New Work 2020 – Die Zukunft der Arbeit

Neben der prominenten Veröffentlichung innovativer Konzepte im Bereich Unternehmenskultur und Führung durch die Verleihung des New Work Awards im Januar in Berlin, hat auch der ITK-Branchenverband BITKOM letzte Woche ein Positionspapier herausgebracht, das Fragen wie „Wie werden wir in Zukunft arbeiten?“, „Welche Veränderungen wird es für die Mitarbeiter in den Unternehmen geben?“ sowie „Wie verändert sich dadurch die Rolle von HR?“  in einen breiteren gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang stellt.

In meinem Beitrag stelle ich das Positionspapier überblicksartig vor und beleuchte im Anschluss daran als Blog-Serie einzelne Themen näher. Dabei beschränke ich mich auf diejenigen Aspekte, die in einem engeren Zusammenhang mit dem Thema Unternehmenskultur und Personalarbeit stehen.

Die digitale Wissensarbeit ist auf dem Vormarsch

Zentraler Gedanke des Positionspapiers des BITKOM ist die These, dass sich unsere Arbeit zunehmend in Richtung „digitaler Wissensarbeit“ entwickelt. Dabei folgt sie dem Megatrend Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Dass dieser Trend zwischenzeitlich flächendeckend im Alltag angekommen ist, zeigt sehr plakativ die Entwicklung der Smartphone-Nutzung in Deutschland.

Infografik BITKOM Entwicklung Smartphone-Markt in Deutschland
Infografik BITKOM Entwicklung Smartphone-Markt in Deutschland

Die digitale Kommunikation ist längst keine Angelegenheit von einzelnen Generationen mehr, wie der Generation Y, die daher auch oft zusammen mit ihrer Nachfolgegeneration Z als „digital natives“ bezeichnet wird. Und ganz sicher ist die Digitalisierung auch kein #Neuland mehr.

Das BITKOM-Positionspapier Zukunft der Arbeit

Ein Blick auf das BITKOM-Papier zeigt im Kern folgende Handlungsbedarfe auf, die damit zu erfolgskritischen Faktoren für das Überleben von Unternehmen werden:

  • Virtuelle Präsenz bei der Arbeit ermöglichen
  • Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter erhöhen
  • Fluide Unternehmensorganisationen etablieren
  • Souveräne Verknüpfung von Arbeit und Privatem
  • Vertrauenskultur und Shareconomy leben

Dazu soll die Arbeit der Zukunft effizienter und humaner gestaltet werden.

Letzteres erscheint mir auf den ersten Blick fast wie ein Widerspruch: Effizienter und humaner? Vor allem, wenn beim Begriff Effektivität Assoziationen wie Arbeitsplatzabbau, Outsourcing in Billiglohnländer oder ähnliche mitschwingen. Was hat es also mit dieser neuen Humanität auf sich?

Der Mensch rückt wieder ins Zentrum

Wissensarbeiter im hochqualifizierten IT-Bereich verlangen schon heute eine besonders auf ihre Bedürfnisse angepasste Arbeitswelt. Wer glaubt an einen Zufall, dass gerade innovative IT-Unternehmen wie zum Beispiel Google, stets auch als Paradebeispiel für mitarbeiterorientierte Arbeitswelten genannt werden?

Wahrscheinlich gibt es hier einen Zusammenhang. Oft wird als Grund für die starke Mitarbeiterorientierung genannt, dass gerade im IT-Sektor der Fachkräftemangel besonders ausgeprägt sei. Darüber lässt sich aber trefflich streiten, bzw. gibt es unterschiedliche Studien. Nach der Studie der ManpowerGroup vom Mai 2013 scheint sich die Situation im IT-Sektor eher etwas beruhigt zu haben.

Wie dem auch sei. Fakt ist, dass IT-Unternehmen vehement ihre Arbeitgebermarke ausbauen, um für die gesuchten Zielgruppen attraktiv zu sein. Das Stichwort lautet: Employer Branding.

Insofern erscheint es lohnenswert, einen näheren inhaltlichen Blick auf die einzelnen Handlungsfelder des BITKOM-Positionspapiers zu werfen, um die Herausforderungen für Unternehmen, die aus der New Work erwachsen, weiter kennen zu lernen:

Virtuelle Präsenz bei der Arbeit

In einer digitalen Wissensgesellschaft spielen Zeit und Ort der Arbeitsverrichtung eine zunehmend verschwindende Rolle. Bereits heute nutzen zahlreiche Unternehmen das Konzept des räumlich dezentralen Arbeitens in Form des klassischen Homeoffice. Die wirtschaftlichen Vorteile liegen natürlich auf der Hand, wenn durch die virtuelle Präsenz neben Reisekosten auch Reisezeiten eingespart werden.

Auch der klassische Büroarbeitsplatz muss zukünftig nicht mehr zwangsläufig innerhalb des Unternehmens sein. Modelle des Office-as-a-Service, also das Bereitstellen einer auf die jeweilige Arbeit angepassten Arbeitsumgebung, werden häufiger genutzt. Sichere Cloud-Lösungen entkoppeln damit von unternehmensinternen Infrastrukturen und ermöglichen ortsunabhängige Kommunikation und Kooperation.

Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter erhöhen

Damit einhergehend werden sich auch die Arbeitsplätze innerhalb der Unternehmen verändern. Denn das zunehmend projektartige Arbeiten erfordert ein größtmögliches Maß an Flexibilität der Infrastruktur.

Dies bedeutet auch, dass sich die Mitarbeiter auf wechselnde, der jeweiligen Tätigkeit beziehungsweise Projektarbeit angepasste Arbeitsplätze einstellen müssen.

Wesentlich weitreichender sind die Veränderungsbedarfe, die an die Mitarbeiter und deren Knowhow gestellt werden. Durch die fortschreitende Spezialisierung des Wissens sowie die Geschwindigkeit, in der neue Technologien entstehen, sind Mitarbeiter erforderlich, die sich auf kurzfristig veränderte Marktbedingungen einstellen und die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten selbstständig ausbauen und entwickeln können.

Fluide Unternehmensorganisationen etablieren

Die Zusammenarbeit mit projektbezogenen externen Partnern mit Spezialwissen wird zunehmen. Auch für Mitarbeiter können sich diese neuen Kooperationsformen auf Zeit als interessant erweisen und sie in eine freiberufliche Tätigkeit wechseln lassen. Dies gilt auch für einen mehrfachen Statuswechsel, so dass die Unternehmensgrenzen und Begriffe wie „intern“ und „extern“ zunehmend an Bedeutung verlieren.

Ebenso lösen sich starre Hierarchiegefüge zunehmend auf und weichen Organisationsformen, die mittels flexibel adaptierbarer Policies und Guidelines agil zusammenarbeiten.

Souveräne Verknüpfung von Arbeit und Privatem

Durch die allgegenwärtige Nutzung von Kommunikationsinfrastruktur via Internet verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben weiter. Die aktuellen Führungskompetenzen werden angepasst an die Besonderheiten der Führung von virtuellen bzw. mobilen Teams unter Einbindung externer Partner. Zeitsouveränität löst die „Always-On“-Mentalität ab.

Unternehmen sind angewiesen auf die Unterstützung durch ebenfalls flexibler gewordene Organisationsmodelle im Bereich Kinderbetreuung und sie übernehmen in diesem Bereich selbst mehr Verantwortung.

Vertrauenskultur und Shareconomy leben

Solche neuen Arbeitsformen müssen mit der jeweiligen Unternehmenskultur vereinbar sein. Umgekehrt wirken diese auch auf die Unternehmenskultur zurück. Wesentlich dabei ist, dass alle an den neuen Kooperationsformen Beteiligten untereinander vertrauensvoll agieren. Zudem tritt die Bereitschaft, Wissen zu teilen, an die Stelle von Vorbehaltswissen.

Der Beginn einer Serie auf persoblogger.de

Das klingt nach einer Menge Veränderung! Insbesondere die Auswirkungen auf HR sind gewaltig. Daher werde ich mir einzelne Themenkomplexe in separaten Beiträgen einer kleinen Serie im Detail vornehmen und auf die Persoblogger-typische Weise kritisch diskutieren…

 

Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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