Mit dem sich ausweitenden Fachkräftemangel boomt auch die Branche der Personalvermittlung. Unternehmen greifen in ihrer Not immer häufiger auf Personaldienstleister zurück, um ihre Recruiting-Aktivitäten extern unterstützen zu lassen.
Das „Barometer Personalvermittlung“ des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister e.V. in Zusammenarbeit mit der Index Gruppe gibt aktuelle Einblicke – meine Ergebnisauswahl inklusive Download-Möglichkeit.
Definition Personalvermittlung
Im Sinne der Befragung wird Personalvermittlung wie folgt definiert:
„Bei einer Personalvermittlung sucht der Personalvermittler im Auftrag eines Unternehmens (Auftraggeber) stellenbezogen nach Kandidatinnen und Kandidaten, um geeignetes Personal zu finden und offene Stellen zu besetzen.
Das heißt, dass die Kosten für die Vermittlung nicht seitens der Kandidatinnen und Kandidaten getragen werden, sondern von den Unternehmen.“
Branchen mit höchsten Umsätzen bei der Personalvermittlung
Auch wenn durch nahezu alle Branchen Personalvermittlung durch externe Dienstleister genutzt wird, zeigen sich doch vor allem drei Branchen, in denen besonders viel Umsatz erwirtschaftet wird:
- Fahrzeug und Maschinenbau
- Logistik und Verkehr
- Sonstige Dienstleistungen
HR wirkt den Kostensteigerungen durch Personalvermittlung entgegen
Laut Befragung beklagen zwischenzeitlich 97% der Unternehmen Probleme bei der Fachkräftegewinnung. Auch wenn diese extrem hohe Zahl vermutlich auch auf die befragte Zielgruppe zurückzuführen ist, lassen sich auch anderweit sehr hohe Prozentzahlen vernehmen. Dabei handelt es sich in erster Linie um eine Selbsteinschätzung der Unternehmen, korreliert damit aber nicht automatisch mit der tatsächlichen Lage auf dem Arbeitsmarkt.
HR-Verantwortliche versuchen natürlich, die anfallenden Kosten durch externe Personalvermittlung abzuwenden bzw. gering zu halten. Folgende Maßnahmen setzen Unternehmen daher verstärkt ein, um Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu finden:
- Verstärkte Digitalisierung des Bewerbungsprozesses
- Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden
- Verstärktes Schalten von Stellenanzeigen
- Ausweitung der Mitarbeitenden-Benefits
- …
Einsatz von KI im Bewerbungsprozess
Im Rahmen der Befragung wurde auch untersucht, inwieweit die Digitalisierung sowie künstliche Intelligenz (KI) den Recruiting-Prozess beeinflusst.
Überraschenderweise gab es im Vergleich zu Vorjahr sogar einen leichten Rückgang der durch Unternehmen eingesetzten KI-Tools im Recruiting (knapp 8%). Wobei immer noch 88% der Unternehmen gar keine KI im Recruiting einsetzen. Der häufigste Fall eines solchen Einsatzes ist die Optimierung von Stellenanzeigen. Allerdings liegt der Prozentsatz bei den Unternehmen bei 5,2%, bei Personalvermittlern immerhin bei 17,4%.
Der Einsatz sogenannter Matching-Tools fällt bei den Unternehmen deutlich auf gerade mal 2%. Personalvermittler und Kandidat:innen kommen dabei zumindest auf Werte von 12,6% bzw. 16%.
Die Studienautor:innen gehen daher davon aus, dass die Matching-Tools in erster Linie auf die Kandidat:innen-Bedürfnisse ausgelegt zu sein scheinen.
Fachkräftesuche im Ausland mittels Personalvermittlung
Der Fachkräfte-Bedarf wird in der Regel durch den inländischen Arbeitsmarkt gedeckt. Denn nur 13,9% der Personalvermittler geben an, regelmäßig nach Kandidat:innen im Ausland zu suchen. Weitere 20,2% tun dies manchmal.
Auch bei den Unternehmen liegt der Prozentsatz derjenigen, die Fachkräfte im Ausland suchen bei lediglich 12,1%. Im Vergleich zu 2022 ist dieser Wert sogar noch von damals 15,7% gesunken.
Dennoch wird von den meisten Unternehmen der Bedarf an Recruiting im Ausland generell gesehen (knapp 40%). Allerdings werden eine Reihe von Herausforderungen genannt, die das Einstellen von ausländischen Fachkräften angeblich erschweren, allen voran:
- Sprachliche Verständigungsschwierigkeiten
- Bürokratische Hürden
- Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
- Schwierige Einschätzung der Qualifikation ausländischer Fachkräfte
PODCAST Klartext HR Deepdive #3
In der Podcast-Folge Klartext HR Deepdive #3 sprechen Tobias Ganz und Stefan Scheller mit Torben Bursinski, Nioomi, zum Thema internationales Recruiting.
Exklusives Insider-Wissen für Mitglieder im PERSOBLOGGER CLUB.
Inanspruchnahme einer Personalvermittlers
Während die Anzahl der Kandidat:innen, die schon einmal die Dienste eines Personalvermittlungsunternehmens in Anspruch genommen haben, in 2023 von vorjährig 46,2 auf 51% gestiegen ist, fiel die Quote bei den befragten Unternehmen von 59% auf 53,8%. Ausgeführt werden als Gründe seitens der Unternehmen vor allem die Kosten.
Erfahrungen mit Personalvermittlungen
Ein ähnlich auseinanderklaffendes Bild zeigt sich bei der Frage nach den mit Personalvermittlungsunternehmen gemachten Erfahrungen.
Während die positiven Erfahrungen bei Kandidat:innen von 2022 mit 75,5% auf beachtliche 85,5% stiegen, fiel der Wert bei den Unternehmen von 73,6% auf 61,2% im gleichen Zeitraum.
Erklärungsansätze für den Zufriedenheitsrückgang bei Unternehmen könnten die zwischenzeitlich erreichten Grenzen der Personalvermittlung durch Dienstleister sein. Der Markt ist leergefegt und das Gewinnen neuer Kandidat:innen wird auch für die Dienstleister immer anspruchsvoller. Können Stellen nicht oder nicht zufriedenstellend besetzt werden, steigt die Unzufriedenheit bei Unternehmen auch gegenüber dem Dienstleister.
Erfolgreiche Kanäle und Medien für vermittelte Kandidat:innen
Befragt nach den erfolgreichsten Kanälen, über die vermittelte Kandidat:innen durch die Dienstleister gefunden werden, zeigt sich ein sehr differenziertes Bild:
Interessant ist das Abschneiden der Branchengrößen Indeed, StepStone, LinkedIn und XING. Mit Blick auf die Verschiebungen insbesondere von XING in Richtung LinkedIn habe ich ein spannendes Gespräch mit Thomas Kindler geführt, das als Klartext HR Podcast-Folge #87 am 18.10.23 erscheinen wird.
>> Download der gesamten Befragung mit zahlreichen weiteren spannenden Ergebnissen.