seit mehr als 10 Jahren im Tech-Bereich tätig. Zunächst als Head of Marketing in einem Startup in San Francisco, wurde sie Scrum Product Owner in einer Web-Agentur und wechselte dann zum Führungsteam bei der PwC, um das digitale Experience Center in der Schweiz aufzubauen. Da sie Diversität in der Tech-Branche und in den Führungsetagen vermisste, hat Nadia das Tech-Startup Witty Works gegründet.

>> zur Website von Witty.works

 

 

 

Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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