Recruiting von Frauen für MINT-Berufe. Das ist Kerndienstleistung des HR-Startups MINTD. Mein Interview mit Co-Founderin Natalia Wallroth.
Was das Startup MINTD tut
Hallo Natalia, magst Du Dich und Euer Startup MINTD bitte kurz vorstellen?
Sehr gern. Mein Name ist Natalia Wallroth und ich habe zusammen mit meiner Co-Founderin Emmelie König das Startup MINTD gegründet. Mit unserem Startup wollen wir Frauen zu erfolgreichen Karrieren in MINT-Berufen verhelfen und gleichzeitig Unternehmen dabei unterstützen, den enormen Fachkräftemangel in diesem Bereich zu lindern.
Dafür haben wir eine All-in-one Recruiting-Plattform entwickelt, die sich auf weibliche MINT-Fachkräfte fokussiert. Vom Finden der passenden Talente von überall auf der Welt, über Hilfe beim Einwanderungsprozess nach Deutschland bis hin zur kontinuierlichen Karriere-Förderung bieten wir alles aus einer Hand an.
MINT-Recruiting für mehr Frauen
Der Fachkräftemangel ist im MINT-Bereich besonders hoch. Gut 326.000 Stellen sind in Deutschland offen. Ein Grund dafür: Nur wenige Frauen entscheiden sich, in MINT-Berufen zu arbeiten. Ihr Anteil liegt gerade mal bei 16 Prozent. Dabei sind es im Studium immerhin 34,5 Prozent, in vielen Ländern sind Frauen sogar in der Überzahl. Deutsche Unternehmen schaffen es also aus verschiedenen Gründen nicht, Frauen von sich zu überzeugen oder Rahmenbedingungen zu schaffen, um sie zu halten.
Auf der anderen Seite haben wir hochqualifizierte MINT-Frauen, die Probleme haben, ihre Karriere zu starten oder im Job voranzukommen. Oft hängt das mit einem hohen Maß an Selbstkritik zusammen. Sie stellen ihr Licht allzu oft unter den Scheffel.
Das Ergebnis ist in beiden Fällen gleich: MINT-Frauen trotz Qualifikation in andere Bereiche ab. Und genau hier helfen wir. Einerseits den Unternehmen attraktiver für MINT-Frauen zu werden, und andererseits Frauen, ihre Karriere im MINT-Bereich zu starten und auszubauen.
Matching mit internationalem Talentpool
Die Anforderungen der Unternehmen matcht Ihr mit Eurem internationalen Talentpool. Wie schafft Ihr es, dort gerade Frauen für den Talentpool zu begeistern?
Frauen melden uns regelmäßig zurück, dass wir eine Art “Safe Space” für sie sind. Häufig möchten sie ihre Ängste im Berufsleben und Unzufriedenheit mit anderen nicht teilen, daher haben wir einen besonderen Zugang zu diesen Frauen und können ihnen aktiv dabei helfen, sich nicht unter Wert zu verkaufen und bestmöglich auf Anforderungen vorzubereiten.
Da wir im Gründerteam selbst zwei Frauen aus der Tech-Branche sind, verstehen wir die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen in MINT-Berufen und gehen konkret auf ihre Bedürfnisse ein. Wir achten auf die kleinen Details, die zu einem guten und nachhaltigen Match zwischen den Frauen und den Unternehmen führen, um langfristige berufliche Erfolge sicherzustellen.
Im Gegensatz zu manchen Headhuntern, die oft ausschließlich auf ihre Provision abzielen, liegt unser Fokus darauf, langfristige und erfüllende Karrieremöglichkeiten für Frauen in MINT-Berufen zu schaffen. Wir streben danach, eine unterstützende und vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kandidatinnen aufzubauen, um ihre langfristige berufliche Zufriedenheit zu gewährleisten.
Female MINT Talent-Pools
Starke Talente sind sehr schnell in neuen Jobs – wie kann da der Aufbau eines Talentpools mit verfügbaren weiblichen Talenten noch funktionieren?
Man würde denken, dass das so ist, die Realität zeigt den Markt jedoch langsamer als gedacht. Viele Unternehmen unterliegen noch starren und langwierigen Prozessen und verlieren die besten Bewerber:innen darüber. Auch sind die Anforderungsprofile der Stellen häufig zu realitätsfern, so dass zu viel Zeit vergeht bis zur Besetzung der Stelle.
Durch unsere gezielte Ansprache und Vorqualifizierung potenzieller Kandidatinnen können wir Unternehmen dabei unterstützen, den Prozess zu beschleunigen und die besten Talente rechtzeitig zu identifizieren. Wir arbeiten eng mit den Unternehmen zusammen, um realistische Anforderungsprofile zu entwickeln und sicherzustellen, dass sie optimal zu den verfügbaren Talenten passen.
Internationales Recruiting mit Herausforderungen
Internationales Recruiting geht mit zahlreichen Herausforderungen einher. Wie unterstützt Ihr dabei konkret?
Wir stellen fest, dass sowohl die Talente als auch die Arbeitgeber mit dem Relocation-Process häufig überfordert sind. Wir können als One-Stop-Shop Solution den Prozess auf beiden Seiten begleiten, mittels ausführlicher Prozessbeschreibung, Status sowie Dokumenten-Checklisten. Des Weiteren können wir bereits vor der Einstellung eine Art Pre-Check durchführen, inwieweit und in welchem Zeitrahmen ausländische Einstellungen umzusetzen sind.
Mehr Frauen in der IT
Viele Unternehmen haben sich mehr Vielfalt in Jobs rund um MINT-Themen auf die Fahnen geschrieben. Was versprechen Sie sich dadurch konkret, z.B. im Bereich Softwareentwicklung?
Schon McKinsey hat in einer Studie bewiesen, dass Diversität in Unternehmen kein “Nice to have” ist, sondern ein absolutes “Must have“, um erfolgreich zu sein. Nur 10% mehr Geschlechterdiversität, steigert das EBIT, also den Gewinn, einer Firma um bis zu 3,5% und das spricht noch nicht von ausländischen Talenten oder anderen Diversity-Dimensionen.
Die Förderung von Vielfalt, insbesondere in MINT-Bereichen, verspricht jede Menge Vorteile. Durch die Integration verschiedener Perspektiven und Erfahrungen können Unternehmen innovative Lösungen entwickeln, die vielfältige Kundengruppen ansprechen und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Darüber hinaus trägt eine diverse Belegschaft dazu bei, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit steigert und die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber erhöht.
Das gilt in dem Fall für alle Bereiche. Nun sind die Unternehmen am Zug, um diese Offenheit auch umzusetzen.
Headhunting für mehr Frauen
Wie sieht Euer Preissystem aus? Seid Ihr letztlich ein spezialisiertes Headhunting für Frauen?
Unser Preissystem ist flexibel und richtet sich nach den spezifischen Anforderungen der Stellen. Dabei berücksichtigen wir Erfahrungslevel der Position, wobei Junior-Positionen günstiger sind als Senior- oder Führungspositionen. Wir bieten verschiedene Pakete mit Kontingentmodellen an, die auf den individuellen Bedarf zugeschnitten sind und eine faire Preisgestaltung gewährleisten.
Und ja, während wir uns auf die Rekrutierung von Frauen in MINT-Berufen spezialisieren, sind wir mehr als nur ein herkömmliches Headhunting-Unternehmen – wir sind Wegbereiter für eine vielfältigere und inklusivere Arbeitswelt.
Woher kommt der Name MINTD?
Wie kamt Ihr auf den Namen MINTD und vor allem, was bedeutet das „D“ darin?
MINT steht für die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und D steht für Diversity.
Wie sich MINTD weiterentwickelt
Welche Planungen habt Ihr für MINTD in 2024 sowie in den nächsten Jahren?
Für 2024 und die kommenden Jahre streben wir bei MINTD an, unsere Plattform kontinuierlich zu verbessern und neue Funktionen zu entwickeln, um den Bedürfnissen unserer Nutzerinnen und Nutzer noch besser gerecht zu werden. Wir planen, unser Team zu erweitern, um mehr Ressourcen für das Recruiting und Kundenservice bereitzustellen.
Darüber hinaus streben wir Partnerschaften mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und anderen Organisationen an, um die Reichweite unserer Plattform zu erweitern und noch mehr Frauen in MINT-Berufen zu unterstützen.
Vielen Dank für Deine Antworten, Natalia. Für Euer Startup weiterhin viel Erfolg!
Über die Interviewte
Natalia Wallroth ist Geschäftsführerin und Mitgründerin von MINTD. Sie hat in Branchen gearbeitet, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, zuletzt im Banking. Ihr ist es wichtig, etwas zu verändern, und das nicht nur in Bezug auf die Unterrepräsentation von Frauen, sondern auch in Bezug auf die Strukturen, die diese Ungleichheit fördern. Ihr Herz schlägt für das Thema Female Empowerment und ihr persönlicher Hintergrund aus Polen macht den internationalen Aspekt von MINTD zusätzlich zu einem Herzensthema für sie.
>> LinkedIn-Profil von Natalia Wallroth