Je mehr Verantwortung Führungskräfte im Laufe ihrer Karriere erhalten, umso mehr Zeit verbringen sie mit Kommunikation. Ob ein internes Video, um die Mitarbeiter über neue strategische Entscheidungen zu informieren oder ein Interview im Fachmagazin. “Etwa 30% meines Jobs besteht heute aus Kommunikation.” sagte neulich ein Vorstand zu Gastautorin Marina Zayats.
Grund genug für sie, in diesem Artikel über Social Media Influence als Führungswerkzeug zu berichten und einen Leitfaden in vier Schritten zum Einstieg zu geben.
Influence als Hauptfach
Informieren ist im Grunde nur ein Aspekt der Kommunikation. Viele mir bekannte Führungskräfte berichten immer wieder davon, dass sie etwas gestalten möchten. Und wer im Unternehmenskontext gestalten möchte, braucht auch immer Mitspieler. Und dazu zählen nicht nur die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
In einer zunehmend vernetzten Welt, in der auch Führungsstrukturen immer bereichsübergreifender organisiert sind, müssen Leader den eigenen Einfluss ausbauen, um Menschen zu gewinnen, die ein neues Projekt mitgestalten oder unterstützen möchten.
Um das zu erreichen braucht es Überzeugungskraft oder Influence, wie Brendon Burchard in seinem Buch High Performance Habits schreibt. Der bekannte High Performance Coach definiert Influence als eine von sechs Gewohnheiten, die herausragend leistungsfähige und wirksame Menschen unterscheidet.
Doch wie entwickle ich heute als Führungskraft diesen positiven Einfluss? Ein elementarer Faktor, um zu überzeugen ist Präsenz. Wer als Führungskraft nicht präsent ist und bleibt, kann auch nicht überzeugen.
Wer als #Führungskraft nicht präsent ist und bleibt, kann nicht überzeugen. Das gilt auch und besonders für #SocialMedia Share on XSocial Media als wichtiges Parkett für Führungskräfte
Ein sehr wirksamer Kanal, um heute präsent zu sein und positiven Einfluss auszuüben, sind die sozialen Medien. Im Business Kontext ist das vor allem LinkedIn. Kein anderer Kanal hat während der Pandemie so viel Interesse gewonnen. Auch bei Vorständen, die LinkedIn nutzten, um Orientierung zu geben, Haltung einzunehmen und sich menschlich zu zeigen.
Dieser Zulauf zeigt einen Trend auf, der sich schon lange abzeichnet: Interne und externe Kommunikation verschwimmen zunehmend. Viele Führungskräfte nutzen LinkedIn heute, um auch intern Botschaften zu platzieren. Der Vorteil gegenüber internen Kanälen: Die Glaubwürdigkeit ist größer und der Social Proof von außen durch Kommentare und Likes stärken die eigene Position.
Hier treffen die meisten Führungskräfte auf Mitarbeiter, Kunden, potenzielle Bewerber, Investoren und interessante Meinungsführer. Und natürlich treffen sie auch auf „Gleichgesinnte“ aus anderen Unternehmen.
Vier Schritte, um Social Media als Werkzeug in der Führung zu nutzen
Wie aber Social Media nun in der Führung nutzen. Vier Schritte erleichtern Ihnen den Einstieg.
Schritt 1: Betrachtung der Social Media Kanäle
Wo sind Sie als Führungskraft aktuell präsent? Über welche Kanäle wirken Sie? Hier lohnt sich eine Bestandsaufnahme. Werden über diese Kanäle alle Stakeholder erreicht, die Sie informieren und überzeugen möchten? In diesem Schritt merken manche Führungskräfte, dass sie Kanäle bespielen, die für sie schon lange nicht mehr relevant sind. Das löst häufig auch das Argument „Ich habe keine Zeit für Social Media” auf, da andere Kanäle entfallen oder seltener bespielt werden.
Schritt 2: Definition konkreter Botschaften
Mit welchen Themen und Botschaften möchten Sie wahrgenommen werden von den einzelnen Zielgruppen? Viele Führungskräfte wollen ausschließlich den fachlichen Content in den Vordergrund rücken, weil sich das sicherer für sie anfühlt. Wenn Sie allerdings als gute Führungskraft wahrgenommen werden möchten, um interne und externe Bewerber anzuziehen, ist das nicht sonderlich hilfreich.
Einer meiner Kunden teilt regelmäßig Content zum Thema Führung und das wirksame Befähigen von Mitarbeitern auf seinen Social Media Profilen. Dadurch hat er schon einige Bewerber (m/w/d) für sich gewonnen, bevor das Vorstellungsgespräch überhaupt stattfand, weil sie unbedingt mit ihm arbeiten wollten.
Wenn sie als Gründer potenzielle Investoren auf sich aufmerksam machen möchten, ist der reine Fokus auf Teamcontent ebenfalls nicht ausreichend. Ich empfehle maximal drei Leitthemen festzulegen. Das kann pro Zielgruppe ein Thema sein. Auch konkrete Botschaften sollten festgelegt werden als eine Art Nordstern. Auf LinkedIn sind insbesondere die Persönlichkeiten erfolgreich, die eine klare Haltung einnehmen. Mut zur Haltung und Persönlichkeit wird belohnt mit Social Media Influence.
#Mut zur #Haltung und #Persönlichkeit wird via #SocialMedia #Influence belohnt. Share on XSo sprechen sich Führungskräfte zum Beispiel dafür aus, dass sie ihre „Ärmel hochkrempeln, wenn es soweit ist” für die Impfung wie Bernd Montag von Siemens Healthineers.
Schritt 3: Einbindung von Mitarbeitenden
Insbesondere am Anfang fällt es vielen Führungskräften schwer, wirksame Themen zu finden. Nicht jede Führungskraft hat einen eloquenten Stab an Kommunikatoren zur Verfügung, die helfen können. Wobei auch hier Vorsicht geboten ist: Unterstützung zu holen ist nicht das Gleiche, wie den gesamten Social Media Account abzugeben. Zweiteres fällt schnell auf und kompromittiert das ganze Vorhaben.
Also was tun?
Binden Sie Ihre Mitarbeitenden ein als sogenannte Content Scouts! Kommunizieren Sie am Anfang offen, warum Sie auf Social Media aktiv werden möchten und teilen Sie die Themen auf. Definieren Sie vor allem die Inhalte, die Sie selbst erzählen wollen. Jedes Unternehmen hat viele gute Geschichten zu erzählen und sie kommen in der Regel aus verschiedenen Bereichen.
Wer richtig zuhört und eine Plattform schafft, um diese Ideen zu teilen, kommt an guten Stoff für Social Media. Insbesondere Behind the Scenes-Berichte und Einschätzungen von Experten kommen gut an, denn dort sind Sie erst einmal konkurrenzlos.
Schritt 4: Regelmäßigkeit und Kontinuität
In vielen Unternehmen, mal abgesehen von Beratungen, lautet die Formel: Je mehr Führungsverantwortung, umso seltener der Kontakt zu Kunden. Neben der eigenen Positionierung erleichtert Social Media auch das digitale und effiziente Netzwerken mit Kunden oder potenziellen Business Partnern.
Was es dafür aber braucht: Das Vernetzen zur neuen Gewohnheit machen und sich 15 Minuten am Tag die Zeit nehmen durch den LinkedIn-Newsfeed zu gehen, in die Mitteilungen zu schauen und anderen zum Geburtstag gratulieren. Vor allem aber über Kommentare mit den eigenen Zielgruppen zu interagieren.
Je mehr Sie das tun, umso personalisierter und damit hilfreicher baut der Algorithmus die Inhalte Ihres Newsfeeds auf. Führungskräfte, die regelmäßig aktiv sind, merken nach circa drei Monaten, dass sie sich zum Beispiel durch das Ins-Gespräch-Gehen mit Kunden komplett neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit erschließen.
Zudem sind sie so besser informiert über den Markt – eine wichtige Voraussetzung, um die eigenen Mitarbeiter gut führen zu können.
Mein Fazit zum Thema Social Media Influence und Führung
In unserer zunehmend vernetzten Welt müssen sich Führungskräfte mehr als je zuvor einer öffentlichen Prüfung stellen. Wer nicht präsent ist, macht keinen guten ersten (digitalen) Eindruck. Insbesondere bei den Stakeholdern, die schon länger aktiv sind – und diese werden immer mehr.
Und noch eine finale Anmerkung: Keine Angst vor einem Shitstorm! Dieser ist nicht so schnell ausgelöst, wie Sie möglicherweise annehmen. Zumindest dann, wenn Sie gesunden Menschenverstand walten lassen und sich vor allem am Anfang eine professionelle zweite Meinung einholen.
Insbesondere Führungskräfte, die nicht gerade als Vorstand von großen Unternehmen arbeiten, können sich schon freuen, wenn sie zumindest erst einmal einige wenige Kommentare erhalten. Einen Shitstorm muss man sich schon hart verdienen.