Die Facebook-Nutzerzahlen sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Nach der Gründung des sozialen Netzwerks im Jahr 2004 folgte ein kometenhafter Aufstieg. Zeit sich intensiver mit dem Social Network zu beschäftigen, dass mittlerweile fast als Weltmacht Facebook bezeichnet werden kann. Der Auftakt zu einer dreiteiligen Serie.
Facebook ist allgegenwärtig
Aktuell ist es kaum noch möglich, der Allgegenwart des weißen Daumens auf blauem Grund zu entkommen. Sei es als einer von 25 Mio. Nutzern in Deutschland, oder über den Konsum von Werbung im Radio, TV oder Print, bei der die Unternehmen versuchen, ihre Zielgruppen auf deren Fanpages zu lotsen. Facebook schleicht sich zunehmend auch in die Smartphonewelt – nicht nur als App, sondern tief ins Betriebssystem, um die gesamte Anwendungswelt des Minicomputers blau zu infiltrieren. „Facebook Home“ heißt hier das Zauberwort.
Infografik zur Nutzung von Facebook 2013
Mit dem Vorwand, die Menschen und deren soziale Kontakte in den Mittelpunkt stellen zu wollen, erweitert Facebook stetig seine Funktionalitäten. Der eine Anwender schreit nach mehr echter Social Media Innovation, der andere Nutzer ist zu Tode genervt, wenn sein Facebook morgen schon wieder komplett anders aussieht bzw. sich die Menüführung ohne Vorwarnung übernacht verändert hat.
Über Facebook wurde und wird extrem viel geschrieben. Auf eigenen Seiten, z.B. allfacebook ebenso wie auf Blogs. Dabei geht es häufig um die Themen Datenschutz (wie im aktuellen NSA-Überwachungsskandal) oder das Geschäftsmodell, das mein Kollege und Blogger-Profi Christian Buggisch in einem sehr lesenswerten Beitrag als „asoziales Netzwerk“ bezeichnete. Vielfach kommt der blaue Gigant aus Palo Alto tatsächlich nicht allzu gut weg. Auch meiden Softwareentwickler tendenziell das Netzwerk, da es angeblich schlecht programmiert und kaum abgesichert sei.
Was kommt eigentlich nach Facebook?
Daher möchte ich mich in diesem mehrteiligen Beitrag einer anderen Frage widmen: Wie könnte eine Zeit nach Facebook aussehen? – Waaaasss, NACH Facebook? Wieso danach? Facebook hat sich doch so tief in den Alltag seiner Nutzer integriert, dass das Netzwerk doch bestimmt nicht mehr wegzukriegen ist?! – Hm, da bin ich mir nicht so sicher.
Dafür sprechen nicht nur Beispiele wie der Netscape Navigator Browser, die einstige Königin der Suchmaschinen Yahoo oder die Plattform MySpace – untergegangene Dotcom-Träume im Ozean der aufsteigenden Internet-Großmächte wie Google oder Facebook.
Ein Blick ins Herzen des „Gefällt mir“-Universums
Nähern wir uns dem Thema langsam, indem wir uns anschauen, wofür Facebook eigentlich gut ist. Das klingt wie eine banale Frage, aber vielleicht ist es gar eine der zu wenig häufig gestellten Fragen. Ein kritischer Blick auf einige Nutzenargumente hilft:
• Aktuelle News über „Freunde“ und von geliketen Seiten
• Instant-Communication via Chat
• Aufbau eines Onlinetagebuchs
• Fotoalbum
• Veranstaltungen / Kalender
• Social Games / Apps
• Online-Zusammenarbeit in Gruppen
Aus Sicht von Unternehmen gehören dazu zunehmend auch:
• Markenarbeit/Werbung
Ein bunter Blumenstrauß voller Szenarien. Facebook bedient alle in unterschiedlicher Intensität. Wie in meinem letzten Blog geschrieben, treffe ich nahezu täglich auf alle Facetten. Seltsamerweise störe ich mich aber zunehmend daran, dass Facebook vieles so lala kann, aber keine wirkliche Spezialisierung aufweist.
Und genau dort liegen aus Sicht von Facebook die Gefahren bzw. aus Sicht des Marktes und der Anwender die Chancen.
Thema „Aktuelle Infos“
Newskanäle gibt es wahrlich genug. Informationen sind so schnell und zahlreich verfügbar wie nie zuvor. Unternehmen kommunizieren mit Ihren Zielgruppen über Websiten, Soziale Netzwerke, Blogs, Print, TV, Radio und zahlreiche VorOrt-Kampagnen. Die Herausforderung für sie liegt darin, die jeweils richtigen Medien zu herauszufiltern – Maßstab dafür kann nur eines sein: Dort wirksam zu werden, wo sich die Zielgruppen tummeln.
Dazu kommt auch die Konkurrenz durch das etwas spezialisiertere Google+, dessen große Stunde dann schlagen wird, wenn Facebook-Inhalte noch stärker im Suchmaschinen-Ranking hinter Inhalten zurückstehen, die über Google+ veröffentlicht werden.
Aus Sicht der Marketiers umgekehrt ist Facebook in Punkto Informationsbereitstellung sogar eine der schlechteren Optionen, da zwar zahlreiche Informationen an Zielgruppen ausgesendet werden können. Allerdings sind die Möglichkeiten einer Erfolgskontrolle bzw. eines ausführlichen Monitorings, wen genau welche Botschaft wie gut erreicht hat, gelinde gesagt besch…eiden. Eine Plattform, die sich hier öffnen würde, käme den Interessen der Werbenden wesentlich stärker entgegen.
Unternehmen folgen ihren Zielgruppen über die Plattformen
Gut für Facebook, dass die Entscheidung bei den Nutzern als Zielgruppe liegt. Sie bestimmen, welche Plattform en vogue ist, nicht die Unternehmen. Insofern nehme ich im Folgenden die Perspektive eines Privatanwenders von Facebook ein, um in Teil 2 bzw. 3 meines Beitrags die Auswirkungen auf das Personalmarketing von Unternehmen zu analysieren sowie einen Ausblick zu wagen, wohin die Reise im Bereich Social Media Personalmarketing gehen könnte.
Die Möglichkeit, individuell gefilterte Informationen bereit zu stellen, kann Facebook allerdings nicht dauerhaft in der Nutzergunst ganz oben halten. Da brauche ich Twitter als die Mutter der internetbasierten Kurznachrichtendienste erst gar nicht ins Rennen werfen.
Thema „Chat“
Chats, zum Beispiel via ICQ, gibt es schon seit den Anfängen des World Wide Web. Facebook war hier weder Pionier, noch galt der Facebook-Chat lange Zeit als ausgereift. Mit dem Smartphone haben Dienste wie Whatsapp (oder neu Snapchat) den Chat endgültig mobil und massentauglich gemacht. Auch begann damit der schleichende Tod der SMS. Facebook hat das Bedürfnis eines schlanken Chats ohne weitere störende Funktionalitäten durch die Einführung des Facebook-Messengers gedeckt und sich damit die Nutzerinformationen bzw. den Zugang zu den Nutzern und deren Chats erhalten. – Aber auch die Chatfunktion hat und wird Facebook kein Manifest für die Ewigkeit errichten.
Thema „Online-Tagebuch“
Dieser oftmals von Mark Zuckerberg genannte Mehrwert der Erstellung eines eigenen Online-Tagebuchs ist eigentlich das Kernthema von Blogs (Daher sogar deren Name: Kurzform von Web-Log, was soviel wie Online-Tagebuch meint). Diese haben gegenüber Facebook zahlreiche Vorteile. Sie sind oftmals wesentlich themenspezifischer, sind weitestgehend individuell gestaltbar bezüglich Aussehen und Struktur, und Inhalte können sowohl kurz sein (eher untypisch, aber möglich) als auch ausführlicher. Wie die Beiträge auf Persoblogger.de.
Facebook profitiert an dieser Stelle davon, dass es aktuell noch für viele Nutzer der Dreh- und Angelpunkt ihrer Social Media Aktivitäten ist. Blogbeiträge werden daher auch über Facebook vermarktet. Notwendig wäre das nicht, denn Blogs sind über zahlreiche Möglichkeiten (RSS-Feed oder via E-Mail) leicht direkt abonnierbar.
Die Möglichkeit zur Erstellung eines Online-Tagebuchs von der Jugend bis ins hohe Alter, ist daher ebenso kein Garant für ein langes Leben von Facebook.
Thema „Fotoalbum“
Bilder in Facebook hochzuladen ist sehr einfach. Sogar zahlreiche Kamera-Modelle sehen diese Möglichkeit heutzutage vor. Entsprechend zahlreich sind auch die auf den Servern von Facebook vorhandenen Bilddateien. Dabei sind die Möglichkeiten, Fotos zu präsentieren auf anderen Plattformen weitaus ausgereifter. Flickr zum Beispiel gehört sicher hierzu, wenngleich die Interaktionsmöglichkeiten nicht ganz an die von Facebook heranreichen. Auf dem Sprung nach vorne ist auch die Plattform „Pinterest“, die so spezialisiert auf die Präsentation von Bildern ist, dass sie schon gar nichts anderes als Post zulässt.
Facebook weiß, dass die Optimierung der Integration und Präsentation von Bildern einer der zentralen Pfeiler dafür ist, das eigene Überleben zu sichern. Daher erhalten diese Inhalte in der aktuellen Umstellung des Newsstreams mehr Gewicht. Fotos werden größer und übersichtlicher dargestellt.
Auch der Kauf und die Integration von Instagram zeigt deutlich, wie wichtig das Thema Fotos für die Zukunft von Facebook ist. Aber das Multimedia-Zeitalter bleibt ja bei Fotos nicht stehen. Bewegtbilder, sprich Videos, sind State of the art.
Videos auf Facebook
Bei Thema Video kann Facebook allerdings aus eigenem Antrieb nur sehr wenig in die Waagschale werfen. Der Mitbewerber Google beherrscht hier mit seiner Plattform Youtube den Markt. Auch hier ist eine Community über die Jahre entstanden, in der Interaktion (wenngleich oft auf einem sehr sehr flachen sprachlichen Niveau) möglich ist. Professioneller sind neue Dienste wie Vimeo, die Videomaterial so hosten, dass eine Integration in zahlreiche Plattformen ermöglicht wird. Auch Vine weckt die Lust auf (kurze) Videospots von jeweils nur 6 Sekunden.
Facebook kann hier lediglich davon zehren, dass es (noch) die zentrale Plattform ist, auf der die Nutzer ihre Videos posten und ihren Kontakten zur Verfügung stellen. Wer Musik-Communities wie das neue MySpace oder Jamendo kennt, weicht gerne dorthin aus, um unter Gleichgesinnten zu sein. Nur mit einer Person via Facebook befreundet zu sein, reicht noch lange nicht aus, um an jedem geposteten Youtube-Link interessiert zu sein.
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– Fortsetzung in Kürze auf diesem Blog –