Zum Thema HR Trends 2016 wurde und wird eine ganze Menge geschrieben. Allesamt Mutmaßungen, was HR in diesem Jahr erwarten wird bzw. welche Themen die Arbeit im Personalmarketing und Recruiting beeinflussen werden. Ob die genannten Thesen tatsächlich eintreten oder bei der Masse von Unternehmen wirklich eine Rolle spielen, weiß keiner. Es gibt aber ebenso eine Reihe von Themen, die ich mir zum Beispiel persönlich für HR in 2016 aus verschiedenen Blickwinkeln wünsche. Darunter echte Grundsatz-Themen, aber auch Produktfunktionen, z.B. für XING bzw. kununu. Und ein ganz persönlicher Wunsch…
1. Wunsch: kununu Arbeitgebermarkenbotschafter mit XING-Profil
Über kununu habe ich ja schon häufig berichtet. Auch mache ich mir immer wieder Gedanken dazu, wie deren Produktangebot noch besser auf die Bedürfnisse von Unternehmenskunden abgestimmt werden könnte. So empfände ich beispielsweise eine neue Funktion als wesentliche Bereicherung.
Bisher nur anonyme kununu-Bewertungen möglich
Bisher ist es nur anonym möglich, Arbeitgeber auf kununu zu bewerten. Das soll laut Konzept eine Vielzahl von Arbeitnehmern ermutigen, authentische Antworten unbeeinflusst von deren Vorgesetzten abzugeben. Einerseits ist das nachvollziehbar und gut so.
Andererseits ist es öfter ein Ansatzpunkt für Kritiker, dass durch das Anonymitätsprinzip erst einmal jeder (auch Nicht-Arbeitnehmer, Konkurrenten und sogar der Personalmarketingverantwortliche selbst) beliebig bewerten kann, so lange es dem Algorithmus oder sonstigen Sicherheitssystemen von kununu nicht auffällt.
Nicht-anonyme Bewertung auf kununu
Umgekehrt besteht meiner Meinung nach jedoch sogar ein Bedarf für nicht-anonyme Arbeitgeberbewertungen. Jedes moderne Unternehmen ist gut beraten, begeisterte Mitarbeiter als sogenannte Arbeitgebermarkenbotschafter in der Kommunikation einzusetzen. Diese zu finden und in offizielle Kampagnen als Testimonials einzubauen ist der eine, recht aufwändige Weg. Viel besser ist aber der andere, dass Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich selbst als zufriedene Mitarbeiter Ihrem Arbeitgeber zuzuordnen.
Mehr als nur Follower eines XING-Unternehmensprofils
Schon heute besteht die Möglichkeit, als Follower des eigenen Unternehmensprofils auf XING gelistet zu werden. Das sagt aber nichts über die Qualität der Beziehung zwischen Mitarbeiter und Arbeitgeber aus.
Ask me anything about my company
Ich hätte gerne eine Möglichkeit, wie ich als XING-Mitglied mit meinem Profil auf den kununu-Seiten meines Arbeitgebers in Erscheinung treten kann. Als Minimum fände ich es toll, meine bisher anonyme Bewertung als Person mit meinem XING-Profil zu de-anonymisieren. Darüber hinaus wäre es top, wenn man sich als Fan des Arbeitgebers zusätzlich finden lassen könnte, z.B. mit dem Hinweis: „Ask me anything about my company“.
Arbeitgebermarkenbotschafter mit dem eigenen XING-Profil
Diese zusätzliche Funktion würde es jedem Mitarbeiter erlauben, von sich aus Arbeitgebermarkenbotschafter zu sein und seine Zufriedenheit mit dem Unternehmen auszudrücken.
Gleichzeitig könnte damit ein dauerhafter zusätzlicher Mehrwert für die Nutzung von kununu durch die normalen Anwender (Bewertenden) erzielt werden. Bisher gibt es nämlich für längerfristig beim gleichen Arbeitgeber Beschäftigte nach Abgabe ihrer einen Bewertung keinen Grund mehr, die Seite jemals wieder aufzusuchen bzw. dort aktiv zu werden.
Stellungnahmen mit dem XING-Profil verknüpfen
Bei dieser Gelegenheit könnte man gleich die Angaben zur Person bei Stellungnahmen mit dem XING-Profil verknüpfen anstatt diese in kununu notdürftig erneut einzugeben.
2. Wunsch: Ende des HR Bashings
Es vergeht kein Tag, an dem in meinem Newsfeed nicht extrem kritische Beiträge über HR zu lesen sind, im Sinne „Warum HR überflüssig ist?“, „HR schafft sich ab“ oder gar „HR ist tot“. Meist geht es darum, den Personalverantwortlichen sprichwörtlich „in den Hintern zu treten“ und sie in Richtung Digitalisierung bzw. Arbeit 4.0-Vorreiter zu schieben.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen als Personaler zwischenzeitlich geht, wenn Ihnen externe Berater immer wieder mit der gleichen Leier kommen? – Mich nervt es gewaltig!
Mit der Angstkeule zu Digitalisierung und Agilität geprügelt
Ebenfalls erscheint es mir wenig hilfreich, die psychologische Angstkeule zu schwingen, dass HR sich in den Unternehmen überflüssig macht oder an Bedeutung verliert: Denn entweder haben die Verantwortlichen das längst erkannt und entsprechende Maßnahmen initiiert. Oder aber die Botschaft verhallt eh ungehört – dann bringt auch die ständige Meinungsmache im Netz nichts mehr. Ich blende diese Beiträge mittlerweile regelmäßig aus, denn es ist bereits alles gesagt – nur eben noch nicht von jedem.
Marketing muss den Kunden gefallen, nicht den Geldgebern
Einen Hinweis möchte ich an dieser Stelle noch allen Dienstleistern geben, die sich ein „Ende von HR“ oder ähnlich auf die Fahnen geschrieben haben oder mit „Goodbye human resources“ werben. Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass manchmal provokativer formuliert werden muss im Produktmarketing – hey, immerhin bin ich selbst Blogger.
Allerdings sollte es einem Dienstleister auf Kundensuche klar sein, dass Kunden gerne dort abgeholt werden, wo sie stehen. Und wenn man den häufig eher konservativen HR-Entscheidungsträgern (siehe Bashing) etwas verkaufen will, dann mag „Goodbye human resources“ bei vielen Managern eher eine typische Abwehrreaktion erzeugen im Sinne von „Alles neumodisches Social Media Startup Gedöns!“.
Oder plakativ ausgedrückt:
Wer verkaufen will, muss freundlich sein …
HR muss mehr wie Vertrieb denken?
Und da war dann noch dieser fortlaufende Vergleich mit dem Vertrieb. Unter dem Slogan „HR muss mehr wie ein Vertrieb denken“. – OK, ich verstehe den Hintergrund. Allerdings darf ich anmerken, dass ich eine Menge wirklich schlechter Vertriebler kenne, die mir versuchen ihre Dienstleistungen zu verkaufen (mehr dazu gleich). Auch erinnere ich mich an Diskussionen zur Servicewüste Deutschland. Auf einmal taugt der Vertrieb zum Vorbild? Wie schlimm muss es um HR bestellt sein?!
Und das in einer Zeit, in der Hardselling und Preiskampf ganz oben auf der Agenda stehen. Hauptsache den schnellen Umsatz gemacht und die Umsatzerwartung der Börse erfüllt. Egal, ob der Kunde das Produkt braucht oder nicht.
Wenn ich ehrlich bin, kenne ich eine Reihe wirklich toller Personaler, die mit ihrer Ausrichtung auf den Menschen wirklich perfekt aufgestellt sind. Da wünsche ich mir alles, außer, dass diese mehr in Richtung Vertrieb denken …
3. Wunsch: Keine ungefragte Zusendung von Profilen durch Dienstleister
Es hat sich zu einer echten Unsitte ausgeweitet: Das unaufgeforderte Zusenden von Profilen durch Personalberatungen. Je mehr Stellen auf der eigenen Karriereseite ausgeschrieben werden, umso mehr nimmt die Spam-Flut vertrieblich orientierter Dienstleister zu.
Unternehmen bei der Besetzung von Vakanzen helfen
Was auf den ersten Blick als positive und unterstützende Geste gegenüber dem Mitarbeiter suchenden Unternehmen wirkt, ist bei genauer Betrachtung oft eine Zumutung.
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten täglich 5-10 E-Mails mit mehreren MB Profil-PDFs von zu vermittelnden Kandidaten, teilweise sogar adressiert an eine „Frau Scheller“ oder einen „Herrn Schnelle“. Die Lieblosigkeit solcher Akquise-Versuche wird nur noch dadurch übertroffen, dass bei einer freundlichen Ablehnung via E-Mail keine Reaktion seitens des Anbieters und schon gar nicht die erbetene Löschung vom E-Mail-Verteiler erfolgt. Vielmehr landen schon wenige Zeit später die nächsten Spam-MB im eigenen Postfach.
Vertrieb via Penetranz und Ignoranz ist ein NoGo!
Es fragt so gut wie nie einer jener Dienstleister nach, ob denn die Profile tatsächlich hilfreich waren oder warum eine Antwort ausbleibt. Lieber werden wieder neue Profile nachgeschoben.
Ich persönlich empfinde das als Belästigung und würde jeden Anbieter, der so verfährt von vorn herein aus dem Rennen nehmen.
4. Wunsch: Ende der Flut an paper.li-Veröffentlichungen
Es gibt zwischenzeitlich eine Reihe sehr nützlicher Tools im Netz, um nicht nur eigenen Content zu verbreiten, sondern automatisiert aggregierten Fremdcontent. Paper.li ist eine davon. Jedermann, der sich mit fremdem Content einen Namen aufbauen will, scheint aktuell ein eigenes Online-Magazin via paper.li zu launchen. Mein Twitter-Feed ist voll davon. Oft sogar in der Variante des „Daily Paper.li“.
Reichweite nur gegenüber passender Zielgruppe sinnvoll
Als Blogger sollte es mich eigentlich freuen, wenn die eigenen Beiträge dort in den News erscheinen und mit verbreitet werden. Allerdings sind die thematischen Zusammenstellungen häufig komplett lieblos gestaltet: Neben Weltpolitik und Sport ein paar Beiträge unter der Rubrik „Bildung“ zum Thema Personalmarketing aufzunehmen, macht noch lange kein lesenswertes Online-Magazin! Solche Werke wirken auf mich eher wie das verzweifelte Betteln um Reichweite und Social Echos seitens der Herausgeber der Paper.li.
Gut aufbereitete zielgruppenspezifische Paper.li sind sehr selten. Sie erkennt man daran, dass der Herausgeber die kostenpflichtige Version nutzt und damit weitgehend werbefrei ist.
5. Wunsch: Mobiloptimierung von HR-Portalen
Abschließend noch ein recht persönlicher Wunsch:
Ich lese viel HR-Content online. Sehr viel. Auch bewege ich mich täglich auf den großen HR-Newsportalen. Einen Großteil meiner Wartezeiten, zum Beispiel beim Arzt, verbringe ich mit dem Lesen von Artikeln via Smartphone, schließlich bleibt während der Arbeitszeit nur begrenzt Zeit dafür.
Was mich aber jedes Mal ärgert enttäuscht, ist die mangelnde Mobiloptimierung einiger von mir sehr geschätzten Portale und Seiten. So kann ich es nicht nachvollziehen, warum zum Beispiel das große Humanresourcemanager Magazin, der prominente Cross Water Job Guide oder auch das innovative Institute for competetive Recruiting (ICR) es mir nicht einfacher machen, ihre wertvollen Inhalte auch mobil in hoher Qualität zu genießen?
Mal ganz abgesehen von der negativen SEO-Wirkung bei Google. Im Mai soll es ja sogar ein zweites „mobile friendly“-Update geben.
Es kommt die Zeit … in der das Wünschen wieder hilft
Das mag jetzt eine sehr persönliche oder gar eigenwillige Zusammenstellung von Wünschen gewesen sein. Vielleicht berühren diese Themen aber auch einige von Ihnen, liebe Leser?