Die Qualität einer Stellenanzeige kann über Sieg oder Niederlage bei der Personalgewinnung entscheiden. Generative KI wie ChatGPT bietet seit kurzem ganz neue Möglichkeiten, Personalabteilungen bei dieser herausfordernden Aufgabe zu unterstützen. Die Verwendung der Technologie wirft aber auch wichtige ethische und soziale Fragen auf. Bei welchen Aspekten einer Stellenanzeige ChatGPT und Co. konkret helfen können, worauf zu achten ist und welche Grenzen es gibt, erklärt Karim Gharsallah in einem Gastbeitrag.
Warum generative KI so nützlich sein kann
Large Language Models (LLM) analysieren bei ihrem Training eine große Menge an Sprachmustern und Formulierungen. Auch wenn man kein explizit auf Stellenanzeigen trainiertes LLM zur Verfügung hat, werden auf Internetquellen basierende Trainingsdatensätze, wie sie etwa in ChatGPT oder Bard einfließen, stets auch einen großen Anteil an Stellenanzeigen von Online-Jobbörsen usw. enthalten.
Damit können sie quasi auf die gesammelte Weisheit einer schier unendlichen Zahl an Unternehmen und Recruiter:innen zurückgreifen. Vereinfacht gesagt schlägt die KI eine Reihenfolge von Wörtern vor, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Kontext aufeinanderfolgen. Dieser Prozess ist jedoch nicht mit einem tatsächlichen Verständnis der Inhalte zu verwechseln.
Deshalb ist es so wichtig, die KI als Werkzeug zu begreifen, das uns bei der Erstellung der Stellenanzeige unterstützt und unsere Kreativität und Produktivität fördern kann. Schauen wir uns im Folgenden einige Teilaspekte einer Stellenanzeige an, bei denen die Technologie unterstützen kann.
“Schlage einen passenden Titel für die Stelle vor…”
Gerade wenn etwa eine völlig neue Position geschaffen wird, kann es schwer sein, die passenden Jobtitel für das zugehörige Profil zu finden. Ein aussagekräftiger Jobtitel ist jedoch entscheidend, um die Aufmerksamkeit der passenden Bewerber:innen zu gewinnen.
Nimmt man die Ausbeute einer kurzen Internetrecherche als Grundlage, so ist davon auszugehen, dass ChatGPT und Co. in ihren Trainingsdaten vermutlich auch eine unvorstellbare Menge an Inhalten zu Stellenprofilen verarbeitet haben. Das erlaubt den Chatbots, passende Jobtitel vorzuschlagen.
Diese sollten in jedem Fall noch einmal gegengeprüft werden, denn die KI hat die Neigung plausible Antworten einfach zu erfinden.
“Erstelle eine Jobbeschreibung basierend auf folgendem Input…”
Eine der Herausforderungen bei der Erstellung einer Stellenanzeige besteht darin, eine präzise und detaillierte Jobbeschreibung zu erstellen. Eine ungenaue oder unvollständige Jobbeschreibung kann dazu führen, dass sich ungeeignete Kandidat:innen bewerben oder dass geeignete Kandidat:innen das Interesse verlieren.
Mit dem richtigen Input gefüttert, kann die KI verwendet werden, um sich einer präzisen Jobbeschreibung zu nähern. Will man einfach eine Grundlage, auf der man weiterarbeiten kann, ist es legitim, dem Bot freie Hand zu lassen. Um gleich zu einem passenderen Ergebnis zu gelangen, bietet es sich an, einige Stichpunkte mitzuliefern.
Dabei ist es nicht so entscheidend, dass ich gleich die passende Formulierung finde. Die Aufgabe, die Informationen in eine klare und prägnante Sprache zu übersetzen, übernimmt die Maschine spielend.
“Mache Vorschläge für passende Softskills basierend auf dem folgenden Input…”
Neben den technischen Fähigkeiten ist auch die Persönlichkeit von Sich-Bewerbenden ein wichtiger Faktor bei der Personalbeschaffung. KI-Tools können auch bei der Formulierung von Soft Skills helfen. Hier sollte ruhig mit den Prompts experimentiert werden. Je mehr Kontext die Prompts vorgeben, desto passender am Ende das Ergebnis.
“Die Stellenanzeige sollte unsere Unternehmenswerte und einen Eindruck davon vermitteln, wie die Arbeit bei uns ist.”
Die Unternehmenskultur und -werte spielen eine wichtige Rolle bei der Suche nach passenden Bewerber:innen. Generative KI kann bei der Formulierung der Unternehmenskultur und -werten unterstützen und somit sicherstellen, dass die Stellenanzeige eine klare Vorstellung von der Arbeit im Unternehmen vermittelt.
Idealerweise arbeitet man natürlich mit einer Grundlage wie einer bestehenden Employer Value Proposition, damit der Bot nicht einfach irgendwelche Plattitüden ausspuckt. Ehrlichkeit und Transparenz sind in diesem Fall entscheidend – alles andere durchschauen Kandidat:innen spätestens nach dem ersten Probearbeiten.
“Schreibe die Stellenanzeige in einfacher Sprache.”
Eine barrierefreie Stellenanzeige ist wichtig, um sicherzustellen, dass sie für alle potenziellen Kandidat:innen zugänglich ist. KI-Tools können etwa sicherstellen, dass die Sprache einfach und leicht verständlich ist, dass die Anzeige eine gute Kontrastierung aufweist und dass sie keine Bilder oder Grafiken enthält, die für Menschen mit Sehbehinderungen schwierig zu erkennen sind. Wichtig ist, dass man in den Prompt entsprechende Hinweise einbaut.
Wo die Grenzen generativer KI liegen
Obwohl ChatGPT und andere Systeme mit generativer KI dazu beitragen können, die Erstellung von Stellenanzeigen zu erleichtern und zu verbessern, gibt es auch klare Grenzen. Die KI-Modelle können zwar aufgrund ihrer Fähigkeit, große Mengen an Text analysieren, nützliche Einblicke in Sprachmuster und Schreibstile bieten, aber sie sind nicht in der Lage, menschliche Kreativität und Empathie zu ersetzen.
Außerdem besteht die Gefahr, dass Stellenanzeigen durch die Verwendung von KI-Generierung in eine unpersönliche, generische und möglicherweise diskriminierende Sprache abgleiten.
Es ist daher wichtig, dass letztendlich ein Mensch die Anzeige finalisiert, um sicherzustellen, dass sie zielgerichtet, überzeugend und menschlich bleibt.
Richtig eingesetzt, kann generative KI die Effektivität von Stellenanzeigen maßgeblich verbessern.