Wie wird die Onlinebewerbung mittels Formular zwischenzeitlich von Bewerbern angenommen, welche Erlebnisse haben Bewerber auf den Karriereseiten der Unternehmen und welche Bewerbermanagementsysteme (ATS) unterstützten eine positive Candidate Experience?
Fragen über Fragen. Die aktuelle Studie von Potentialpark zur Online Application gibt spannende Einblicke.
Die OTaC 2016 Online Application Studie
Befragt wurden 1.639 Studierende in Deutschland nach ihren Erfahrungen mit Onlinebewerbungen bei Unternehmen. Dabei scheint sich zunehmend Frustration und Ärger bei der Onlinebewerbung aufzubauen.
Der Frust mit der Onlinebewerbung
Immerhin 58% (Steigerung von +14% seit 2015!) haben schon einmal eine Onlinebewerbung abgebrochen. Dabei zeigen sich noch immer eklatante Mängel in der technischen Umsetzung. So geben fast die Hälfte der Befragten an, sie konnten den Bewerbungsprozess nicht zwischenspeichern und in einer weiteren Session vollenden. Auch klagen fast 40% über handfeste technische Probleme bei der Eingabe ihrer Daten.
Ein unfassbarer Zustand und ein klarer Auftrag an die ATS-Hersteller! Hier scheint noch immer großer Handlungsbedarf zu bestehen. Denn nicht die Onlinebewerbung an sich, sondern die oft mangelhaften technischen Systeme stehen laut potentialpark in der Kritik.
Die Onlinebewerbung als Blackbox
Rund 44% halten den Onlinebewerbungsprozess für undurchsichtig und bezeichnen diesen als Blackbox. Sie erwarten nicht, dass ihre Bewerbung zeitnah oder gar von echten Menschen beurteilt wird. Sie gehen von einer automatisierten Bewertung aus.
36% beschweren sich über zu lange Formulare bzw. eine unangemessen lange Zeit für das Ausfüllen aller Formularfelder.
Einige von Ihnen werden jetzt einwenden, dass Bewerben anstrengend sein muss, damit die Unternehmen wissen, dass es den Bewerbern wirklich ernst ist. Und die langen Ausfüllzeiten dem Schutz der Recruiter vor zu vielen Bewerbungen dienen. Ja, is klar …
Bewerbung mit Registrierung oder via CV Parsing
Insgesamt 73% der 165 untersuchten Unternehmen in Deutschland haben ein Bewerbungssystem mit Registrierung. Bewerber erhalten damit einen passwortgeschützten Zugang zu Ihren Unterlagen. Rund 21% bieten auch schon ein CV-Parsing von Profildaten aus XING oder LinkedIn an.
Mobile Recruiting – mehr Angebot, kaum Nachfrage
Fast ein Viertel der untersuchten Unternehmen ermöglichen mittlerweile die Bewerbung mit dem Smartphone, wobei nicht jede dieser Lösungen technisch gut umgesetzt ist und den Namen Mobile Recruiting verdient.
Allerdings rangiert die mobile Bewerbung via Smartphone zusammen mit der Bewerbung via Social Media auf den letzten Plätzen der beliebtesten Bewerbungsarten.
Die E-Mail-Bewerbung ist Bewerbers Liebling
Ganz oben auf der Liste der favorisierten Bewerbungsmedien ist für fast 80% der Befragten die E-Mail-Bewerbung. Verglichen mit den USA ist das noch viel. Dort sind es nur noch 55%. Immerhin auf Platz 2 mit 66% liegt schon die Onlinebewerbung.
Mangelnde Rückmeldung ist Ärgernis Nummer 1
Man mag es eigentlich nicht mehr hören: Für 79% ist die größte Frustration bei der Onlinebewerbung die Tatsache, keine Rückmeldung auf die abgesandte Bewerbung zu erhalten. Ich weiß, das ist keine neue Erkenntnis, trotzdem fehlen mir dazu immer noch die Worte…
Was Personaler tun können
Neben der dringenden Arbeit am Thema Candidate Experience und der Optimierung des Recruitingprozesses in Richtung mehr Kommunikation mit dem Bewerber, müssen die verantwortlichen Personaler vor allem mehr Energie auf die Wahl und Ausgestaltung der richtigen Bewerbungswege und IT-Systeme legen.
Dabei können Unternehmen den Bewerbern in vielerlei Hinsicht den Bewerbungsprozess erleichtern. Sei es durch das Anbieten von Bewerbungen ohne Registrierung, Abschaffung von zu rigoroser Begrenzung der hochladbaren Dateigrößen oder durch den vermehrten Einsatz von CV-Parsingsystemen, die das lästige Ausfüllen von Formularfeldern im ATS unterstützen.
Das OTaC 2016 Deutschland Ranking von Potentialpark
Zum Abschluss noch die Top 30 Unternehmen, die auf Basis einer Feature-Liste den Erwartungen von Bewerbern bei Onlinebewerbungen nach Meinung von Potentialpark am nächsten kommen und deswegen ausgezeichnet wurden:
- Fresenius (Softgarden –Taloom)
- BASF (SAP)
- thyssenkrupp (Lumesse – TalentLink)
- Deutsche Telekom (Oracle – Jobpartners)
- Union Investment (milch & zucker – BeeSite)
- EY (Oracle – Taleo)
- Bilfinger (SAP)
- ABB (SAP)
- TÜV NORD (Softgarden – Taloom)
- Allianz (SAP)
- Siemens (SAP – SuccessFactors)
- Roche (Mobolt)
- Heinemann (OAF)
- OTTO (SAP)
- Rossmann (Homegrown / Other)
- Bertelsmann (beCruiter)
- Infineon (Umantis)
- Bosch (SAP)
- RWE (SAP)
- Pro7Sat.1 Media (rexx)
- Peek & Cloppenburg (Homegrown / Other)
- Rohde & Schwarz (SAP)
- Henkel (Oracle – Taleo)
- Tchibo (milch & zucker – BeeSite)
- Intel (Oracle Taleo)
- Benteler (Kenaxa – Brassring)
- Maschinenfabrik Reinhausen (MHM)
- EnBW (Lumesse – iGrasp)
- Philips (Oracle – Taleo)
- SCHOTT (Softgarden – Taloom)
Weitere Informationen zum Top 30 Ranking finden Sie unter auf den Seiten von Potentialpark.
6 Antworten
Guten Abend,
vielen Dank für die Studie – hätte sie verpasst, wenn ich nicht hier folgen würde 🙂
Kurz danach habe ich ein bisschen gestöbert, weil doch ganz schön viele SAP Kunden auf dieser Liste stehen. (Macht natürlich auch die Masse) Ich habe einige Stellen entdeckt, die ENDLOSE Formularfelder auszufüllen hatten. Da kriege ich auch als Nicht-Bewerberin ein bisschen Gänsehaut.
Wie du schon vorher angemerkt hast: Es gehört ja noch mehr dazu – macht aber meiner Meinung nach auch viel aus!
Habe deinen Beitrag als ein Fundstück der vergangenen Woche auf meinem HR Blog geteilt. Damit ihn nicht noch mehr fast verpasst hätten 🙂
Viele Grüße
Kimberly
Danke Dir, Kimberly! Und meinen Glückwunsch zum ehrgeizigen Blog-Projekt!
Hallo Stefan,
danke wieder einmal für die Analyse. Hast Du Hinweise darauf gefunden, woran es liegt, daß man als Arbeitgeber mit ein und demselben E-Recruiting System (Softgarden) auf dem 1. und auf dem 30. Platz landen kann? Ich konnte daraus keine klare Antwort für oder gegen eine bestimmte Lösung finden.
SG
Wolfgang
Ja, ich habe da so eine Vermutung: Das technische System ist ja nur ein Teil des Online-Recruiting-Prozesses. Da gehört noch mehr dazu (z.B. Information über den Prozessablauf, Antwortzeit, usw.).
Zum Thema mobile Bewerbung kann man noch sagen: Nur wenige nennen diese Art des Bewerbens als ihren Lieblingsweg, weil die Erfahrungen fehlen. Wenn man Bewerber an ein mobilfähiges System heranführt und eine gute Umsetzungen testet, sind sie hingegen aufgeschlossen. Es fehlen ihnen aber noch die Erklärungen und Aufforderungen der Arbeitgeber, und natürlich die guten technischen Umsetzungen.
Studie zeigt: traue keiner Studie!
weiterlesen auf: https://schallrauchblog.wordpress.com/2016/04/06/studie-bescheinigt-studien-geringen-wahrheitsgehalt/