Bildungsurlaub ist in Deutschland immer noch ein Geheimtipp. Dabei haben 27 Millionen ArbeitnehmerInnen hierzulande jährlich Anspruch auf Yoga, Sprachkurse & Co. Was Bildungsurlaub ist und warum von dieser Weiterbildung nicht nur ArbeitnehmerInnen profitieren, darüber schreibt Lara Körber in diesem Artikel.
Was ist Bildungsurlaub?
Hinter Bildungsurlaub verbirgt sich der gesetzliche Anspruch auf fünf bis zehn Tage zusätzlichen Extraurlaub pro Jahr für als Bildungsurlaub anerkannte Seminare. Diese können weltweit stattfinden und es ist kein direkter beruflicher Bezug erforderlich.
Wir reden hier von Sprachkursen, Marketing-Fortbildungen und Führungskräftetrainings – aber auch von gesundheitlichen Präventionskursen wie Yoga, Pilates, Stressmanagement oder Achtsamkeitsseminaren.
Wichtig ist dabei zu wissen: Alle Bildungsurlaub-Angebote müssen von den jeweils zuständigen Landesministerien der Bundesländer zugelassen werden und feste Kriterien erfüllen. Es werden beispielsweise Lernziele definiert und ein didaktisches Konzept ist Voraussetzung.
Anspruchsberechtigt in Deutschland sind rund 27 Millionen ArbeitnehmerInnen (außer in Sachsen und Bayern). Jedoch nehmen leider jedes Jahr nur rund zwei Prozent der Berechtigten dieses Angebot in Anspruch. Viele, weil sie ihr Recht gar nicht kennen. Andere, weil sie die Angst vor ihrem Arbeitgeber zurückhält. Dabei profitieren auch Unternehmen von dieser Lern-Auszeit.
Bildungsurlaub als Investition in Beschäftigte und Unternehmen
Bildungsurlaub ist sehr individuell einsetzbar und hat damit auch einen großen Hebel. Was ich sagen will: Dadurch, dass ArbeitnehmerInnen sich den in ihrer aktuellen Lebenssituation passenden Urlaub eigenständig wählen dürfen, haben sie die Möglichkeit, etwas für ihre individuellen Bedürfnisse zu tun. Und damit letztlich auch für ein besseres Arbeitsleben.
Wer also Rückenprobleme hat, wählt zum Beispiel ein Yoga-Seminar. Andere brauchen nach einer anstrengenden Projektphase neue Kraft und besuchen vielleicht einen Anti-Burnout-Workshop. Wer Probleme im Team hat, sucht gegebenenfalls neue Lösungsansätze zu gewaltfreier Kommunikation. Und so weiter. Von der der Vielfältigkeit des Bildungsurlaubs profitieren so nicht nur die Teilnehmenden. Auch jedes Unternehmen profitiert von verantwortungsvollen Beschäftigten.
Neben den offensichtlichen Vorteilen der Investition in die fachliche, persönliche und gesundheitliche Entwicklung ist Bildungsurlaub aber auch ein Sinnbild der New-Work-Bewegung, in der ein lebenswertes Arbeiten und Selbstbestimmung immer mehr in den Vordergrund rücken.
Da Bildungsurlaub von Beschäftigten als Wertschätzung verstanden wird, entdecken auch immer mehr ArbeitgeberInnen Bildungsurlaub für ihr Employer Branding – und nutzen die transparente Kommunikation darüber, um die Mitarbeiterzufriedenheit im eigenen Unternehmen zu erhöhen. Schaut man sich die wirtschaftlichen Kosten aufgrund von hoher Fluktuation oder innerer Kündigung , macht das mehr als Sinn.
Bildungsurlaub als Teil einer neuen Arbeitskultur
Immer mehr Menschen suchen nach Arbeitgebern, welche sie in der beruflichen und gesundheitlichen Weiterentwicklung unterstützen. Diese Einstellung transportiert ein Unternehmen durch eine offene Kommunikation über Bildungsurlaub. Zum Beispiel im Intranet oder gleich in der Stellenausschreibung.
Bildungsurlaub zeigt auch, dass das Thema “Work-Life-Balance” in einem Unternehmen wertgeschätzt wird. Erstens als ein zentrales Element einer neuen Arbeitskultur. Und zweitens verbindet Bildungsurlaub die Elemente “Work” und “Life”. Weil hier im Kern eine Arbeitswelt repräsentiert wird, in der wir gerne arbeiten und leben.
Lernen neu lernen
Ein weiterer Vorteil ist, dass wir mit Bildungsurlaub eine neue Lernerfahrung machen. Viel zu oft, leben und arbeiten wir nur noch in Routinen und sind nicht mehr offen Neues zu lernen. Im schlimmsten Fall haben wir sogar Angst.
Bildungsurlaub erweckt hier oftmals erneut die Lernbegeisterung in Beschäftigten. Sich in einer heterogenen Gruppe mit einem neuen Thema, welches einen interessiert, auseinanderzusetzen und ExpertIn in diesem Gebiet zu werden, fördert das Selbstbewusstsein. Viele Beschäftigte packen danach neue Herausforderungen mit mehr Elan, Eigenverantwortung und Kreativität an.
Wie spreche ich meine Führungskräfte auf Bildungsurlaub an?
Grundsätzlich ist Bildungsurlaub ein rechtlicher Anspruch. Der Chef oder die Chefin kann den Anspruch auf Bildungsurlaub also nicht einfach ablehnen. Das Gesetz nennt nur wenige Gründe aus denen der Antrag auf Bildungsurlaub vom Unternehmen, in dem man beschäftigt ist, abgelehnt werden kann. Zum Beispiel, weil eine wichtige Projektfrist in diesen Zeitraum fällt oder andere KollegInnen bereits Urlaub angemeldet haben. Dann muss der Zeitraum des Bildungsurlaubs verschoben werden.
Allerdings zeigt die Erfahrung, dass die meisten Arbeitgeber sehr positiv auf den Antrag reagieren. Grundsätzlich empfehlen wir die Auszeit dennoch frühzeitig zu planen und mit dem Unternehmen und dem Team transparent abzusprechen. So kommt es zu keinen Unstimmigkeiten.
Und ich möchte an dieser Stelle noch mal betonen: Wir schicken mit Bildungsurlauber.de nicht nur Menschen in den „Urlaub”. Wir helfen Menschen sich individuell an den eigenen Bedürfnissen orientiert weiterzuentwickeln. Es ist mir hier ein ganz persönliches Anliegen, dass das auch immer mehr Unternehmen verstehen. Deshalb ist Aufklärungsarbeit nicht nur gegenüber Mitarbeitenden in Deutschland unser Anliegen. Sondern auch der enge Kontakt mit Arbeitgebern. So sinkt gleichermaßen die Hemmschwelle für Beschäftigte.
Wie beantrage ich Bildungsurlaub?
14 Bundesländer mit Bildungsurlaub, 14 verschiedene Gesetze. Da kann man schon mal den Überblick bei den ganzen Formalitäten verlieren. Wann muss ich den Antrag einreichen? Welche Informationen muss er enthalten?
Damit die Beantragung von Bildungsurlaub so einfach wie möglich für Beschäftige wird, hat unser Startup diese komplett automatisiert. Wer bei uns auf der Plattform ein Seminar findet, kann sich also den Antrag gleich herunterladen und bekommt zusätzlich noch einen kurzen Gesetzes-Überblick und Pro-Bildungsurlaub-Argumente mitgeliefert.
Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass Sie den Antrag rund acht Wochen vor dem Veranstaltungszeitraum einreichen sollten.