Die digitale Ermüdung ist ein weitverbreitetes Phänomen bei den jüngeren Generationen. Erfolgreiches Recruiting von jungen Talenten ist trotzdem möglich. Thomas Schulz, Mitgründer von CareerFairy, gibt Praxistipps mit welchen Maßnahmen und Methoden Personalverantwortliche in Unternehmen die Generation Z wirksam ansprechen können.
Digitale Ermüdung der jungen Generation
Die Digitalisierung änderte die Gewohnheiten von Menschen auf der ganzen Welt. Während der letzten zwei Jahren rückte uns dies noch einmal mehr vor die Augen. Virtuelle Meetings auf Zoom, Chats und Online-Schulungen gehören spätestens seit 2020 zu unserem beruflichen Alltag. Jederzeit und überall vernetzt zu sein, erlaubt ein Maximum an Flexibilität und Unabhängigkeit.
Doch die stetige digitale Präsenz kommt auch mit seinen Schattenseiten. Die digitale Kommunikation bindet uns an den Bildschirm und isoliert uns in den eigenen vier Wänden. Die Folge: Digitale Ermüdung. Die Symptome der digitalen Ermüdung unterscheiden sich von Person zu Person.
Im Allgemeinen wird das Phänomen jedoch beschrieben als Gefühl der Einsamkeit, Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit, Stress und erhöhter Reizbarkeit, gepaart mit einer allgegenwärtigen, dumpfen Erschöpfung.
Übermäßig viele junge Personen betroffen
Glaubt man einem Bericht der ZEIT, so sind junge Leute in Deutschland im Schnitt 70 Stunden pro Woche online – das entspricht beinahe zwei Vollzeitjobs. Die schulische, berufliche und freizeitliche Nutzung des Internets findet oftmals auf Kosten der physischen und psychischen Gesundheit der jungen Generation statt. Die digitale Ermüdung kann bereits im frühen Alter auftreten und ist besonders bei jüngeren Menschen weit verbreitet, da Medien und Informationsquellen im Internet für “FOMO” und schnellen Informationsfluss sorgen.
Der Vernetzung des täglichen Lebens kann man sich kaum entziehen, vor allem nicht, wenn man beruflich erfolgreich sein will. Mit mehr Information und Bildung kann die digitale Müdigkeit allerdings verringert werden und positive Aspekte virtueller Technologien können genutzt werden, um den Zugang zu Arbeit und Bildung weltweit zu verbessern.
Das Paradoxon der digitalen Ermüdung
Obwohl die Nebenwirkungen von zu vielen virtuellen Meetings bekannt sind, ist Digitale Ermüdung kaum die ganze Geschichte. Es ist spannend zu beobachten, dass während die digitale Müdigkeit bei virtuellen Veranstaltungen im letzten Jahr zugenommen hat, die Nutzung sozialer Medien und Live-Streaming Plattformen im gleichen Zeitrahmen deutlich gestiegen ist.
Wie kommt es also, dass einerseits eine Digitale Müdigkeit bei der Gen Z besteht, welche sich bei virtuellen Veranstaltungen in höheren “No-Show” Quoten in Erscheinung tritt, während die Nutzung von sozialen Medien und Live Streaming-Apps in dieser Altersgruppe immer noch stark zunimmt?
Recruiting der Generation Z im Kontext der digitalen Müdigkeit
Die Stichworte in der Antwort dieser Frage lauten Personalisierung und Gamifizierung.
Wenn man sich beispielsweise den Aufbau eines Social Media Feeds vor Augen führt, so besteht dieser aus einem hochgradig personalisierten Inhalt, welcher den Benutzerinnen und Benutzern durch einen Algorithmus präsentiert wird. Darüber hinaus haben diese die Möglichkeit mit dem Inhalt durch Reaktionen und Kommentaren zu interagieren.
Das Resultat ist ein auf die Präferenzen der einzelnen Nutzenden zugeschnittener Fluss von Informationen, welcher ein Echtzeit-Feedback ermöglicht – ähnlich wie in einem Videospiel.
Was können wir also von der zunehmend wachsenden Beliebtheit Video-basierter Social Media Plattformen und Live Streaming Apps im Zusammenhang mit Recruiting und Employer Branding lernen, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit der Generation Z durch virtuelle Formate zu erregen, ihre „Likes“ zu gewinnen und sie schließlich als neue Mitarbeiter für Ihr Team zu gewinnen?
Anbei haben wir einige unserer Key-Learnings zusammengefasst.
1. Zielgerichteter Content ist “King”
Die Nutzung virtueller Veranstaltungen zur Gewinnung von Talenten funktioniert nach wie vor. Aber zielgruppenspezifische Inhalte und personalisierte Kommunikation sind unabdingbar geworden. Allgemeine Unternehmenspräsentationen mit Informationen, welche man mit wenigen Klicks auf der Webseite findet, werden zunehmend ineffektiv.
Dies gilt umso mehr für Unternehmen mit einer weniger bekannten Arbeitgebermarke, bei denen der Schwerpunkt in der virtuellen Kommunikation hauptsächlich auf interessanten Inhalten für die Zielgruppe liegen sollte.
2. Gamifizierung statt Frontalbeschallung
Wie durch vorab genannte Studien belegt, zieht es die Gen Z zu virtuellen Kanälen, die Unterhaltung und Interaktion bieten. Soziale Plattformen und ihre Rolle entwickeln sich weiter. Sie werden durch videogestützte soziale Inhalte und Livestreaming erweitert, mit TikTok und Instagram Live als Vorreiterinnen dieses Megatrends. Studien zufolge werden Live Streams auf Instagram von Nutzer:innen 27 % länger angesehen als herkömmliche Videos.
Nutzen Sie daher interaktive, gamifizierte Live Streaming Plattformen für Karriere wie CareerFairy um der Gen Z die Möglichkeit zu bieten, ihr Unternehmen auf eine frische Art kennenzulernen.
3. Die Wahl jungen Talenten überlassen
Geben Sie der neuen Generation die Wahl und die neue Generation wählt Sie. In der digitalisierten und globalisierten Welt, in der wir leben, sehen junge Leute die Freiheit als eines der wichtigsten Güter unserer Zeit. Ein Unternehmen, welches seinen Mitarbeitenden ein Maximum an Freiheiten gewährt, wird als vertrauenswürdig und modern betrachtet.
Zudem gilt es in Fachkreisen mittlerweile als erwiesen, dass eine erhöhte Mitarbeiterfreiheit die Produktivität steigert. Stechen Sie heraus, in dem Sie sowohl bezüglich Arbeitszeiten als auch geografisch, Flexibilität gewähren. Dies wird neues Talent der jungen Generation anlocken und das Verhältnis zu bestehenden Mitarbeitenden vertiefen.
4. Auf frühen Austausch setzen
Die Interaktion mit jungen Talenten sollte nicht erst beginnen, wenn der Eintritt in die Arbeitswelt unmittelbar bevorsteht. Viele junge Leute bilden sich bereits während des Studiums ein konkretes Bild von ihrem zukünftigen Arbeitgeber. Treten Sie also so früh wie möglich in den Austausch mit Studierenden und stellen Sie Ihr Unternehmen vor.
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Fazit
Virtuelle Eventkanäle funktionieren nach wie vor. Allerdings hat sich die Art und Weise für eine erfolgreiche Talentansprache im Verlauf der Pandemie zunehmend geändert. Wie bei Inhalten von sozialen Medien, müssen auch die Inhalte Ihres Unternehmens – das, was Sie kommunizieren wollen, und die Form, in der es präsentiert wird – zielgerichteter und persönlicher werden, wenn sie bei den jungen Menschen ankommen sollen.