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36% der Beschäftigten offen für Jobwechsel

Die deutschen Beschäftigten reagieren auf wirtschaftlichen Abschwung und Inflation mit einem zunehmenden Bedürfnis nach Jobsicherheit (69%) und höherem Gehalt (65%, 2024: 61%). Das wirkt sich jedoch kaum auf ihre Wechselwilligkeit aus: 36% planen dieses Jahr einen Jobwechsel oder sind zumindest offen dafür (2024: 37%).

Damit bleibt die Wechselbereitschaft in der von forsa seit 2012 durchgeführten XING Langzeitstudie zwar weiterhin hoch, zeigt aber nach drei Rekordjahren und einem Anstieg um 4 Prozentpunkte 2022 erstmals wieder eine sinkende Tendenz. Auch wenn die große Mehrheit der Beschäftigten (91%) sich weiterhin geringe oder keine Sorgen darum macht, im laufenden Jahr den Arbeitsplatz zu verlieren, ist diese Zuversicht im Vergleich zum Vorjahr jedoch gesunken (2024: 94%).

Langzeitstudie von XING

Trotz eines kriselnden Arbeitsmarktes bleiben Beschäftigte in Deutschland grundsätzlich optimistisch, was ihre eigene Situation angeht. Zum ersten Mal seit Ende der Pandemie ist diese Zuversicht allerdings etwas eingebrochen: Die Sorge um einen möglichen Arbeitsplatzverlust nimmt zu. Das Bedürfnis nach Jobsicherheit und höherem Gehalt prägen die Wechselbereitschaft.

Die Wechselbereitschaft setzt sich aus zwei Kategorien zusammen: denjenigen Beschäftigten, die konkret im laufenden Jahr einen Arbeitgeberwechsel planen (7%) und denjenigen, die offen für einen Jobwechsel sind, aber noch keine konkreten Schritte unternommen haben (29%).

Mit der sogenannten GenZ (Jahrgänge 1997 bis 2012) sind erwartungsgemäß vor allem die Jüngsten am Arbeitsmarkt stark auf dem Sprung: Mit 48% grundsätzlicher Wechselbereitschaft ist fast die Hälfte offen für einen neuen Job (2024: 50%), 11% planen schon konkret ihren Ausstieg.

Mit 44% (2024: 47%) liegen jedoch auch die Millennials (Jahrgänge 1981 bis 1996) über dem Durchschnitt.

Insgesamt denkt darüber hinaus knapp ein Drittel aller befragten Beschäftigten (30%) aktuell mindestens einmal im Monat über einen Jobwechsel nach, 12% sogar mehrmals die Woche.

Zu wenig Gehalt, hohes Stresslevel und schlechte Führung sind Treiber für Wechselbereitschaft

Der Grund für die Wechselbereitschaft ist jedoch nicht notwendigerweise Unzufriedenheit mit der aktuellen Tätigkeit. Generell geben rund 85% an, sehr oder eher zufrieden mit ihrem Job zu sein. Aber auch die befragten Arbeitnehmer, die sich offen für einen Wechsel zeigen, sind zum überwiegenden Teil zufrieden (68%). Auf der Liste der Gründe, trotzdem nicht im derzeitigen Job bleiben zu wollen, steht ein zu niedriges Gehalt mit 38% ganz oben, dicht gefolgt von hohem Stresslevel (36%), Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft (36%) und fehlenden Aufstiegschancen (30%).

Frauen haben dabei oft andere Motivatoren für einen möglichen Jobwechsel als Männer. So geben 44% der Frauen an, ein hohes Stresslevel zu haben, aber nur 30% der Männer. Auch die direkte Führungskraft ist für Frauen sehr viel öfter ein Wechselgrund als bei Männern (Männer: 30%, Frauen: 43%).

Für Männer sind fehlende Aufstiegschancen ein deutlich wichtigerer Grund, nicht beim derzeitigen Unternehmen bleiben zu wollen (Männer: 34%, Frauen: 25%). Auch Lust auf Abwechslung hat bei ihnen höhere Priorität als bei Frauen (Männer: 31%, Frauen: 21%).

Kollegialer Zusammenhalt motiviert zum Bleiben

Bei denjenigen, die langfristig bei ihrem Arbeitgeber bleiben wollen, sind kollegialer Zusammenhalt (61%), Jobsicherheit (60%) und interessante Aufgaben (58%) dafür die häufigsten genannten Gründe. Rund die Hälfte (53%) ist auch mit ihrem derzeitigen Gehalt zufrieden.

Jobsicherheit und mehr Geld stehen auf Wunschliste an neuen Arbeitgeber ganz oben

Von einem neuen Arbeitgeber wünschen sich die Wechselwilligen vor allem Jobsicherheit (69%), mehr Gehalt (65%; 2024: 61%) und gutes Führungsverhalten (63%; 2024: 66%). Ebenfalls wichtig ist flexible Arbeitszeiteinteilung (60%), auf die Frauen (66%) jedoch deutlich mehr Wert legen als Männer (55%). In schwierigen Zeiten sehnen sich Menschen nach Stabilität. Dazu gehört neben dem Gefühl, keine Angst vor Arbeitsplatzverlust haben zu müssen, auch eine ausreichende finanzielle Entlohnung, gerade angesichts rapide steigender Lebenshaltungskosten. Auch gute Führung bietet Sicherheit und steht deshalb auf der Wunschliste an einen neuen Arbeitgeber mit auf dem Treppchen.

Trotzdem ist Geld nicht alles: Denn auf die Frage hin, welche Aspekte die Befragten davon abhalten würden, sich trotz besserer Bezahlung bei einem Unternehmen zu bewerben, nennen sie vor allem einen befristeten Arbeitsvertrag (55%), schlechte Führungskultur (45%) und einen ungünstigen Standort des Unternehmens (42%).

Bei der Frage, welche zusätzlichen Angebote einen potenziellen Arbeitgeber attraktiver machen würden, liegt die 4-Tage-Woche bei gleicher Wochenarbeitszeit vorne (53%). Mit Abstand folgen Gehaltstransparenz (38%) und die Möglichkeit zum Sabbatical (28%).

Optimismus überwiegt auch in einer instabilen Arbeitsmarktlage

Die Zuversicht, schnell wieder einen neuen Job zu finden, ist bei den Beschäftigten hoch: Rund zwei Drittel (64%) gehen davon aus, dass sie innerhalb eines halben Jahres erfolgreich wären. Fast Dreiviertel der Befragten (72%) hat darüber hinaus positive Erfahrungen mit dem letzten Arbeitgeberwechsel gemacht. Bei 42% der Befragten wurden die eigenen Erwartungen voll und ganz erfüllt, bei 30% zum Teil. Konsequenterweise ist die Sorge vor dem Verlust des derzeitigen Arbeitsplatzes mit 91% weiterhin gering ausgeprägt, auch wenn die Zahl der Zuversichtlichen gegenüber dem Vorjahr (94%) leicht abgenommen hat.

Grundsätzlich haben die Beschäftigten in Deutschland auch eine positive Einstellung gegenüber dem Thema Arbeit: Die Mehrheit (61%) der befragten Angestellten und Arbeiter plant, mindestens bis zum regulären Renteneintrittsalter beruflich tätig zu sein: 48% (Männer: 45%, Frauen: 51%) möchten bis zum 65. bzw. 67. Lebensjahr arbeiten.

Weitere 13% wollen sogar darüber hinaus weiterhin aktiv im Arbeitsleben stehen, bei den Baby Boomern (Jahrgänge 1946 bis 1964) sind es 23%. Dabei spielt Geld zwar auch eine Rolle, aber nicht die entscheidende: 70% derjenigen, die auch über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten wollen, erhoffen sich dadurch, fit im Kopf zu bleiben, 56% geht es um die Pflege ihrer sozialen Kontakte, 50% sind auf der Suche nach persönlicher Sinnerfüllung. Knapp jeder zweite von ihnen (48%) allerdings verlängert sein Berufsleben aus finanzieller Notwendigkeit, weil zum Beispiel die monatliche Rente nicht ausreicht.

Die Beschäftigten in Deutschland zeigen ein hohes Maß an Resilienz gegenüber den aufeinander folgenden Krisen der letzten Jahre, auch wenn sie zu einem stärkeren Bedürfnis nach Sicherheit führen. Zu der positiven Einstellung tragen auch der Fachkräftemangel und ein solides Sozialsystem bei. Unternehmen können das für sich nutzen, indem sie ein Arbeitsumfeld schaffen, das Leistung sowohl finanziell als auch emotional wertschätzt und die vorhandene Motivation weiter fördert.

Quelle: Pressemitteilung von XING

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Stefan Scheller

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