In nahezu jeder aktuellen Veröffentlichung zu Arbeits- oder Recruiting-Trends wird von der Generation Y gesprochen. Aus diesem Grund habe ich ein kleines Portrait dieser Generation erstellt. Damit kann ich bei meinen Beiträgen hierauf verweisen und schneller auf den jeweiligen Punkt kommen.
Außerdem finde ich es extrem spannend, sich die Zusammenhänge zwischen den drei Generationen seit 1945 zu vergegenwärtigen. Aber fangen wir mal der Reihe nach an.
Die Babyboomer: „Leben und leben lassen.“
Während Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg in Trümmern lag, wuchs die sogenannte Babyboomer-Generation auf. In Deutschland war der Babyboom mit sehr starken Geburtsraten von Mitte der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre. Diese Generation wurde geprägt vom Mangel an Möglichkeiten aufgrund der Nachkriegsjahre. Gleichzeitig war das vorherrschende Lebensgefühl ein Massenbewusstsein mit wenig ausgeprägter Individualität. Das Lebensmotto der Generation lautet „Leben und leben lassen“ und war eher wenig zielorientiert ausgelegt. Denn wer keine Ziele hat, der kann nicht enttäuscht werden. Eine desillusionierte Einstellung, die sicher auch mit der Jugend im Mangel zu tun hatte.
Die Generation X: „Streng Dich an, dann wird was aus Dir!“
Der Ausdruck wurde durch den 1991 erschienenen Roman „Generation X“ von Douglas Coupland bekannt und meint die auf die Babyboomer folgende Generation, die Mitte der 60er bis Mitte der 80er Jahre geboren wurde. Gerne wird sie auch als „Generation Golf“ bezeichnet, nach dem Roman „Generation Golf“ von den Florian Illies aus dem Jahr 2001, der übrigens höchst lesenswert ist.
Die Generation X hat selbst keinen Mangel erlebt, wie die Babyboomer, wurde allerdings von dieser großgezogen. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass deren Lebensgefühl mit „Hast Du was, dann bist Du was“ bzw. „Streng Dich an, damit was aus Dir wird!“ beschrieben werden kann.
Diese Generation legt einen Schwerpunkt auf Beruf und Erfolg. Zusammen mit dem Phänomen des so genannten „Pillenknick“ war dies dafür verantwortlich, dass sich die Geburten in Deutschland stark rückläufig entwickelten, da auch zunehmend Frauen in eine Berufstätigkeit starteten. Die Generation gibt sich ehrgeizig, konsumorientiert und „busy“.
Die Generation Y: „Ich will, weil ich kann!“
Zu dieser Generation gehört, wer um den Jahrtausendwechsel im Teenageralter war, also Mitte bis Ende der 1980er Jahre geboren wurde. Diese Generation wuchs oft als Einzelkind auf und ist groß geworden in der materiellen Sicherheit, die die Generation X, gestärkt durch das Erbe der Babyboomer, aufgebaut hat. Die Generation, die auch als „Digital Natives“ bezeichnet wird, ist stark Technik-affin aufgewachsen. Computer und Internet sind für sie Selbstverständlichkeiten.
Die Generation Y hat zumeist eine hochwertige Ausbildung genossen, oft mit Auslandspraktika während des Studiums. Finanziell möglich wurde dies durch den beruflichen Erfolg ihrer Eltern. Da häufig beide Elternteile einer Berufstätigkeit nachgingen, kennen zahlreiche Ypsiloner ihre Eltern eher in der Rolle der überarbeiteten, gestressten Väter und Mütter. Dafür war allerdings stets „genügend Geld da“.
Als Reaktion auf diese Erfahrungen entstand bei der Generation Y die Frage, ob das so sein muss und ob Geldverdienen alleine glücklich macht. Überhaupt ist die Sinnfrage, bzw. die Frage nach dem Spaß einer Tätigkeit ein wesentliches Kennzeichen dieser Y-Generation. Für sie war und ist eine gute Bildung zwar wichtig, im Berufsleben legt sie allerdings mehr Wert auf eine ausgewogene Balance zwischen Leben und Arbeit, als auf einen schnellen Aufstieg und eine Führungskarriere.
Die Gnadenlosigkeit der Demografie
Das so genannte DINK-Modell „double income, no kids“, also „doppeltes Einkommen, keine Kinder“, hat die demografische Situation auf dem Arbeitsmarkt zusätzlich verschärft, so dass gut ausgebildete Ypsiloner sehr begehrt sind. Das gilt insbesondere für händeringend gesuchte Berufsgruppen, wie z.B. Ingenieure. Die nachfolgende Grafik zeigt, wie sich die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter seit 2000 stetig verringert.
Diesen Vorteil kann die Generation Y auf dem Arbeitsmarkt voll ausspielen. Unternehmen sind auf die jungen Absolventen von heute in der Zukunft stärker denn je angewiesen. Da sich die Mitglieder dieser Generation ihres Wertes bewusst sind, können sie sich häufig mit ihren Forderungen durchsetzen.
Dazu gehören zum Beispiel klar definierte Karrierewege, wenngleich die fachliche Zusammenarbeit ohne hierarchische Hindernisse im Vordergrund steht. Dazu ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Wobei der Ypsiloner gerne bereit ist, viel und hart zu arbeiten, dafür aber nach Zeit- und Ortssouveränität strebt. Für ihn gehören Arbeit von Zuhause oder mobile Arbeit zu Selbstverständlichkeiten.
Dabei will die Generation Y genügend Zeit für Familie, Freunde und Gesundheit haben, so dass auch Themen, wie die Unterbringung von Kindern in unternehmenseigenen Einrichtungen sowie firmenfinanzierte Fitnesskurse oder die Chance auf Sabbaticals auf der Wunschliste weit oben stehen.
Alles ist möglich für die Generation Y, warum auch nicht?
Wie es die Generation Y in technischer Hinsicht als Selbstverständlichkeit ansieht, Social Media am Arbeitsplatz zu nutzen, so erwartet sie in persönlicher Hinsicht ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Das gilt auch für Feedback, das sie von ihren Kollegen und Führungskräften regelmäßig erhalten möchte. Allerdings sind die Generationsvertreter nur bereit, dieses anzunehmen, wenn es ihnen passend vermittelt wird bzw. sie den Feedbackgeber respektieren.
Schwächen sagt man der Generation im Bereich des Treffens von „harten personellen Entscheidungen“ nach. Da sie eher eine kooperative und hierarchiefreie Zusammenarbeit schätzen und anstreben, ist das durchaus verständlich. Insofern ist auch der Wille Führungskraft zu werden, bei der Generation Y viel schwächer ausgeprägt als bei der Generation zuvor, die darin oftmals einen erstrebenswerten Statusgewinn für sich sah. Dazu eine Grafik von Spiegel.de:
Wenn der Generation Y ein Arbeitgeber nicht mehr passt, dann ist sie durchaus wechselwillig. Das Angebot ist entsprechend hoch. Die Generation Y ist mit unzähligen Optionen groß geworden und hat eher das Problem der Grenzenlosigkeit. Sie will alles auf einmal, insbesondere Sinn. Insofern ist es sehr passend, dass „Y“ im Englischen wie „why“ (warum) ausgesprochen wird. Noch treffender wäre es, sie sogar „Generation why not“ zu nennen.
Die Generation Chips: Sozial schwache Jugendliche
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Gesagte natürlich nicht für alle Ypsiloner gleichermaßen zutrifft. Ein Fünftel der Generation hat keinen Schulabschluss und zählt zur so genannten „Generation Chips“, in Anlehnung an ein sozial schwaches Elternhaus mit wenig Bildung und hohem TV-Konsum. Den Begriff finde ich persönlich zwar sehr abwertend. Da er aber sowohl im Internet als auch in Büchern in diesem Zusammenhang benutzt wird, habe ich diesen trotzdem in meinen Beitrag übernommen.
Aber in der Wissenschaft und Literatur werden Charakterisierungen ja stets auf Basis von gewissen Pauschalierungen vorgenommen, als Versuch einer Vereinfachung. Insofern gilt diese Einschränkung letztlich für alle aufgezählten Merkmale der jeweiligen Generationen: Sie sollten nie verabsolutiert werden.
Was das Eintreten in den Arbeitsmarkt nun konkret für die Unternehmen bedeutet, könnt Ihr hier lesen.