Lebenslanges Lernen ist für Menschen in Deutschland wichtig, doch für viele ist das nur ein theoretisches Konstrukt: Ihnen fehlt die Orientierung, wozu sie sich in eigener Regie weiterbilden wollen. Das ist das Ergebnis der Trendstudie „The Future of Upskilling. Erwachsenenbildung im Zeitalter der Digitalisierung“, die die IU Internationale Hochschule (IU) veröffentlichte.
Deutschland braucht Orientierungshilfe beim Thema private Weiterbildung
International sehen 85,6% der Befragten die eigene Weiterbildung als wichtig bis sehr wichtig an. In Deutschland sind es laut der repräsentativen Umfrage 65%: Das sind ganze 20 Prozentpunkte weniger. Knapp drei Viertel der Personen, die sich in Deutschland für Weiterbildung interessieren, möchten sich persönlich weiterentwickeln (73,2%), nur etwa die Hälfte möchte sich im beruflichen Kontext weiterbilden (48,4%). Die Mehrheit weiß nicht, wozu: 29,3% der an Weiterbildung Interessierten sind unsicher, 26,8% wissen überhaupt nicht, welche Qualifikationen und Kenntnisse sie erwerben wollen. International haben sich 40,6% über konkrete Weiterbildungsangebote informiert, in Deutschland nicht einmal jede und jeder Vierte (24,3%).
Das Konzept des lebenslangen Lernens ist in Deutschland zwar bekannt, aber noch nicht in der Praxis angekommen. Menschen wollen sich weiterentwickeln, vor allem persönlich. Doch im internationalen Vergleich fällt auf: Deutschland braucht Orientierungshilfe beim Thema private Weiterbildung. Wir haben ein großes Potenzial, das wir besser nutzen müssen und können.
Digitalkompetenz noch nicht gesucht
Bei den Inhalten für Weiterbildung landet der Themenbereich Wirtschaft und Management international auf Platz eins (30,6%). Doch während Kompetenzen für IT (25,1%) und Datenwissenschaften (21,2%) international zu den Spitzenthemen gehören, rangieren sie in Deutschland weiter hinten: Für IT wollen sich hierzulande 18,2% weiterbilden, für Datenwissenschaften 10,1%.
Wer sich für Wirtschaft interessiert, muss auf die digitale Transformation vorbereitet sein. Deutschland hat dazu allerdings im internationalen Vergleich erheblichen Nachholbedarf. Wenngleich weltweit Wirtschaft und Management das Topthema für Weiterbildungsangebote ist, hinkt Deutschland in den Themen IT & Softwareentwicklung sowie Data Science & Künstliche Intelligenz deutlich hinterher. Meine Prognose: Wenn Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss sich dies deutlich verändern.
ÜBER DIE STUDIE
Für die Trendstudie „The Future of Upskilling 2021“ befragte die IU Internationale Hochschule im Juni repräsentativ nach Alter und Geschlecht 1.500 Menschen zwischen 26 und 55 Jahren in Deutschland. International wurden zusätzlich 2.000 Personen (200 pro Land) im gleichen Alter und je gleichmäßig verteilt in Brasilien, Frankreich, Indien, Italien, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Polen, Spanien und Südafrika befragt.
Quelle: IU Internationale Hochschule (IU)