Generationenkonflikt: nur konstruiert?

Generationenkonflikt: GenZ gegen Boomer – alles nur konstruiert?

Aktuell arbeiten bis zu 4 Generationen – von GenZ bis hin zur Boomer Generation – innerhalb eines Unternehmens zusammen. Da ist Streit sicher vorprogrammiert, könnte man angesichts der kursierenden Vorurteile meinen: Boomer verschließen sich häufig vor Neuem und verstehen die jungen Menschen nicht. So denkt zumindest die Gen Z. Und die Boomer? Sie finden die Anspruchshaltung der Gen Z vermessen und zweifeln an der Einsatzbereitschaft der jüngeren Kolleg:innen.

Doch ist wirklich etwas dran an diesem Generationenkonflikt? Wie die unterschiedlichen Generationen in unserer modernen hybriden Arbeitswelt zusammenarbeiten, untersucht der Slack Intergenerational Collaboration Survey. Einblicke von Tim Schwietal.

Zwischen individuellen Bedürfnissen und Reverse Mentoring

61% der befragten Boomer finden, dass die Generation Z tatsächlich zu viele Anpassungen an ihre individuellen Bedürfnisse von den Arbeitgebern erwartet. Doch könnte diese Ansicht weniger an den tatsächlich zu großen Wünschen liegen, sondern vielmehr an der Perspektive der Boomer. Denn für fast die Hälfte (43%) der Befragten in der Umfrage haben die Boomer zu viel Angst vor Veränderungen. Fordern nun also die jungen Kolleg:innen zu viel oder verschließen sich die “Oldies” einfach vor Veränderungen?

Jede:r Zweite gibt in der Umfrage an, dass die Generation Z wertvolle Skills bezüglich KI und Automatisierungen mitbringt und die anderen Mitarbeitenden davon profitieren. Die Boomer hingegen sorgen für 65% der Befragten durch ihre Erfahrung für Besonnenheit – und das insbesondere in stressigen Phasen. Auch finden 69%, dass sie als Mentor:innen echten Mehrwert bringen können.

Schlechte Kommunikation, schlechte Tools

Für rund die Hälfte der Befragten sind eine schlechte Kommunikation sowie der seltene Austausch (face-to-face) die Hauptursachen für Konflikte im Büro. Und 21% der Befragten geben an, am häufigsten Konflikte mit älteren Kolleg:innen zu haben. Doch klar ist auch, bei allen Differenzen: Der Arbeitgeber profitiert auf jeden Fall von verschiedenen Generationen und ihren Stärken und schätzt die Unterschiede. 77% der Führungskräfte sagen, dass Unternehmen Vorteile durch die Zusammenarbeit mehrerer Generationen haben.

Für eine gute Kommunikation fehlt es an dieser Stelle aber oft an den geeigneten Tools, um gut zu kommunizieren und damit auch Konflikten aktiv vorzubeugen. Lediglich 46% der Unternehmen berücksichtigen aktuell die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden hinsichtlich der Kommunikationsmittel, indem jedes Team seine Kollaborationstools frei wählen kann.

Das macht mehr als deutlich: Die Zusammenarbeit verschiedener Generationen erfordert neue Ansätze im Hinblick auf Kollaboration und Kommunikation. Doch geben nur 51% der Arbeitgeber klare Regeln für die digitale Kommunikation und Kollaboration vor. Diese Vorgaben sind für 57% der befragten Führungskräfte ein Game-Changer für Produktivität.

Angst vor Automatisierung am Arbeitsplatz?

78% der befragten Boomer haben keine Angst davor, dass Automatisierung und automatisierte Prozesse (Workflows) die eigene Arbeit überflüssig machen könnten. Die berüchtigten Boomer-Ängste sind also Fehlanzeige. Demgegenüber stehen nur 51% der Befragten aus der Gen Z diesem Thema sorglos gegenüber. 58% der Befragten finden, dass ihr Arbeitgeber mehr Automatisierung und Workflows nutzen sollte, um die Arbeit einfacher und effizienter zu gestalten und so die Arbeitsbelastung zu senken.

Die Babyboomer sind hier traditionell mit 43% zurückhaltender, während ein Großteil der Gen Z (69%) sich für automatisierte Prozesse und Workflows ausspricht. KI und Automatisierung werden kurz- und mittelfristig keine Arbeitskräfte ersetzen, doch können Produktivitätsplattformen dank KI-Unterstützung Mitarbeitende aus jeder Generation von repititiven und organisatorischen Aufgaben entlasten.

Besonders für den sich langsam transformierenden Mittelstand ist das ein echter Game-Changer.

Deutsche Büros: Wo und wann arbeiten die einzelnen Generationen?

Zahlreiche Unternehmen schicken ihre Belegschaft wieder in Vollzeit zurück in die Büros. Fest steht – dies haben die Pandemie-Jahre gezeigt –, dass die hybride und flexible Form der Zusammenarbeit aus unserer Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken ist. Lediglich 7% der Befragten geben an, komplett ortsunabhängig (einschließlich Ausland) von überall aus arbeiten zu können. Rund ein Drittel (29%) muss in Vollzeit ins Büro gehen, während mehr als die Hälfte (57%) in einem hybriden System arbeitet und flexibler entscheiden kann, ob sie im Büro oder im Home-Office arbeitet.

Wenn die Befragten jedoch frei entscheiden könnten, wie häufig sie ins Büro kommen möchten, zeichnet sich folgendes Bild ab: Vollzeit wollen nur 16% der Befragten ins Büro kommen: Unter den Babyboomern sprechen sich 23% dafür aus, während die Gen Z sogar nur zu 12% Vollzeit ins Office möchte. Zwei bis drei Tage pro Woche scheinen laut den Befragten das Idealszenario zu sein (31%). Die Gen Z befürwortet das zu 35%, Babyboomer zu 26%.

Auffallend und erschreckend ist auch, dass 15% der Befragten es bevorzugen würden, nie wieder ins Büro zu kommen und so komplett auf den Austausch im Büro zu verzichten.

Drei Tipps für erfolgreiches intergeneratives Arbeiten

Nachhaltige und transparente Unternehmens- und Feedbackkultur

Im Mittelpunkt des erfolgreichen Miteinanders verschiedener Generationen steht eine Führungs- und Unternehmenskultur, die auf Verständnis und Wertschätzung basiert. Hierbei geht es darum, ein Verständnis für die Bedürfnisse jeder einzelnen Generation zu entwickeln und zu vermitteln. Wichtig für das gegenseitige Verständnis ist eine offene und transparente Feedback-Kultur. Bei der Einführung von Feedbackstrukturen ist das Kommunikations- und Feedback-Verhalten der verschiedenen Altersgruppen zu berücksichtigen.

Mentoringprogramme für alle

Mentoringprogramme und Weiterbildungen helfen Young Professionals, indem man ihnen erfahrene Mitarbeiter:innen zur Seite stellt. So geht das Know-how der Boomer-Generation nicht verloren und gleichzeitig wird der Wissenstransfer im Unternehmen gewährleistet. Doch das ist keine Einbahnstraße: Umgekehrt ist es etwa denkbar, dass die jüngeren Generationen bei technischen und digitalen Themen die Rolle des Mentors übernehmen. Auf diese Weise ist der Weiterentwicklung der gesamten Belegschaft keine Grenzen gesetzt.

Intergenerative Teams fördern

Simpel und effektiv: Intergenerative Teams stellen sicher, dass in einem Team unterschiedliche Stärken, Kompetenzen und Erfahrungen zusammenkommen. So entstehen neue Ideen und Denkweisen, die sich positiv auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens auswirken können. Generationenübergreifende Teams sorgen außerdem dafür, dass sich die Generationen gegenseitig kennenlernen, Vorurteile abbauen können und ihre Stärken zu schätzen lernen.

Klischees abbauen und Kommunikationstools integrieren

Gibt es also wirklich den proklamierten Generationenkonflikt, von dem alle sprechen? Ein klares “Jein”. Zwar existieren Vorurteile, doch zeigt die Studie auch, wie sehr die Generationen sich gegenseitig schätzen und voneinander profitieren können – nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Unterschiede. Besonders durch schlechte Kommunikation und fehlende Tools bleiben Konflikte aber bestehen.

Die Herausforderung für Unternehmen in den nächsten Jahren wird die Schaffung eines produktiven Arbeitsumfelds für alle Generationen sein, das mit entsprechender digitaler Infrastruktur ausgestattet ist. Produktivitätsplattformen können diese Rolle einnehmen, um das volle Potenzial zu entfalten und Konflikten vorzubeugen.

Hier liegt es an den Unternehmen und ihren Führungskräften, eine bessere und produktivere Arbeitsumgebung für ihre Angestellten zu schaffen, in der das Arbeiten zeitlich flexibel und ortsunabhängig möglich ist.

Tim Schwietal

 

Tim Schwietal ist seit August 2021 als Regional Vice President für Slack tätig und verantwortet das operative Geschäft für die Industrien, Retail, Konsumgüter und Financial Services sowie die Regionen Süd- und Mitteldeutschland. Zuvor war er bei salesforce.com Germany GmbH in verschiedenen Vertriebspositionen tätig.

 

>> Zum LinkedIn-Profil von Tim Schwietal

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